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Eine Frage

Was passiert, wenn man einen Kaugummi verschluckt?

Lesedauer unter 4 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Utta Petzold (Dermatologin, Allergologin, Phlebologin, Barmer)

Eben noch gekaut – schon ist er weg: Gelangt ein Kaugummi beim Kauen versehentlich zu weit in den Rachen, kann man gar nicht anders, als ihn herunterzuschlucken: weil er den Schluckreflex auslöst, der ihn unaufhaltsam in die Speiseröhre Richtung Magen befördert. Und jetzt? Ist das schlimm?

Die gute Nachricht vorweg: Meistens geht es glimpflich aus, wenn jemand versehentlich einen Kaugummi verschluckt. Die Kaumasse besteht bei handelsüblichen Produkten aus den ungiftigen Kunststoffen Polyvinylacetat oder Butylkautschuk. Biologisch abbaubar sind sie zwar nicht, aber anders als viele meinen, bleibt der Kaugummi auch nicht im Darm kleben. 

Er flutscht, immer entlang an der feuchten Schleimhaut des Verdauungstrakts, vom Magen zuerst in den Dünn- und später in den Dickdarm. Weil er unterwegs nicht stecken bleibt, verursacht ein heruntergeschluckter Kaugummi auch keine Verstopfung, wie viele befürchten. Eher ist das Gegenteil der Fall, gerade wenn man viel und oft Kaugummi kaut: Zuckerfreie Kaugummis enthalten als Süßstoffe Xylit oder Sorbit, die in größeren Mengen abführend wirken – und zwar bereits beim ganz normalen Kauen ohne Runterschlucken.

Die Zuckeraustauschstoffe Sorbit und Xylit gehören zu den Zuckeralkoholen. Diese können nur schlecht vom Darm aufgenommen werden. Stattdessen binden sie Wasser, was den Stuhl verdünnt und zu einer Volumenvergrößerung, Blähungen und Durchfall führen kann. Wer nur einen Kaugummi kaut, wird davon nichts bemerken. Nimmt jemand aber über den Tag verteilt immer wieder einen neuen aus der Packung, kann das vorübergehend vermehrten Stuhldrang auslösen.

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Unbemerkt bis in die Kloschüssel

Der Verdauungstrakt, der bei Gesunden ständig in Bewegung ist, transportiert einen verschluckten Kaugummi also zusammen mit dem Nahrungsbrei völlig unbeeindruckt durch den gesamten, sechs bis sieben Meter langen Darm. Enthält der Kaugummi Zucker, wird dieser im Dünndarm aufgenommen und gelangt ins Blut, was aber Teil des normalen Verdauungsprozesses ist. Der Kunststoffanteil des Kaugummis ist dagegen unverdaulich. Er erreicht deshalb innerhalb der nächsten Tage nahezu unverändert den Ausgang und gelangt zusammen mit dem Stuhl auf der Toilette wieder ans Tageslicht – meist ohne dass der Mensch, der ihn mal verschluckt hat, etwas davon bemerkt.

Kaugummi verschlucken in der Schwangerschaft

Schwangere, die einen Kaugummi verschluckt haben, machen sich oft große Sorgen, dass das dem Baby schaden könnte. Keine Panik: Auch in der Schwangerschaft ist es nicht gefährlich, mal einen Kaugummi zu verschlucken. Weder erreicht er das ungeborene Kind, noch stellt er für die werdende Mutter ein Risiko dar.

Wann das Kaugummi-Verschlucken doch gefährlich wird

Das Verschlucken eines einzelnen Kaugummis ist also nicht schlimm. Bei größeren Mengen besteht allerdings durchaus die Gefahr, dass die Kunststoffmasse im Darm Verdauungsprobleme wie Bauchschmerzen oder Verstopfung verursacht. Gerade Vielkauer sollten es sich also nicht zur Gewohnheit machen, ausgekaute Kaugummis hinunterzuschlucken. Für den Fall, dass ein verschluckter Kaugummi in der Speiseröhre festhängt, hilft es, ein Stück Brot zu essen, das ihn mit in den Magen nimmt.

Gefährlich wird es, wenn ein verschluckter Kaugummi nicht in der Speiseröhre, sondern in der Luftröhre landet. Gerade wenn das Kindern passiert, besteht das Risiko, dass der Kunststoffklumpen die eher dünnen Atemwege verschließt und zum Ersticken führt. Kleinkinder sollten aufgrund der Verschluckungs- und Erstickungsgefahr keine Kaugummis bekommen. Frühestens ab dem Vorschulalter, wenn Kinder schon verstehen, dass sie den Kaugummi möglichst nicht herunterschlucken sollten, ist Kaugummikauen erlaubt.

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Mit der kostenlosen App sind Sie vorbereitet, wenn Kinder Ihre Hilfe brauchen. Rufen Sie schnell Informationen über Erste-Hilfe auf oder finden eine Notfallambulanz direkt in Ihrer Nähe.

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Verschlucken sich Erwachsene an einem Kaugummi, der dann in der Luftröhre landet, verschließt er meist nur einen Teil der deutlich breiteren Atemwege, sodass zumindest kein Ersticken droht. Unangenehm ist das trotzdem, deshalb sollten Betroffene versuchen, den Fremdkörper durch kräftiges Husten wieder hinaus zu befördern. Gelingt das nicht, ist umgehend ein Arzt oder Ärztin aufzusuchen, der den Kaugummi mithilfe von Instrumenten aus den Atemwegen holt. Andernfalls kann es beispielsweise zu einer Entzündung der Atemwege kommen, der sogenannten Aspirationspneumonie. 

Erste Hilfe, wenn sich ein Kind verschluckt

Ihr Kind hat sich an einem Kaugummi verschluckt, muss husten und bekommt keine Luft mehr? Dann müssen Sie schnell reagieren, denn es besteht Erstickungsgefahr – ein echter Notfall. Legen Sie das Kind bäuchlings über Ihr Bein und schlagen Sie bis zu fünf Mal auf seinen Rücken. In den allermeisten Fällen reicht das, um den Kaugummi (oder auch andere Gegenstände oder Speisereste) wieder aus den Bronchien hinaus zu befördern. Wenn nicht, muss bei Kindern ab einem Jahr das Heimlich-Manöver folgen.

Fazit

Es ist nicht schlimm, mal versehentlich einen Kaugummi zu verschlucken – selbst bei Kindern oder Schwangeren besteht keine Gefahr. Aber es kann auch unangenehm oder sogar gefährlich werden:

Größere Mengen

Landet nicht nur ein Kaugummi im Magen, sondern handelt es sich um größere Mengen, kann es zu Verdauungsproblemen und Bauchweh kommen. 

Stecken bleiben

Bleibt der verschluckte Kaugummi in der Speiseröhre hängen, ist das unangenehm. Einfach ein Stück Brot essen – das nimmt ihn mit in den Magen. 

Einatmen

Gelangt der Kaugummi in die Luftröhre, besteht Erstickungsgefahr – vor allem bei Kindern, deren Atemwege eng sind.

Literatur und weiterführende Informationen

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