Ein junger Mann mit einer Wolldecke über der Schulter hält ein Fieberthermometer in der Hand und schaut auf ein Tablet
Coronavirus

Der Corona-Test ist positiv – was nun?

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Utta Petzold (Dermatologin, Allergologin, Phlebologin bei der Barmer)

Omikron ist die bisher ansteckendste Virusvariante der Pandemie, deshalb ist es unabdingbar, dass sich Infizierte isolieren. Zugleich ist es die bisher mildeste Variante, daher können sich die meisten zu Hause auskurieren. Wie übersteht man die Zeit möglichst gut? Und bei welchen Warnzeichen sollte man doch zum Arzt gehen?

Positiv und Beschwerden - was nun?

Wer Erkältungssymptome und einen zweiten Strich auf seinem Selbsttest hat, ruft am besten gleich den Hausarzt oder die Hausärztin an. „Die können am besten abschätzen, wie groß das persönliche Risiko ist. Sie wissen zum Beispiel, wie Atemwegsinfekte in der Vergangenheit verlaufen sind und wie gut es um den Kreislauf bestellt ist“, sagt Dr. Jürgen Büttner, Hausarzt aus Roth bei Nürnberg. 

Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner können Tipps zu Hausmitteln und rezeptfreien Medikamenten geben oder die Patientin und den Patienten im Zweifel untersuchen. Außerdem können sie nach derzeitiger Rechtslage direkt nach dem Telefonat eine Krankschreibung für die kommende Woche ausstellen. Wer keinen Hausarzt hat, kann stattdessen die Nummer des kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes wählen 116 117.

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Das Wichtigste ist in jedem Fall, sofort nach dem positiven Testergebnis zu Hause zu bleiben, um andere vor einer Ansteckung zu schützen. Beachten Sie die Anordnungen des Gesundheitsamtes während der häuslichen Isolierung. Heißt auch: nicht erst noch schnell einkaufen gehen. Daraus ergibt sich natürlich die Frage: Wie kommen Essen und vielleicht Medikamente ins Haus? Welcher Freund oder welche Verwandte kann Einkäufe vor die Tür stellen?

Tipp: Am besten übergeben Sie jemandem die Einkaufsliste, der Sie gut kennt und der weiß, was Ihnen schmeckt. Wem niemand einfällt, der kann sich bei Nachbarschaftshilfen oder der Gemeinde melden, in Gruppen auf sozialen Medien suchen oder den Lieferservice von Supermärkten und Apotheken nutzen.

Wie kuriere ich mich aus und wie werde ich wieder fit?

„Der wichtigste Rat ist: Ruhe bewahren – und Ruhe geben“, sagt Büttner, der auch stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes ist. Häufig verlaufe die Infektion derzeit relativ mild, mit Husten, Halsweh, Kopfweh, eventuell etwas Fieber. Dann könne man sich an Hausmittel wie Ingwertee mit Honig halten, viel trinken und es sich gemütlich machen. „Vitamin D war immer wieder im Gespräch, hat aber bislang in Studien keinen klaren Effekt gezeigt“, sagt Büttner. Wer Atembeschwerden bekommt, dem könne Inhalieren helfen. 

Tipp: Am besten unterstützt man seinen Körper bei der Genesung, indem man sich wirklich schont. Leichte Gymnastik, dehnen und strecken tun vielleicht gut, um Abwechslung zur langen Zeit auf der Couch zu finden – richtigen Sport sollte man während einer Infektion aber unbedingt vermeiden.

Wie schütze ich andere vor einer Corona-Infektion?

Wer allein in den eigenen vier Wänden lebt, kann andere leicht vor einer Infektion schützen. In der Familienwohnung oder der WG ist die Herausforderung größer: „Hier ist der Rat: Bleiben Sie in einem Zimmer, lassen Sie sich am besten Essen vor die Tür stellen“, sagt Büttner. „Wenn Sie auf die Toilette müssen, tragen Sie unbedingt eine FFP2-Maske und geben Sie vernehmbar – vielleicht mit einer Glocke – Bescheid. Danach sollten die Räume gelüftet werden.“

Tipp: Wem Humor oder Fantasie an dieser Stelle weiterhelfen, der kann in die Rolle eines schmollenden Teenagers schlüpfen – Comics lesen, Musik hören und genießen, dass den Haushalt andere erledigen.

Natürlich gibt es Wohnsituationen, die eine Isolation quasi unmöglich machen. Die vierköpfige Familie in der Zweizimmerwohnung etwa. Lebt eine Risikoperson im Haushalt, die unbedingt Schutz braucht, kann es auch eine Idee sein, dass sie solange auszieht. „Ich habe einen Patienten, der kürzlich eine neue Leber transplantiert bekommen hat“, schildert Büttner. „Dann wurde seine Frau positiv getestet. Sie haben gemeinsam entschieden, dass er solange zu seiner Schwester zieht.“ Natürlich sollten auch dabei im Gasthaushalt die Quarantäneregeln beachtet werden, um die Erkrankung nicht in den nächsten Haushalt weiterzutragen.

Isolation - wie drehe ich nicht durch?

Musik hilft in fast allen Lebenslagen. Sonst noch gut: Pläne schmieden und sich verabreden für die Zeit danach, denn in den ersten Wochen nach der Infektion ist man vor einer weiteren Ansteckung so gut geschützt wie sonst selten. Videokonferenzen oder Telefonate mit Freunden, Bekannten, Verwandten, Kollegen oder dem Rest der Familie in der Wohnung helfen gegen Lagerkoller. 

Manche Menschen gehen während einer Isolation in neuen, spannenden Projekten auf – sie beginnen, eine Sprache zu lernen, oder üben sich in Meditation, Kalligraphie oder Origami. Man sollte sich aber nicht unter Druck setzen: Mit Kopfweh und Fieber ist es nicht der richtige Zeitpunkt für Ehrgeiz. Seichte Filme oder Serien anzuschauen, das Lieblingsspiel auf dem Handy zu zocken oder Pizza zu essen ist für einige Tage auch okay. Alles, was davor bewahrt, in Selbstmitleid zu versinken, ist erlaubt.

Tipp: Da man nicht der erste Mensch ist, der in Isolation leben muss, kann man mittlerweile auf ausgeklügelte Ideen aus aller Welt zurückgreifen. Da spannen Menschen Klebebänder so im ganzen Raum, dass sie einem Laser-Labyrinth gleichen, und versuchen, ohne Kontakt hindurchzukommen. Sie lernen beim Chat-Roulette neue Menschen kennen oder basteln für ihre Kinder ganze Städte aus Kartons, inklusive Spielautowaschanlage. 

Was sind Warnzeichen dafür, dass die Infektion behandlungsbedürftig ist?

Die Symptome werden immer schlimmer, die Sorgen nehmen zu – wann ist es Zeit, sich ärztliche Hilfe zu holen? „Das eine, eindeutige Warnzeichen gibt es nicht“, sagt Hausarzt Büttner. „Wir sprechen vom sich verschlechternden Allgemeinzustand.“ Wem längeres Stehen schwerfällt oder wer sich sehr abgeschlagen fühlt, der sollte auf jeden Fall ärztlichen Rat suchen.

Tipp: Wer entsprechende Messgeräte hat, kann regelmäßig Blutdruck und Puls messen. Ein klares Warnzeichen ist ein abfallender Blutdruck bei erhöhtem Puls. Dies deutet auf eine schwere Infektion hin. Normal sind Blutdruckwerte von 120 bis 129 zu 80 bis 84 mmHg, der Ruhepuls sollte 60 bis 80 Schläge pro Minute betragen.

Sonderfall: Positiv ohne Beschwerden

„Wer keine Symptome hat, gilt nur als infiziert, nicht als erkrankt – hier können wir keine Krankschreibung schicken“, sagt Jürgen Büttner. Zwar ist dann Selbstisolation ebenso wichtig, Angestellte sollten aber mit ihrer Arbeitgeberin oder ihrem Arbeitgeber Kontakt aufnehmen und sich erkundigen, ob sie im Home-Office arbeiten können – wenn dies ihr Job zulässt. Bei vielen Berufen ist das aber nicht möglich – als Busfahrer, Physiotherapeutin oder Verkäufer. 

Rechtlich gilt: Wer nicht geimpft ist und – symptomlos – bei der Arbeit ausfällt, erhält keine Lohnfortzahlung. „Man kann natürlich anfragen, ob man einen PCR-Test machen kann – vielleicht hatte man ja ein falsch positives Ergebnis im Schnelltest. Aber die Laborkapazitäten sind gerade ziemlich knapp und man muss häufig drei Tage lang auf das Ergebnis warten“, sagt Büttner.

Wieder negativ – und jetzt?

Auch wenn man endlich wieder mit dem Lieblingssport loslegen möchte: „Die Schonzeit für den Körper geht über die Infektion hinaus“, sagt Büttner. „Kürzlich startete eine 32-jährige Patientin von mir nach einer Woche wieder ihr Marathontraining. Das ist eine ganz schlechte Idee.“

Denn: Viren haben eine hohe Affinität zu Muskeln, sie fühlen sich in Muskelzellen also besonders wohl. Denn diese Zellen werden gut durchblutet und mit Nährstoffen versorgt. Wenn noch zu viele Viren im Körper sind und man schon wieder intensiv Sport macht, können Herzmuskelentzündungen oder Herzrhythmusstörungen auftreten. 

Und es gibt noch einen Grund, der gegen frühe Belastungen spricht: „Es ist noch nicht erwiesen, aber so ein Verhalten könnte Long Covid begünstigen“, warnt Büttner. Auch mit leichteren sportlichen Aktivitäten sollte man erst einmal vorsichtig sein.

Sport-Kardiologen aus den USA raten dazu, den Wiedereinstieg in den Sport abhängig vom Schweregrad der Erkrankung zu machen:

  • Infizierte ohne Symptome sollten zwei Wochen auf körperliche Belastung verzichten und langsam wieder einsteigen. Sportmediziner der Technischen Uni München empfehlen sogar eine Sporttauglichkeitsuntersuchung mit Ruhe-EKG. Auf Leistungssport sollte man sogar ein halbes Jahr lang zu verzichten.
  • Bei leichten bis mittelschweren Symptomen und wenn diese abgeklungen sind, sollte man mindestens zwei Wochen auf Sport verzichten. Bevor man wieder einsteigt, sollte man die Herzfunktion beim Arzt checken lassen.
  • Hatte man einen auffälligen Befund am Herzen aufgrund der Infektion, sollte man verschiedene Tests über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten beim Arzt machen. In dieser Zeit sollte man nur ganz sanft trainieren.
  • Verlief die Infektion schwer und musste man im Krankenhaus behandelt werden, sollte man sich frühestens zwei Wochen nach Ende der Symptome ärztlich untersuchen lassen und den Ratschlägen des Arztes folgen.

Tipp: Die Wahrscheinlichkeit, sich mit Omikron zu infizieren, ist derzeit hoch. Es schadet nicht, sich darauf vorzubereiten. Überlegen, wen man zur Apotheke und zum Supermarkt schicken kann oder wer mit dem Hund Gassi geht. Wer sich vollends für die Quarantäne rüsten will, kann außerdem leckeres, gesundes Essen im Gefrierfach horten und sich eine Liste mit sehenswerten Filmen anlegen.

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