Eine junge Frau nutzt eine Infrarot-Lampe
Schmerzen

Infrarotlicht: Echte Wirkung oder nur schöner roter Schein?

Lesedauer weniger als 7 Min

Redaktion:

Philipp Kirn (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung:

Dr. med. Madeleine Vinnemeier (Ärztin, Content Fleet GmbH)

Drei spannende Fakten zur Wirkung von Infrarotlicht

Wärmende Strahlung

Infrarotlicht ist eine elektromagnetische Strahlung. Wir können sie eigentlich nicht sehen, aber als Wärme spüren. Infrarotlichtgeräte machen die Strahlung durch rotes Licht sichtbar.

Medizinische Wirkung

Infrarotlicht wird seit Jahrzehnten medizinisch genutzt: Es lockert Muskeln, fördert die Durchblutung und lindert Schmerzen. Entscheidend sind richtige Anwendung und ärztliche Beratung.

Was Infrarotlicht nicht kann

Hautverjüngung? Abnehmen mit Rotlicht? Das versprechen Influencerinnen und Influencer auf Social Media. Belege dafür gibt es keine, aber es drohen Nebenwirkungen.

Es wärmt angenehm und soll schon fast ein Wundermittel sein: Infrarotlicht ist ein Teil des Sonnenlichts, lässt sich aber über Rotlichtlampen und Infrarotkabinen auch gezielt zur Bestrahlung von Körperbereichen einsetzen. Auf Social Media feiern es Influencerinnen und Influencer als Multitalent, das eine Verbesserung des Hautbilds bewirkt, Schmerzen und Entzündungen lindert und sogar überschüssige Kilos schmelzen lässt. Aber stimmt das? Zeit für einen Blick hinter die roten Lampen – und auf die echte Wirkung von Infrarotlicht.

Infrarotlicht: Was ist das eigentlich?

Ob die Sonne unsere Haut erwärmt oder eine Infrarotlampe auf dem Tisch uns anstrahlt – es handelt sich um dasselbe Prinzip: Infrarotlicht ist als eine elektromagnetische Strahlung ein natürlicher Teil des Sonnenlichts. Anders als sichtbares Licht können wir es zwar nicht optisch wahrnehmen, aber wir spüren es als Wärme.

Auf Social Media wird Infrarotlicht als wahrer Alleskönner beworben: Es soll die Haut verjüngen, Fettzellen zum Schmelzen bringen und auch gegen Entzündungen und Verspannungen helfen. Die beiden letzten Punkte haben durchaus ihre Berechtigung, denn in Medizin und Physiotherapie wird Infrarotlicht schon lange eingesetzt, zum Beispiel bei Verspannungen, Arthrose (Gelenkverschleiß), rheumatischen Beschwerden und zur Unterstützung der Wundheilung.

Doch Vorsicht: Während auf Social Media gern von „Hautverjüngung“ und sogar „Fettverbrennung durch Infrarotlicht“ die Rede ist, gibt es für solche Effekte keinerlei wissenschaftliche Belege.

So angenehm die Wärme ist: Eine falsche oder übermäßige Nutzung von Infrarotlampen birgt Risiken. Sich zu lange und aus zu kurzer Distanz von einer Lampe bestrahlen zu lassen, kann zu Hautverbrennungen, Überhitzung und sogar Augenschäden führen. 

Wirkung von Infrarotlicht: Was macht es mit unserem Körper?

Trifft Infrarotlicht auf unsere Haut und darunterliegendes Gewebe, werden die Moleküle in diesen Bereichen in Schwingung versetzt – und genau das empfinden wir als angenehme Wärme. Dieser Effekt ist der Schlüssel für die therapeutische Nutzung in Medizin und Physiotherapie. Wärme weitet die Blutgefäße in Haut, Muskeln und Gelenken, regt dort den Stoffwechsel an und verbessert die Durchblutung. So lassen sich Verspannungen lösen, Schmerzen bei chronischen Gelenkentzündungen wie zum Beispiel Rheuma lindern und die Wundheilung fördern. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Wärme Ihre Beschwerden lindert, können Sie Infrarotlicht nutzen. Spüren Sie jedoch, dass es Ihnen nicht guttut, sollten Sie auf die Anwendung verzichten. Die Wärmewirkung lässt sich auf unterschiedliche Weise nutzen: lokal durch Infrarotlampen, die gezielt auf eine Körperregion gerichtet werden, und in speziellen Infrarotkabinen, die den ganzen Körper bestrahlen. Je nach Methode kann die Behandlung in einer Praxis oder Klinik oder bequem zu Hause erfolgen.

Infrarotlicht findet in der Medizin nicht nur als Therapieform Anwendung, sondern auch in der Diagnostik. Die sogenannte Infrarot-Thermografie macht die vom Körper natürlich durch Stoffwechselprozesse erzeugte Wärme sichtbar. Auf diesen Wärmebildern lassen sich dann zum Beispiel Entzündungen im Knie und ebenso auffällige Veränderungen wie Tumoren in inneren Organen erkennen.

Infrarotlicht kann zum Beispiel dabei helfen, Schmerzen zu lindern oder die Heilung von Wunden zu unterstützen. Wenn es aber falsch angewendet wird, kann es auch negative Folgen wie Verbrennungen oder Schäden an den Augen haben.

Infrarotlicht kann zum Beispiel dabei helfen, Schmerzen zu lindern oder die Heilung von Wunden zu unterstützen. Wenn es aber falsch angewendet wird, kann es auch negative Folgen wie Verbrennungen oder Schäden an den Augen haben.

Infrarotlicht auf Social Media: Was ist dran am Hype im Netz?

Die in den sozialen Medien beworbenen Effekte von Infrarotlicht klingen fast zu schön, um wahr zu sein – doch erstaunlich viele dieser Effekte halten einer wissenschaftlichen Überprüfung tatsächlich stand. 

Richtig angewendet, kann Infrarotlicht bei unterschiedlichen Beschwerden unterstützen:

  • Schmerz- und Wärmetherapie: Bei Muskelverspannungen und Gelenkschmerzen wird Infrarotlicht gezielt in der Medizin eingesetzt, um die Beschwerden zu lindern.
  • Förderung der Wundheilung: Der Einsatz von speziellen Infrarotlichtgeräten in Kliniken und Praxen kann die Durchblutung und Sauerstoffversorgung im Gewebe verbessern, die Zellaktivität stimulieren und dadurch den Heilungsprozess von Wunden beschleunigen.

Doch nicht alles, was auf Social Media kursiert, ist wissenschaftlich belegt:

  • Anti-Aging-Effekt? Studien zeigen bislang keinen verjüngenden Einfluss auf die Haut. Im Gegenteil: Eine übermäßige Bestrahlung mit Infrarot kann die Hautalterung sogar beschleunigen.
  • Abnehmen mit Infrarotlicht? Ein Einfluss auf den Fettstoffwechsel wurde bislang nicht nachgewiesen.
  • Universalheilmittel? Infrarotlicht ist kein Wundermittel. Bei akuten Entzündungen, Fieber und bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann es sogar schädlich sein.

Auch das Bundesamt für Strahlenschutz warnt: „Pauschale Heilsversprechen oder Aussagen wie ‚besser als Sonnenlicht‘ sind aus wissenschaftlicher Sicht nicht belastbar und können die Komplexität des Strahlungsspektrums irreführend vereinfachen“, so eine Sprecherin des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS). Sie ergänzt: „Die Wirkung von Wärmeanwendungen hängt stark von Faktoren wie Dosis, Dauer und der individuellen gesundheitlichen Konstitution ab.“

Die Gesichter einer alten und einer jungen Person in Nahaufnahme nebeneinander.

Wer auf Anti-Aging-Effekte einer Infrarot-Behandlung hofft, dürfte enttäuscht werden – bisher konnten Studien keine hautverjüngende Wirkung feststellen.

Risiken und Nebenwirkungen erklärt: Was ist zu beachten?

Auch wenn Infrarotlicht angenehm ist, risikofrei ist es nicht. Die Wärmestrahlung kann zu verschiedenen Nebenwirkungen führen, wenn sie nicht korrekt angewendet wird. Folgendes gilt es zu beachten:

  • Hautverbrennungen: Zu nah, zu lang, zu heiß – das führt schnell zu Hautstress. Besonders riskant ist, vor dem Strahler einzudösen. Bei länger anhaltenden Hautrötungen sollte die Infrarotlichttherapie nicht fortgeführt werden.
  • Überhitzung: Intensive Infrarotstrahlung, besonders im Nah-Infrarotlichtbereich (IR-A), dringt tief in die Haut ein und erhöht die Gewebetemperatur. Bei zu langer oder zu starker Anwendung kann dies zu einer Überhitzung des Körpers führen. Mögliche Folgen sind ein Abfall des Blutdrucks und sogar Bewusstlosigkeit (Hitzekollaps).
  • Augen: Infrarotlicht kann die Augen ermüden, was zu Kopfschmerzen, verschwommenem Sehen und trockenen Augen führt. Besondere Sorgfalt ist beim Einsatz von Nah-Infrarotlicht (IR-A) geboten: Es kann bis zur Netzhaut gelangen, ohne Schutz drohen Schäden wie zum Beispiel eine Schädigung der Augenlinse oder der Hornhaut. Beim Einsatz von Infrarotlampen im Gesichtsbereich empfiehlt es sich daher dringend, die Augen geschlossen zu halten, zusätzlich eine Schutzbrille zu nutzen und niemals direkt in die Infrarotlampe zu schauen.
  • Hautalterung: Studien deutet darauf hin, dass intensive Wärme und damit auch Infrarotlicht Prozesse anstoßen kann, die die Haut strapazieren und zu einer frühzeitigen Hautalterung beitragen. 

Bei bestimmten Erkrankungen sollte ganz auf Infrarotanwendungen verzichtet werden. Dazu zählen akute Entzündungen, Blutgerinnungsstörungen, schwere Herzerkrankungen, schwerer Diabetes mellitus und Niereninsuffizienz im Endstadium. Das BfS rät ebenfalls zu einer ärztlichen Abklärung: „Die Frage, ob die Behandlung einer Erkrankung oder von Beschwerden mit Wärme sinnvoll ist oder im Gegenteil sogar schaden kann, muss […] im Einzelfall von einem Arzt oder einer Ärztin beurteilt werden“, so die Behördensprecherin.

Infrarotlicht in der Praxis: Wie lassen sich Infrarotlampen sicher anwenden?

Infrarotlicht verspricht Wärme und Entspannung, doch zu viel des Guten kann schaden. Die Anwendung von Infrarotlicht bei Wundheilungsstörungen oder chronischen Schmerzen sollte zunächst ärztlich abgeklärt werden. Doch auch wenn es nur um wohlige Wärme bei verspannten Muskeln geht, sollten Sie einige wichtige Punkte beachten. 

  • Gut dosieren: Lieber zu kurz als zu lang bestrahlen. Das Infrarotlicht sollte sich angenehm warm, aber nie zu heiß anfühlen. Sicher ist in der Regel eine Bestrahlungsdauer von 10 bis 15 Minuten, maximal sollten es 30 Minuten sein. Tritt Unwohlsein, Schwindel oder eine starke Rötung auf, sollten Sie die Anwendung sofort abbrechen. 
  • Den richtigen Abstand wählen: Je nach Rotlichtlampe kann der optimale Abstand variieren. Beachten Sie daher immer die Herstellerangaben zur Positionierung und zum Abstand zur Lampe. 
  • Augen schützen: Genießen Sie das Infrarotlicht mit geschlossenen Augen. Bei Anwendung des Lichts im Gesicht sollten Sie einen Augenschutz wie im Solarium verwenden.

Infrarotlicht: Wärme, die wirkt – aber kein Wundermittel

Infrarotlicht kann viel, aber längst nicht alles. Wissenschaftlich belegt ist vor allem die Wärmewirkung: Sie fördert die Durchblutung, entspannt Muskeln, lindert Schmerzen und unterstützt die Wundheilung. Bei Verspannungen und chronischen Gelenkbeschwerden kann Infrarotlicht also durchaus hilfreich sein.

Nicht bestätigt sind hingegen Social-Media-Versprechen wie „Anti-Aging durch Infrarotlicht“ oder gar „Abnehmen mit Infrarotlicht“. Im Gegenteil: Eine zu häufige oder unsachgemäße Anwendung kann die Haut und Augen sogar schädigen. Besonders bei bestehenden Erkrankungen sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden.

Fazit: Infrarotlicht eignet sich gut als Wärmetherapie, sei es in der ärztlichen Praxis oder daheim – solange Abstand, Dauer und Schutzregeln beachtet werden. Bei sachgerechter Anwendung profitieren Körper und Geist von einer angenehmen, entspannenden Wärme, die sogar so manches Wehwehchen lindern kann.

Literatur und weiterführende Informationen

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