Ein junger Mann am Strand mit nassen Haaren
Prävention & Vorsorge

Nasse Haare – wie groß ist die Erkältungsgefahr?

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Marina Müller-Bernhard (Humanmedizinerin)

Erinnern Sie sich noch an die mahnenden Wort von Mutter und Großvater? „Du holst dir noch den Tod“, hieß es bei vielen von uns in der Kindheit. Auf keinen Fall durfte man mit nassen Haaren raus, vor allem nicht, wenn draußen winterliche Temperaturen herrschten. Sonst war die Erkältung gewiss. Bis heute hält sich der Mythos beharrlich: Nasse Haare machen krank. Stimmt das?

Erwachsene erkälten sich im Jahr in Schnitt zwei bis vier Mal pro Jahr. Noch viel öfter trifft es den Nachwuchs in den ersten Lebensjahren. Weil sich das Immunsystem erst nach und nach an die vielen Keime gewöhnen muss, haben Kinder im Schnitt sechs bis zehn Erkältungen pro Jahr. 

Damit sind Atemwegserkrankungen nicht nur nervig – sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht eine Plage: Der indirekte Schaden durch die Erkrankungen kann sich laut einer repräsentativen Erhebung unter 994 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern in besonders schlimmen Infekt-Jahren auf bis zu 30 Milliarden belaufen, vor allem durch die Arbeits- und Produktionsausfälle. 

Kommt Erkältung von Kälte?

Was hat es überhaupt auf sich mit der Erkältung? Und welche Rolle spielt die Kälte dabei?

Schon die alten Römer schienen zu glauben, dass niedrige Außentemperaturen der Auslöser sind für die Kombination aus Halsschmerzen, laufender Nase und Husten – und nannten diesen Zustand „perfrictio“ oder „frigus“. Perfrictio lässt sich mit „Erkältung“ übersetzen; frigus bedeutet einfach nur „Kälte“. 

Auch in vielen anderen Sprachen übersetzt man die drei typischen Symptome mit dem Begriff Erkältung. Möglicherweise hat die Erkältung jedoch weniger damit zu tun, welche Temperaturen draußen herrschen, sondern wie es uns dabei geht – dass uns nämlich zu Beginn einer Erkältung oft erst mal kühl und fröstelig ist.

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Wie fangen wir uns eine Erkältung ein?

Doch gibt es denn nun Belege dafür, dass sich Menschen mit feuchten Haaren häufiger erkälten als die, die den Schopf trocken rubbeln?

Worüber sich die Wissenschaft einig ist: Kälte allein führt nicht zu einer Erkältung. Auslöser von Husten, Schnupfen, Heiserkeit sind eigentlich immer Viren. Die Wissenschaft kennt heute über 200 verschiedene Erkältungserreger. Rhinoviren gelten als die häufigsten Auslöser: In der Hälfte der Fälle sind sie die Verursacher von Infektionen der oberen Atemwege. Weitere häufige Keime, die für Husten und Schnupfen sorgen, heißen Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV), Adenoviren, Enteroviren oder Corona-Viren.

Um uns anzustecken, müssen wir irgendwie mit den Viren in Berührung kommen, etwa, indem wir Tröpfchen einatmen, die eine erkrankte Person in die Luft hustet oder niest. Erkältungsviren können auch übertragen werden, wenn diese Tröpfchen da landen, wo wir später hin greifen: Türklinke, Fahrstuhlknopf oder Computertastatur. Beim Anfassen gelangen die Viren an die Hände und landen dann später in Augen, Mund oder Nase. Mit einfachen Hygienemaßnahmen lässt sich das teilweise verhindern und die Infektionskette unterbrechen. Nasses Haar hingegen ist natürlich nicht ansteckend.

So schützen Sie sich und Ihre Familie am besten vor Erkältungen 

Abstands- und Hygieneregeln schützen nicht nur vor Corona, sondern auch vor Erkältungen. 

  1. Waschen Sie Ihre Hände: Waschen Sie Ihre Hände regelmäßig mit Wasser und Seife. Empfohlen sind 20 bis 30 Sekunden – besonders vor dem Essen oder wenn Sie Kontakt mit anderen Leuten hatten. Verwenden Sie ein alkoholhaltiges Handdesinfektionsmittel, wenn Sie keine Seife und kein Wasser zu Hand haben. 
  2. Desinfizieren Sie Ihre Sachen: Reinigen Sie insbesondere in Küche und Bad solche Gegenstände mit einem Desinfektionsmittel, die besonders häufig mit den Händen in Berührung kommen: Griffe, Klinken und Hähne. Vor allem dann, wenn jemand in Ihrem Haushalt erkältet ist.
  3. Benutzen Sie Taschentücher: Niesen und husten Sie in Taschentücher. Werfen Sie gebrauchte Taschentücher sofort weg und waschen Sie sich anschließend gründlich die Hände.
  4. Nicht teilen: Sollte es Sie doch erwischt haben, sollten Sie keine Trinkgläser oder Gegenstände mit anderen Familienmitgliedern teilen. Beschriften Sie das Gefäß der Einfachheit halber, dann gibt es keine Verwechslung.
  5. Gehen Sie kranken Menschen aus dem Weg: Üben Sie sich in sozialer Distanz, indem Sie den engeren Kontakt mit Menschen vermeiden, die Husten und Schnupfen haben.
  6. Achten Sie auf sich: Ernähren Sie sich gesund und ausgewogen, bleiben Sie in Bewegung, schlafen Sie ausreichend und kontrollieren Sie Ihren Stresspegel. Damit stärken Sie ihr Immunsystem – und halten die Viren in Schach.

Krank durch nasse Haare?

Was aber stimmt: Kälte begünstigt Erkältungen. Feuchte Haare sind per se zwar erst mal kein Grund für einen grippalen Infekt. Aber sie führen dazu, dass die Temperatur auf der Kopfhaut sinkt, indem das Verdunsten des Wassers dem Körper Wärme entzieht. Die Blutgefäße verengen sich und die Durchblutung wird gedrosselt. Der Körper verhindert so den weiteren Verlust von Wärme. Und er sorgt dafür, dass wichtige Organe weiter durchblutet werden und die Körperkerntemperatur konstant bleibt.

Ziehen sich die Gefäße zusammen, nimmt der Blutstrom nicht nur auf der Kopfhaut, sondern auch in den Schleimhäuten des Nasen-Rachen-Raums ab – der wichtigsten Eintrittspforte für Erkältungsviren.

Nicht die nassen Haare selbst, wohl aber die niedrigere Körpertemperatur kann dazu führen, dass wir uns leichter eine Erkältung zuziehen.

Nicht die nassen Haare selbst, wohl aber die niedrigere Körpertemperatur kann dazu führen, dass wir uns leichter eine Erkältung zuziehen.

Die Idee dahinter: Weil weniger Blut fließt, gelangen auch weniger Abwehrstoffe und weiße Blutkörperchen in den Nasen- und Rachenraum. Die Abwehrkräfte sind geschwächt. Viren können sich leichter vermehren. Schlecht durchblutete Schleimhäute produzieren zudem weniger Schleim, so dass bereits eingedrungene Viren mühevoller entsorgt werden müssen.

Forscher und Forscherinnen wissen schon länger, dass sich verschiedene Erkältungserreger in den etwas kühleren Nasenschleimhäuten besser vermehren als in den wärmeren Lungen. Warum genau, wird noch diskutiert: Entweder, weil Viren leichter eindringen. Oder weil sich infolge der Abkühlung plötzlich Viren vermehren können, die schon da waren und die die Abwehrkräfte bislang in Schach gehalten hatten.

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Erkältungsviren wachsen bei Kälte schneller

Um den Zusammenhang zwischen einem gedrosseltem Immunsystem und der Temperatur herzustellen, inkubierten Forschende der US-amerikanischen Yale School of Medicine Erkältungserreger in Atemwegszellen von Mäusen bei der regulären Körpertemperatur von 37 Grad Celsius und bei kühleren 33 Grad und untersuchten die Reaktion der infizierten Wirtszelle auf die virale Infektion. Die Ergebnisse fielen verblüffend aus: Bei niedrigerer Körpertemperatur arbeitete das Immunsystem ineffizienter als bei Körperkerntemperatur; die Rhinoviren vermehrten sich leichter. 

Die Immunantwort auf Viren schien umso geringer zu sein, je niedriger die Temperatur war, so die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Obwohl die Experimente an Mäusen durchgeführt wurden, halten die Ergebnisse aus ihrer Sicht auch für uns Menschen entscheidende Hinweise parat: Dass man sich warmhalten sollte, um eine Erkältung zu vermeiden. Und dass man eine kalte Nase verhindert, indem man sie mit einem Schal bedeckt.

Gut zu wissen: Nasenspray kann die Abwehr schwächen

Wussten Sie, dass der übermäßige Gebrauch von Nasenspray selbst Erkältungen begünstigen kann, indem es die Nasenschleimhaut austrocknet und so ihre Abwehrfunktion gegen Erreger schwächt? Wenden Sie es nicht länger als eine Woche an, um weitere Gesundheitsprobleme zu vermeiden.

Auch nasse Füße begünstigen Erkältungen

Ähnliche Effekte wie feuchtes Haar haben übrigens auch nasse Füße auf die oberen Atemwege. In einer Studie mit 180 Probandinnen und Probanden erkälteten sich fast drei Mal so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit kalten Füßen im Vergleich zu denen, die nicht an den Füßen froren. So lief die Studie ab: Die Hälfte der Probandinnen und Probanden musste zwanzig Minuten lang mit den Füßen im kalten Wasser sitzen. Die andere Hälfte behielt Socken und Schuhe an, hatten aber die Füße genauso lange in einer leeren Schüssel.

Zunächst unterschieden sich die Erkältungssymptome zwischen den beiden Gruppen nicht. Doch nach vier bis fünf Tage hatten sich 13 Personen in der Kaltwasser-Gruppe, aber nur fünf Menschen mit trockenen Füßen erkältet.

Es ist also doch etwas dran an Mutters Warnung, nicht mit nassen Haaren raus zu gehen, und am Mythos, dass nasse Haare, genau wie nasse Füße, krank machen können. Man steckt sich zwar nicht an, kann aber eine Erkältung triggern. 

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