Mann sucht nach Medikamenten gegen Rückenschmerzen
Rückengesundheit

Welche Medikamente bei Rückenschmerz helfen können

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Tina Heinz (Content Creator (Medical), TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Ursula Marschall (Fachärztin für Anästhesie, Barmer)

Schmerzen im Rücken? Dann: Bewegen, statt sich schonen. Denn Ruhe und eine, oft unbewusste, Schon-Haltung können das Phänomen noch verstärken. Verspüren Sie jedoch so starken Rückenschmerz, dass Sie jede körperliche Aktivität scheuen, ist es sinnvoll, gezielt etwas einzunehmen, etwa eine Tablette gegen Schmerz. Das kann helfen, dem Teufelskreis aus Schmerz und Bewegungslosigkeit, zu entkommen; etwa, indem es Verkrampfungen des Bewegungsapparates löst. Aber welches Medikament ist gegen Rückenschmerz das richtige?

Medikament lindert nur

Wichtig zu wissen: Arzneimittel können mögliche Ursachen Ihrer Beschwerden im Rücken nicht beseitigen. Sie lindern nur vorübergehend die Symptome. So helfen sie Ihnen aber, wieder aktiv zu werden. Daher kann eine Therapie mit Schmerztabletten ergänzend zu einer Bewegungstherapie wirken. Das kommt sowohl bei akuten Rückenschmerzen und bei chronischen infrage.

In jedem Fall sollten Sie eine längerfristige Einnahme von Medikamenten mit Ihrem Arzt abklären. So verhindern Sie, den Magen-Darm-Trakt zu strapazieren oder sogar zu schädigen, was häufig als Nebenwirkung eintritt. Wenngleich die Auswahl, auch an rezeptfreien Schmerzmitteln, groß ist: Fragen Sie Ihren Arzt, welches Präparat für Sie geeignet ist.

Wichtig ist es, mit ihm gerade am Anfang der Behandlung Ziele festzulegen. Mögliche Ziele können neben der Schmerzlinderung auch eine Verbesserung der Gehstrecke oder der Belastbarkeit sein. Vor jeder medikamentösen Therapie erfolgt ein Abgleich mit anderen Medikamenten, die Sie regelmäßig einnehmen müssen. So lassen sich Wechselwirkungen vermeiden. Im Verlauf der Therapie kontrolliert ein Arzt, ob das verschriebene Medikament wirkt, verträglich und nach längerer Einnahme noch notwendig ist.

Schmerzmittel, auch Analgetika genannt, unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Wirkstärke, ihres Wirkmechanismus, der Wirkdauer und auch hinsichtlich der Nebenwirkungen. Deshalb sollten sie immer so niedrig dosiert und so kurz wie möglich eingenommen werden. 

Eine Dauereinnahme von Schmerzmitteln kann problematisch werden. Wenn Sie leichte bis mittelschwere Rückenbeschwerden haben, die Sie bereits kennen, können Sie sich in bestimmten Fällen auch selbst mit freiverkäuflichen Schmerzmitteln behandeln. Auch dann sollten Sie sich nicht scheuen, Arzt oder Apotheker um Rat zu fragen. Hilfreich für die Auswahl kann sein, ob Ihnen ein bestimmtes Mittel früher schon einmal geholfen hat, das Sie auch gut vertragen haben.

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Schmerz hat viele Ursachen  

Bei Rückenschmerz unterscheidet man zwei Arten: Unspezifische und spezifische. Letztere sind, vereinfacht, meist Folge von bestimmten Krankheiten. 

Die akuten Rückenschmerzen, sie zählen zu den unspezifischen, haben ihre Ursache in 

  • Verspannungen,
  • Verkürzungen oder Überdehnen,
  • Verhärtungen und Reizungen von Muskeln, Sehnen und Bändern. 

Diese Mittel können bei Rückenschmerz helfen

Bei unspezifischen Rückenschmerzen ist die Ursache nicht eindeutig erkennbar. Sie verschwinden in der Regel von selbst. Dies trifft auf etwa 85 bis 90 von 100 Betroffenen zu. Haben Sie Kreuzschmerz, also im unteren Bereich der Wirbelsäule, gelingt es meist, die schmerzende Stelle genauer zu bestimmen. Bei diesen Schmerzarten wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin ein Medikament aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NASR) empfehlen. 

Hinter diesem sperrigen Namen stehen Wirkstoffe ohne Kortison oder einen Steroid-Hormon-Anteil. Beispiele für NSAR sind Ibuprofen, Diclofenac (enthalten etwa im Voltaren-Schmerzgel oder der Tablette Voltaren Dolo) oder Naproxen. Sie wirken schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend. Und eignen sich sehr gut, wenn entzündliche Vorgänge den Schmerz auslösen. Für diese Wirkstoffe gelten Tages-Maximaldosierungen:

  • Ibuprofen: 1200 Milligramm (bis 400 Milligramm-Tabletten ohne Rezept erhältlich)
  • Diclofenac: 100 Milligramm (verschreibungspflichtig ab 25 Milligramm)
  • Naproxen: je nach Erkrankungsschwere 750 Milligramm (verschreibungspflichtig)

Zeigt sich bei der Therapie von nicht-spezifischen starken Schmerzen keine Besserung, kann Ihr Arzt die Dosis kurzzeitig erhöhen auf 2400 Milligramm Ibuprofen, 150 Milligramm Diclofenac oder 1250 Milligramm Naproxen pro Tag.

Ob einer der genannten Wirkstoffe besser wirkt als die anderen, lässt sich aus den vorliegenden Studiendaten nicht ableiten. Die möglichen Nebenwirkungen der Nicht-steroidalen Antirheumatika betreffen vor allem Magen und Darm: Magenschmerzen, Übelkeit, Schleimhautreizungen bis hin zu Magen-Darm-Blutungen. 

Auch die Nierenfunktion können sie beeinträchtigen. Zur Vorbeugung vor Magen-Schleimhautschäden kann der Arzt zusätzlich ein Medikament verordnen, das die Magensäureproduktion hemmt. Paracetamol ist ebenfalls bekannt als Schmerzmittel. Studien haben jedoch ergeben, dass Paracetamol bei chronischem Schmerz im Rücken keinen Effekt hat.

Opioide

Opioide kommen bei besonders starken Schmerzen zum Einsatz. Sie helfen auch gegen starke Rückenschmerzen, die sich dumpf, drückend und ziehend anfühlen. Opioide sind immer verschreibungspflichtig. Bekanntester Vertreter dieser Wirkstoffgruppe ist das Morphin. Auch Tramadol, Oxycodon und Hydromorphon gehören hierzu. Opioide wirken nicht entzündungs-, sondern vor allem schmerzhemmend. Bei Rückenschmerz, der sowohl spitz, als auch ziehend ist, können sie in Kombination mit NSAR verschrieben werden. 

Schwindel, Übelkeit und auch Müdigkeit sind Nebenwirkungen der Opioide. Sie treten meist zu Therapiebeginn auf. In der Einstellungsphase ist die Fahrtüchtigkeit eingeschränkt. Bei stabiler Tablettendosis kann wieder ein Fahrzeug geführt werden. Höhere Dosierungen können zur Verstopfung führen, die während der gesamten Einnahmedauer anhalten kann. Dagegen helfen ballaststoffreiche Kost, viel Trinken und bei hartnäckigen Beschwerden auch medikamentöse Unterstützung.

Die Opioid-Behandlung sollte regelmäßig überprüft werden: bei akutem Kreuzschmerz spätestens nach vier Wochen, bei dauerhaften Schmerzen spätestens nach drei Monaten. Um eine Überdosierung zu vermeiden, ist es besonders wichtig, die Anwendungshinweise des behandelnden Arztes oder der Ärztin einzuhalten. Opioide gibt es auch als Pflaster. Sie kommen nur in einer stabilen Schmerzsituation zum Einsatz oder wenn Patienten zudem an Schluckstörungen leiden.

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Muskel-Entspanner

Verkürzte oder verspannte Muskeln im Nacken- oder Schulterbereich sind oft Ursache für Rückenschmerz. Hier können Muskel-Entspanner helfen, auch Muskelrelaxanzien genannt. Sie wirken an der Muskulatur und im zentralen Nervensystem. Die Relaxanzien sind verschreibungspflichtig. Sie sollen nur kurzfristig bei starken akuten  Schmerzen eingesetzt werden, wenn andere Medikamente oder Methoden nicht ausreichend wirken. Bei chronischem Kreuzschmerz kommen sie nicht zum Einsatz. Präparate zur Muskelentspannung können Müdigkeit oder Benommenheit zur Folge haben und die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen.

Antidepressiva

Sind auch die Nerven im Bereich der Wirbelsäule betroffen, können dumpfe, drückende und ziehende Beschwerden die Patienten quälen und ihnen den Schlaf rauben. In diesen Fällen können Antidepressiva in sehr niedriger Dosis zusätzlich zu anderen Schmerzmitteln eingesetzt werden. Einige dieser Mittel sind auch zur Behandlung chronischer Schmerzen zugelassen und können daher Teil des Behandlungskonzeptes sein. 

Zu den wichtigsten Nebenwirkungen gehören, besonders in der Einstellungszeit, Übelkeit, Mundtrockenheit und manchmal auch Schwindel. Wegen potentieller Wechselwirkungen auf den Herzrhythmus sind regelmäßige EKG- und Laborkontrolle wichtig. Die einschlaffördernde Wirkung ist zu Therapiebeginn angenehm, lässt aber im Verlauf der Behandlung etwas nach.

Antiepileptika

Ursprünglich als Mittel gegen Krampfanfällen entwickelt, helfen Antiepileptika inzwischen auch gegen Nervenschmerzen. Speziell, wenn diese einschießend und elektrisierend sind oder Kribbelgefühle „wie Ameisenlaufen“ hervorrufen. Bei unspezifischen Kreuzschmerzen kommen sie nur im Einzelfall zum Einsatz.

Salben und Pflaster

Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAR gibt es als Salbe und  Wärme-Pflaster oder auch als Gel mit kühlendem Effekt. Ihre Wirksamkeit ist bei chronischen Schmerzen zwar nicht ausreichend wissenschaftlich belegt, dennoch empfinden viele Rückenschmerz-Patienten solche Präparate als angenehm. Weil Cremes und Pflastern mit NSAR als Nebenwirkung allergische Reaktionen der Haut hervorrufen können, ist eine Langzeitanwendung nicht gut.

Krankheiten als Ursache für Rückenschmerz

Gibt es eine bestimmte körperliche Ursache so spricht man von spezifischen Rückenschmerzen. Das kann ein Bandscheibenvorfall sein, eine Skoliose, also Verbiegung der Wirbelsäule. Auch Abnutzung, Verletzungen, Entzündungen oder Krankheiten zählen dazu. Etwa das ISG-Syndrom oder Morbus Bechterew. Beide können zu chronischem Rückenschmerz führen. 

Häufig sind Leiden im Bereich der Lendenwirbelsäule, also dem unteren Rücken, weshalb sie als Kreuzschmerz empfunden werden. Rund ein Viertel davon haben ihre Ursache im Ischiasnerv und im Kreuzbein-Darmbein-Gelenk. Das nennt man auch Illiosakral-Gelenk. Es verbindet, über Bänder das Becken mit der Wirbelsäule. Knochenbruch, Bandscheibenvorfall oder auch Fehlhaltung können Ursache sein, wenn das ISG mit Schmerz reagiert. 

Mithilfe von Physiotherapie kann das Gelenk entlastet werden. Auch Spritzen mit entzündungshemmenden und schmerzstillenden Wirkstoffen sind beim ISG-Syndrom hilfreich. Morbus Bechterew kann ebenfalls Ursache für ISG-Schmerzen sein. Die rheumatische Krankheit führt zum Versteifen von Gelenken. Bei Bechterew-Patienten sind dies vor allem Kreuz- und Darmbeingelenke sowie Brust- und Lendenwirbelsäule. Auch hier sind NSAR Teil der medikamentösen Behandlung.

Was gegen Rückenschmerz auch hilft

Ein rückenfreundlicher Alltag hilft, den Schmerz in Schulter, Nacken im Alltag frühzeitig zu verhindern. Akupunktur kann bei chronischem Rückenschmerz wirken.

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