Zimtstangen und gemahlener Zimt auf einem Holztisch
Ernährung

Zimt: Wie gesund ist das leckere Gewürz?

Lesedauer unter 8 Minuten

Redaktion

  • Kathrin Schwarze-Reiter (Medizinjournalistin, Nerdpol – Redaktionsbüro für Medizin- und Wissenschaftsjournalismus)

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Martin Waitz (Arzt, medproduction GmbH)

Ein bisschen Zimt gehört zu vielen Gerichten einfach dazu: Eine Prise verfeinert Milchreis oder Pfannkuchen, und in Zimtschnecken muss er sowieso rein. Selbst manche Pastagerichte schmecken besser, wenn ein Hauch des braunen Pulvers darüber gestreut wird. Aber das Gewürz schmeckt nicht nur herrlich weihnachtlich, der gemahlenen Rinde werden auch echte Superkräfte nachgesagt: Sie soll gegen Bluthochdruck, Haarausfall und überflüssige Pfunde helfen. Doch stimmt das wirklich? Zu viel Zimt kann auch schädlich sein.

Zimt riecht nach Weihnachten, nach Gemütlichkeit und Kindheit. Die braunen Rollen aus der Baum-Rinde gehören irgendwie selbstverständlich zur kalten Jahreszeit dazu. Zimtschnecken, Kakao mit Zimt, Milchreis mit einer Prise Zimt, Pfannkuchen mit Zimt und Zucker – das herb-pudrig schmeckende Gewürz ist aus unserer Küche – vor allem der Nachspeisenküche – nicht mehr wegzudenken.

Dabei war es früher außerordentlich kostbar und musste beschwerlich eingeschifft werden. Auch heute noch werden ihm besondere Fähigkeiten nachgesagt: Es soll gegen Bluthochdruck, Kopfschmerzen und Darmbeschwerden helfen. Doch was ist da dran? Ist das bräunliche Gewürz wirklich nicht nur lecker, sondern auch ein Heilmittel? Und warum sollte man nicht zu viel davon essen, ab wann wirkt es gesundheitsschädigend?

Was ist Zimt überhaupt?

Zimt wird aus der Rinde spezieller Bäume gewonnen und zwar aus der dünnen Bastschicht der dickeren Äste. Wenn die Rinde mit Messern heruntergeschält wird, rollt sie sich von selbst zusammen. Sechs bis zehn Rollen der Rinde werden ineinandergeschoben, damit die Zimtrolle schön stabil ist. Dann wird sie getrocknet. Je dünner die einzelnen Rindenschichten sind, umso feiner ist angeblich das Aroma des Zimts und umso besser seine Qualität.

In welchen Formen kann man Zimt kaufen?

Meist kauft man Zimt als Stange – diese kann man dann im Ganzen zum Beispiel in Heißgetränke einlegen, um sie aromatischer zu machen, oder man kann sie mit einer Raspel selbst frisch mahlen. Zimt gibt es aber auch bereits fertig gemahlen als braunes Pulver. Außerdem kann man heute Zimtblüten, Zimttee oder Zimtöl kaufen. 

Woher stammt Zimt?

Echter Zimt wird nur aus der Rinde des Ceylon-Zimtbaumes hergestellt. Da die Nachfrage nach dem Gewürz aber so stark anstieg, nutzt man heute auch die Zimtkassie (chinesischer Zimtbaum) – diesen Zimt nennt man chinesischen Zimt oder Cassia-Zimt. Manchmal werden auch Pflanzen wie das Indische Lorbeerblatt verwendet, die Zimt-ähnlich schmecken.

Der Ceylon-Zimtbaum wird zwischen sechs und zehn Meter hoch und verliert nie seine Blätter. Er gehört zu den Lorbeergewächsen. Aus Sri Lanka kommt angeblich der Zimt mit der besten Qualität. Inzwischen wird das Gewürz aber auch aus Süd- und Südostasien, von Madagaskar und den Seychellen zu uns nach Europa geliefert. Im Jahr 2020 wurden mehr als 200.000 Tonnen Zimt hergestellt und verkauft. 

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Welche Arten von Zimt gibt es?

Viele Zimtstangen, die man günstiger im Supermarkt kaufen kann, sind Cassia-Zimt aus der Zimtkassie. Man nennt sie chinesischen Zimt – doch genau genommen sind sie kein echter Zimt und sie enthalten mehr Cumarin, das in großen Mengen gesundheitsschädlich sein kann. Der echte Zimt wird nur aus dem Ceylon-Zimtbaum hergestellt, der meist auf Sri Lanka wächst – dieser Zimt enthält kaum Cumarin.

Tipp: So kann man sie unterscheiden

Die echten Zimtstangen aus Ceylon-Zimt sind aus vielen dünnen Schichten zusammengerollt. Die Cassia-Zimtstangen, der chinesische Zimt, haben eine dickere Rindenschicht und in der Mitte einen Hohlraum.

Woher kommt der besondere Geschmack von Zimt?

Zimt schmeckt derart intensiv, weil der Zimtbaum ein Öl bildet, das zu 65 bis 75 Prozent aus Zimtaldehyd besteht – außerdem ist im Ceylon-Zimt etwa fünf Prozent Eugenol und im Cassia-Zimt 0,3 Prozent Cumarin enthalten. Cumarin schmeckt herb-würzig und kommt im Ceylon-Zimt nur in einer extrem geringen Menge vor. 

Seit wann essen wir Zimt?

Früher waren Gewürze wie Zimt unheimlich kostbar – und auch heute ist er nicht billig. Bereits die Ägypter sollen ihn zum Einbalsamieren ihrer Toten, als Gewürz und Räuchermittel verwendet haben.

Der griechische Geschichtsschreiber Herodot schrieb, dass in Arabien Zimt und Kassia zusammen mit Weihrauch, Myrrhe und Labdanum wuchsen und von geflügelten Schlangen bewacht wurden. Der griechische Arzt Hippokrates lobte seine medizinische Wirkung und die Römer verehrten ihn als Aphrodisiakum – also als luststeigendes Mittel. 

Zimt war früher für die normale Bevölkerung unerschwinglich – laut dem römischen Geschichtsschreiber Plinius dem Älteren kostete ein römisches Pfund (327 Gramm) Kassia oder Zimt bis zu 1500 Denare, was dem Lohn von fünfzig Monaten Arbeit entspricht. Zimt wurde daher als edles Geschenk für Könige und als Opfergabe für Götter benutzt.

Zunächst brachten arabische Händler das Gewürz nach Europa. Venedig war der Hauptumschlagplatz, später handelten die Portugiesen, Niederländer und Briten damit. Woher der Zimt kam, wurde meist geheim gehalten, daher rankten sich Mythen um seine Herkunft – so erzählte man sich, dass Vögel ihre Nester aus Zimtstangen bauen würden und die Händler ihnen das Nest stehlen müssten, um an die Leckerei zu kommen. Damals sagte man noch Zimmet oder Zinnamon zu dem Gewürz. 

Ist Zimt gesund?

Zimt werden viele gesundheitsfördernde Eigenschaften nachgesagt, die zum Teil auch in medizinischen Studien nachgewiesen sind. Belegt ist, dass Zimt den Appetit anregt und die Darmtätigkeit fördert. So kann es die Speisen bekömmlicher machen und einem Völlegefühl entgegenwirken. Dass Zimt aber auch gegen Fußpilz und Haarausfall wirkt, dafür gibt es keine wissenschaftlichen Beweise. Vor allem der Cassia-Zimt enthält aber auch den in größeren Mengen schädlichen, sekundären Pflanzenstoff Cumarin.

So genannte Superfoods gibt es nicht nur in fernen Ländern – auch vor unserer Haustür gibt es Nahrungsmittel mit vielen gesundheitsförderlichen Inhaltstoffen, die keine langen Transportwege zurück legen müssen.

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Ist das Cumarin im Zimt schädlich?

Cassia-Zimt enthält viel Cumarin. Dieser Inhaltsstoff kann bei hohen Mengen die Leber schädigen und krebserregend wirken, urteilt das Bundesinstitut für Risikobewertung.

Daher sollte man gerade Zimtpräparate wie Kapseln oder Tabletten, die Cassia-Zimt enthalten, nicht einnehmen. Vor allem bei kleinen Kindern ist der Grenzwert relativ schnell erreicht. Und Cumarin steckt auch in anderen Quellen, zum Beispiel in Kosmetika.

Diese Warnung gilt nicht, wenn man Ceylon-Zimt über seine Speisen streut, denn er enthält kaum Cumarin.

Ist Zimt gesund für Menschen mit Diabetes?

Tatsächlich haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass Inhaltsstoffe des Zimts den Blutzuckerspiegel beeinflussen und die Freisetzung des Hormons Insulin erhöhen. Außerdem wird das Fettgewebe, die Muskulatur und die Leber angeregt, sensibler auf Insulin zu reagieren und mehr Glukose aufzunehmen. 

Jedoch kamen Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen, ob sich Zimt positiv oder negativ auf den Stoffwechsel von Menschen mit Diabetes mellitus auswirkt. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft rät Menschen mit Diabetes daher davon ab, Präparate mit Zimt (Kapseln oder Tabletten) einzunehmen oder übermäßig Zimt zu essen.

Cassia-Zimt enthält viel Cumarin, das in großen Mengen krebserregend und leberschädigend sein kann. Auch gibt es Hinweise darauf, dass Zimtpräparate die Wirkung von blutzuckersenkenden Medikamenten verstärken und so eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) begünstigen können. Geringe Mengen an Zimt – vor allem aus Ceylon-Zimt – auf dem Milchreis oder im Pfannkuchen sollen aber unbedenklich sein. Sinnvoll ist es dennoch, bei seinem Diabetologen oder der Diabetologin nachzufragen. 

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Kann man mit Zimt abnehmen?

Medizinische Studien zeigten eine verdauungsanregende Wirkung. Im Tierversuch veränderten die Inhaltsstoffe der Zimt-Rinde, vor allem die Polyphenole, langfristig die Zusammensetzung des Mikrobioms – also der Darmflora – und reduzierten über diesen Mechanismus Übergewicht und Diabetes. 

Eine Meta-Studie, die zwölf Studien verglich, sah zumindest eine gewisse Auswirkung auf das Körpergewicht, den BMI, den Taillenumfang und die Fettmasse bei Menschen, die jünger als 50 Jahre alt waren und einen BMI von mehr als 30 zu Beginn der Studie aufwiesen, wenn sie Zimt-Präparate einnahmen. Die Dosis betrug im Versuch 2 Gramm Zimt pro Tag über 12 Wochen. Allerdings rät das Bundesinstitut für Risikobewertung derzeit generell von der Einnahme von Zimt-Nahrungsergänzungsmitteln ab.

Wer abnehmen möchte, sollte sich daher nicht auf den Verzehr von Zimt oder Zimt-Präparaten verlassen. Unsere Tipps zum Abnehmen mit gesunder Ernährung helfen bei einer dauerhaften Ernährungsumstellung. Sie möchten wissen, ob Ihr BMI zu hoch oder im Rahmen ist? Finden Sie es sekundenschnell heraus – mit unserem BMI-Rechner.

Darf man Zimt in der Schwangerschaft essen?

In der Schwangerschaft oder in der Stillzeit sollten Frauen keine Zimt-Präparate mit Cassia-Zimt einnehmen, weil die Wirkung auf das Kind nicht abschließend beurteilt werden kann. Geringe Mengen an Ceylon-Zimt im Essen sollen jedoch unbedenklich sein.

Wie dosiert man Zimt richtig?

Erwachsene essen nur selten mehr als die gesundheitsgefährdende Menge an Cassia-Zimt, der das leberschädigende und vermutlich krebserregende Cumarin enthält – so urteilt das Bundesinstitut für Risikobewertung. Die tolerierbare Dosis von Cumarin (TDI-Wert) liegt bei 0,1 mg pro kg Körpergewicht. 

Doch: Bei Kleinkindern ist die Grenze relativ schnell erreicht. So sollte ein Kind mit 15 Kilogramm Gewicht nicht mehr als 0,5 g Cassia-Zimt essen – das ist ungefähr so viel wie 30 g Zimtsterne (circa 6 kleine Zimtsterne) oder 100 g Lebkuchen täglich. Bei einem Erwachsenen ist der Wert mit 2 g Cassia-Zimt täglich ausgeschöpft – das wären ungefähr 24 kleine Zimtsterne oder 400 g Lebkuchen. Klar: Diese Lebensmittel enthalten neben Zimt auch viele Kalorien und eine Menge Zucker – allein deswegen lohnt es sich, das tägliche Zimt-Limit nicht auszureizen.

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Vorsicht: Cumarin kann auch aus anderen Quellen, zum Beispiel aus Kosmetika, kommen. Wer sehr gerne Zimt isst, sollte lieber den „echten“ Ceylon-Zimt kaufen – er enthält kaum Cumarin. 

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