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Bornavirus: Wie gefährlich ist es für Menschen?

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Redaktion:

Dr. rer. nat. Clara Neuhaus (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Philipp Kirn (Arzt, Content Fleet GmbH)

Das Bornavirus ist Ihnen möglicherweise bereits aus den Nachrichten bekannt: Obwohl hauptsächlich Nutztiere wie Pferde und Schafe von Bornaviren betroffen sind, kommt es in seltenen Fällen auch zu Infektionen beim Menschen. Welche Bornaviren für den Menschen gefährlich sind, wie eine Ansteckung erfolgt und worauf besonders in Risikogebieten geachtet werden sollte.

Auf einen Blick

  • Definition: Bornaviren verursachen hauptsächlich Erkrankungen bei Tieren. Jedoch sind zwei Virusstämme bekannt, die auch für den Menschen gefährlich werden können.
  • Ursachen: Überträger des klassischen Bornavirus sind Feldspitzmäuse. Ein weiteres Bornavirus wird durch exotische Hörnchen übertragen. Sowohl Mäuse als auch Hörnchen erkranken nicht selbst an dem Virus, sondern übertragen es lediglich.
  • Verbreitung: Das Bornavirus tritt in Teilen von Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein auf. In Deutschland liegen die Risikogebiete vor allem in Bayern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
  • Symptome: Das Bornavirus löst eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) aus, die sich durch Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Verhaltensauffälligkeiten, Sprach- und Bewegungsstörungen äußern kann und fast immer lebensgefährlich ist.
  • Diagnose: Eine Infektion mit dem Bornavirus kann erst im fortgeschrittenen Stadium anhand von molekularbiologischen Verfahren nachgewiesen werden.
  • Prävention: Obwohl Ansteckungen mit dem Bornavirus sehr selten sind, sollten insbesondere Personen in Risikogebieten den Kontakt zu Spitzmäusen und deren Ausscheidungen vermeiden.

Definition: Was ist das Bornavirus?

Bornaviren sind vor allem für Infektionen bei Tieren bekannt, sie können jedoch in seltenen Fällen auch auf den Menschen übertragen werden und zählen damit zu den zoonotischen Erregern. Im Jahr 2016 konnte erstmals eine Erkrankung durch das Bornavirus beim Menschen nachgewiesen werden. Bislang sind zwei verschiedene Bornaviren bekannt, die Menschen infizieren können:

  • Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) zählt als klassisches Bornavirus und ist bereits seit dem 19. Jahrhundert als Erreger der sogenannten Borna´schen Krankheit bei Nutztieren bekannt.
  • Variegated Squirrel Bornavirus (VSBV-1) wurde erstmals 2015 in Bunthörnchen entdeckt. In Deutschland wurde das Virus bislang nur bei exotischen Hörnchen in Gefangenschaft wie dem Schönhörnchen, nicht aber bei wildlebenden Eichhörnchen nachgewiesen.

Der Name des Virus und der Erkrankung stammt von der sächsischen Stadt Borna. Dort erkrankten Ende des 19. Jahrhunderts besonders viele Pferde an der später Borna'sche Krankheit genannten Erkrankung.

Ursachen: Wie infizieren sich Menschen mit dem Bornavirus?

Eine Infektion von Menschen mit dem klassischen Bornavirus BoDV-1 ist äußerst selten. Schätzungen zufolge treten in Deutschland jährlich nur etwa fünf bis zehn Fälle auf. Die seltene Feldspitzmaus ist der Überträger des klassischen Bornavirus. Diese Tiere sind lebenslange Virusträger, ohne dass bei ihnen die Krankheit ausbricht. Ob weitere Spitzmausarten das Virus ebenfalls übertragen können, ist bislang ungeklärt.

Infizierte Feldspitzmäuse scheiden das Virus über Speichel, Kot und Urin aus. Zur Ansteckung kommt es in den meisten Fällen nicht durch direkten Kontakt mit der Feldspitzmaus, sondern vermutlich durch eine unbeabsichtigte Berührung der Ausscheidungen.

Aufgrund des Lebensraums der Feldspitzmaus ist das Risiko einer Ansteckung in ländlichen Regionen erhöht. Bislang konnten in Studien jedoch keine Berufe oder Hobbys identifiziert werden, die mit einem erhöhten Risiko für eine Ansteckung mit dem Bornavirus einhergehen. Auch Personen, die Katzen halten, haben kein höheres Risiko, sich mit dem Bornavirus zu infizieren. 

Menschen und andere Säugetiere als die Feldspitzmaus, die sich mit dem Virus infizieren, sind nach aktuellem Kenntnisstand nicht ansteckend. Das heißt, sie können das Bornavirus nicht übertragen. Daher werden sie als Fehlwirte oder Sackgassenwirte bezeichnet.

Das Bornavirus wird wahrscheinlich indirekt über Kot, Urin und Speichel der Feldspitzmaus übertragen. Infektionen beim Menschen sind selten.

Das Bornavirus wird wahrscheinlich indirekt über Kot, Urin und Speichel der Feldspitzmaus übertragen. Infektionen beim Menschen sind selten.

Die Bornavirus-Form VSBV-1, die bei Bunt- und Schönhörnchen auftritt, führte bisher nur in wenigen Fällen zu einer Ansteckung von Menschen. Hier hatten die infizierten Personen aufgrund der Zucht oder Pflege der Hörnchen direkten Kontakt zu den Tieren. Möglich ist, dass sie sich über Biss- oder Kratzverletzungen angesteckt haben.

Verbreitung: Wo tritt das Bornavirus auf?

Das Risikogebiet für das klassische Bornavirus BoDV-1 beschränkt sich bislang auf bestimmte Regionen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein. In Deutschland wurden die meisten Fälle bisher in ländlichen Gebieten Bayerns dokumentiert. Gehäufte Infektionen traten auch in Sachsen-Anhalt und Brandenburg auf.

Das Bornavirus VSBV-1 konnte bereits bei in Gefangenschaft gehaltenen Hörnchen in Deutschland, den Niederlanden und Kroatien nachgewiesen werde. Der genaue Ursprung des Virus ist jedoch nicht geklärt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass das Bornavirus VSBV-1 ursprünglich von dem in Südostasien beheimateten Prevost-Hörnchen stammen könnte.

Eine Spitzmaus auf einer Wiese

Feldspitzmäuse sind Überträger des Bornavirus. Insbesondere in BoDV-1-Risikogebieten sollte man sie und ihre Ausscheidungen nicht berühren.

Symptome: Welche Anzeichen treten nach einer Infektion mit dem Bornavirus auf?

Eine Bornavirus-Infektion kann Menschen aller Altersgruppen und jeden Geschlechts betreffen. Sämtliche bislang dokumentierten Fälle führten zu einer schweren Gehirnentzündung (Enzephalitis). Die ersten Anzeichen treten erst drei bis vier Monate nach dem Kontakt mit dem Bornavirus auf. Dazu gehören:

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Allgemeines Krankheitsgefühl
  • Verhaltensauffälligkeiten
  • Sprachstörungen
  • Störungen im Bewegungsablauf

Im weiteren Verlauf fallen die Betroffenen in der Regel ins Koma und versterben in den meisten Fällen nach einem bis vier Monaten. Eine spezielle Therapie gegen das Bornavirus gibt es bisher nicht. Die Enzephalitis lässt sich nur symptomatisch zum Beispiel mithilfe von Schmerzmitteln und fiebersenkenden Mitteln behandeln. Die Betroffenen müssen intensivmedizinisch versorgt werden.

Diagnose: Wie wird das Bornavirus festgestellt?

Eine Bornavirus-Infektion lässt sich zumeist erst im fortgeschrittenen Krankheitsstadium nachweisen. Ein Frühtest steht nicht zur Verfügung.

Ein Test auf das Bornavirus sollte bei Enzephalitis durchgeführt werden, wenn die Person sich zuvor in Verbreitungsgebieten des Virus aufgehalten hat oder mit exotischen Hörnchen in Berührung gekommen ist.

In der Nervenflüssigkeit und Gewebe aus dem Gehirn kann die RNA, das Erbgut des Bornavirus, mittels eines PCR-Tests nachgewiesen werden. Eine andere Methode ist der Nachweis von bestimmten Eiweißen, sogenannten Antikörpern, im Blutserum und der Nervenflüssigkeit. 

Prävention: Wie lässt sich eine Infektion mit dem Bornavirus vermeiden?

Die Wahrscheinlichkeit einer Bornavirus-Infektion ist aufgrund der geringen Fallzahlen sehr niedrig. Dennoch sollten insbesondere in BoDV-1-Risikogebieten einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden:

  • Spitzmäuse und deren Ausscheidungen nicht berühren
  • Bei direktem Kontakt mit Spitzmäusen oder deren Ausscheidungen: sofort Hände waschen und desinfizieren, anschließend duschen und Kleidung wechseln
  • Keine Nahrungsquellen für Spitzmäuse bereitstellen: Katzen- oder Hundefutter nicht im Freien stehen lassen, um die Tiere nicht anzulocken
  • Tote Spitzmäuse in Risikogebieten sicher entsorgen: Schutzausrüstung tragen (Einmalhandschuhe, Schutzbrille, FFP2-Maske), Kadaver vorab mit Reinigungsmittel besprühen, damit kein virushaltiger Staub aufgewirbelt wird, in verschlossener Plastiktüte über den Restmüll entsorgen und betroffene Fläche desinfizieren
  • Bei Kontakt von Katzen mit Spitzmäusen: direkten Kontakt zur Katze für mehrere Stunden vermeiden

Personen, die Bunt- oder Schönhörnchen halten, wird empfohlen, ihre Tiere regelmäßig auf das Bornavirus VSBV-1 testen zu lassen. So kann vermieden werden, dass sich Menschen im Umgang mit den Hörnchen anstecken.

Literatur und weiterführende Informationen


 

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