Eine junge Frau schaut mit traurigem Gesichtsaudruck auf ihr Smartphone und wird getröstet
Partnerschaft

Mosting: noch fieser als Ghosting

Lesedauer unter 4 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Viktoria Vida (Psychologin, Master of Science)

Mit Liebe überschütten und dann nie wieder melden: Warum Menschen Mosting betreiben und was Betroffene tun können. 

Definition: Was ist Mosting?

Merkt man nach den ersten Dates, dass daraus nun mit ziemlicher Sicherheit keine Beziehung werden wird (oder was auch immer gesucht wurde), dann gibt es bessere und schlechtere Wege, die Sache zu beenden. Gut: ansprechen, aussprechen, ehrlich sein. Weniger gut: belügen oder ignorieren. Einer der schlechtesten Wege: Mosting.

Moment mal, was bitte ist Mosting? Eine Art Dating-Verhaltensmuster, könnte man sagen. Der Begriff stammt von der Journalistin Tracy Moore, die das Phänomen 2018 im US-amerikanischen Mel Magazine beschrieb. 

Der Name ist ein Wortspiel, das sich aus den englischen Begriffen „most“ (am meisten) und „ghosting“ (so tun, als ob es jemanden nicht gäbe) zusammensetzt. Moore zufolge funktioniert Mosting wie folgt: „Eine Person schwärmt für die andere, als hätte sie die Liebe ihres Lebens gefunden – nur um sie dann zu ghosten.“ Den Mosterinnen und Mostern gehe es dabei nicht nur darum, Komplimente und Schmeicheleien zu verteilen – womöglich, um den anderen zum Sex zu bewegen –, sondern auch darum, dass jemand so tue, als wäre er total verknallt, obwohl er es gar nicht sei, so Moore.

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Ablauf: Was passiert beim Mosting

Mosting lässt sich demnach in zwei Phasen unterteilen. Zunächst überschüttet, wer Mosting betreibt, das Gegenüber mit allerlei überschwänglichen Liebesbekundungen. Partner oder Partnerinnen werden mit Schmeicheleien bombardiert – viele sprechen daher auch von „Love Bombing“. Doch nach einiger Zeit kippt das Verhalten. Die Schmeicheleien gehen in die zweite Phase des Mostings über: das Ghosting. Dieser Begriff beschreibt den plötzlichen, unangekündigten Abbruch der Beziehung und der gesamten Kommunikation. Auf Nachrichten des oder der anderen wird nicht mehr reagiert. 

Ein junges Paar küsst sich im Badezimmer.

Mosting: Erst scheint es die große Liebe zu sein – und dann folgt der plötzliche Kontaktabbruch.

Gründe: Warum macht jemand Mosting

Doch warum verhält sich jemand so? Welche Gründe führen dazu, jemanden zunächst mit vermeintlicher Liebe zu überschütten, nur um ihn oder sie anschließend plötzlich fallen zu lassen? Im Vergleich zu Ghosting gibt es bisher keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Thema Mosting

Zu Love Bombing finden sich erste wissenschaftliche Arbeiten, in denen Forschende verschiedene Ursachen diskutieren. Etwa könnte eine Narzissmus-Ausprägung das Verhalten beeinflussen: Je narzisstischer, desto eher neigt jemand zu Love Bombing. So versucht er oder sie, sich den Platz als wichtigste Person im Leben des Gegenübers zu ergattern und von ihm oder ihr die selbst ausgedrückte Bewunderung schließlich zurückzubekommen. 

Für Ghosting scheinen verschiedene Gründe in Betracht zu kommen. In einer Studie von drei Forscherinnen der Erasmus University Rotterdam unter 328 Dating-App-Nutzenden, gaben diejenigen, die schon mal selbst jemanden geghostet hatten, dafür folgende Gründe an:

  • „Der andere war schuld“ (67 Prozent): Der Dating-Partner oder die Dating-Partnerin war langweilig, verhielt sich unfreundlich oder übergriffig, hatte andere Absichten oder gefiel einfach nicht. 
  • „Ich selbst war schuld“ (44 Prozent): Ghosting war unter anderem ein Weg, sich selbst zu schützen, oder resultierte aus einer Angst vor der Reaktion des Gegenübers. 
  • „Die App verleitet zu mehr Bequemlichkeit“ (29 Prozent): Ghosting war einfacher, als eine Schluss-Nachricht zu versenden, oder sie hatten die App deinstalliert. 
  • „Es gibt keine Verpflichtung zur Kommunikation“ (22 Prozent): Ghosting gehöre zum Mobile-Dating dazu. 
  • „Aus Rücksicht auf‘s Gegenüber“ (16 Prozent): Menschen, die Ghosting betrieben, wollten nicht mit Ablehnung verletzen.

Wer ist von Mosting betroffen? 

Wen Mosting treffen kann, das ist schwierig zu sagen. Wissenschaftliche Studien dazu, ob Betroffene bestimmte Persönlichkeitseigenschaften oder Verhaltensweisen mit sich bringen, gibt es noch nicht. Zumindest beim Ghosting scheint die Häufigkeit durch das Aufkommen von Dating-Apps befeuert worden zu sein, das legt eine qualitative Studie nahe. 

Gespräche mit Betroffenen und Fachleuten geben Hinweise darauf, dass eher junge Menschen Opfer von Mosting werden – doch scheint es auch zahlreiche Fälle zu geben, in denen ältere Menschen betroffen sind. 

Wie kann man sich vor Mosting schützen?

Für Datende kann es wichtig sein, zu wissen, wie sie sich vor Mosting schützen können. Das wiederum ist gar keine leichte Angelegenheit. Denn in der Regel liegt es nicht an einem selbst, dass es zu Mosting, Love Bombing oder Ghosting kommt – sondern am Gegenüber. Es ist daher also nötig, Hinweise auf Love Bombing und Ghosting frühzeitig zu erkennen. Ist dieser Schritt geschafft, können die folgenden Tipps helfen.

Tipps zum Umgang mit Love Bombing 

  • Einen Gang runterschalten – eine Beziehung braucht durchaus etwas Anlaufzeit. 
  • Ehrlich darüber reden, dass es etwas zu schnell zu gehen scheint. 
  • Nimmt das Gegenüber keine Rücksicht auf die eigenen Grenzen, auch das Ende der Beziehung in Betracht ziehen. 
  • Auf die eigenen Instinkte hören. 
  • Gegebenenfalls professionelle Hilfe beanspruchen.

Kommt es trotzdem zu Mosting, kann das das Selbstwertgefühl ganz schön stauchen. Scham, Selbstzweifel, Wut, Trauer und Verzweiflung - all das sind Gefühle, die auftauchen können, wenn eine vermeintlich innige Beziehung plötzlich abgebrochen wird. Im Umgang damit helfen die folgenden Ideen.

Tipps zum Umgang mit Ghosting 

  • Sich klar werden: Es ist nicht die Schuld des Betroffenen. Wenn jemand einfach so jeglichen Kontakt abbricht, ist das nicht okay. 
  • Nicht schämen: Betroffene können nichts dafür. 
  • Etwas unternehmen, das einem gut tut – das lenkt ab. 
  • Das psychische Wohlbefinden stärken: ausreichend Schlaf, gute Ernährung, Bewegung und Sozialkontakte, dazu noch ein Prise Achtsamkeit oder Meditation können helfen. 

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