Lexikon Krankheiten A-Z

Syphilis: Übertragung, Symptome und Behandlung

Lesedauer unter 10 Minuten

Redaktion

  • Constanze Löffler (Wissenschaftsjournalistin, Ärztin)

Qualitätssicherung

  • Annette Mittmann (Ärztin und medizinische Psychotherapeutin)

Die sexuell übertragbare Krankheit Syphilis beginnt harmlos mit ein paar Hautknötchen im Genitalbereich, die nicht wehtun und bald wieder verschwinden. In späteren Phasen kann die Syphilis jedoch schwere Schäden im Körper anrichten, im schlimmsten Fall endet sie sogar tödlich. Heutzutage ist das allerdings kaum noch der Fall. Denn die Erkrankung ist mit Antibiotika einfach und gut zu behandeln, vor allem wenn sie früh erkannt wird.

Auf einen Blick

  • Symptome: Anfangs kann es bei einer Syphilis zu Hautknötchen im Genitalbereich kommen. Später können Hautausschlag, Abgeschlagenheit sowie Seh- und Hörschwierigkeiten auftreten. 
  • Ursachen: Auslöser der Erkrankung sind Syphilis-Bakterien.
  • Verlauf: Wird die Syphilis nicht behandelt oder heilt von selbst aus, verläuft die Krankheit in vier Phasen. Im Endstadium können die Bakterien die Organe und das Nervensystem angreifen und zum Tod führen.
  • Diagnose: Die Ärztin oder der Arzt kann einen Abstrich von den verdächtigen Hautstellen nehmen im Labor auf Erreger untersuchen. Auch der Nachweis von Antikörpern im Blut hat sich beispielsweise etabliert. Deutet das Ergebnis auf eine Infektion hin, werden weitere Untersuchungen notwendig.
  • Therapie: Die Erkrankung lässt sich mit Antibiotika gut behandeln, vor allem, wenn sie früh erkannt wird. Manchmal heilt die Syphilis auch ohne Behandlung aus. 
  • Vorsorge: Verhalten Sie sich beim Sex aufmerksam und schützen Sie sich – etwa mit Kondomen. Beschränken Sie Ihr Liebesleben auf einen oder wenige Sexualpartner und/oder Sexualpartnerinnen.

Was ist Syphilis?

Auslöser der Syphilis sind Bakterien. Die Syphilis gehört zu den zehn häufigsten Krankheiten hierzulande, mit denen man sich beim Sex anstecken kann.

Die Syphilis verläuft in vier Phasen, wenn sie nicht behandelt wird oder von selbst ausheilt; im Endstadium können die Bakterien die Organe und das Nervensystem angreifen und zum Tod führen. Oft bemerken Betroffene nicht, dass sie infiziert sind und stecken andere Menschen an, weil die Krankheit in der frühen Phase nur leichte oder gar keine Symptome verursacht. Andere Bezeichnungen für die Syphilis lauten Lues oder harter Schanker.

Was sind die Symptome von Syphilis?

Die Syphilis zeigt sich durch ganz unterschiedliche Symptome und verläuft in unterschiedlichen Stadien. Das macht es oft besonders schwer, sie zu identifizieren.

Die erste Phase der Syphilis

Die Syphilis kann im frühen Stadium leicht übersehen werden. Die ersten Anzeichen für eine Infektion treten im Schnitt nach drei Wochen auf.

In der ersten Phase bildet sich dort, wo die Bakterien in den Körper eingedrungen sind, ein roter Fleck oder ein rotes Knötchen, etwa so groß wie eine Linse oder ein Ein-Cent-Stück. Bei der Frau findet man das Knötchen

  • am Scheidenvorhof, 
  • an der Klitoris oder 
  • den Schamlippen auf.

Beim Mann erscheint es am Vorhautbändchen. Nach Anal- und Oralverkehr kann es am After, im Mund oder am Gebärmutterhals erscheinen. Es sondert Flüssigkeit ab und kann je nachdem, wo es liegt, wehtun. Nach ein bis zwei Wochen schwellen die umliegenden Lymphknoten an. Das Knötchen vergrößert sich zum Geschwür; mitunter bilden sich mehrere davon. Nach vier bis sechs Wochen heilt die Hautstelle meist von allein ab.

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Die zweite Phase der Syphilis

Die zweite Phase beginnt vier bis zehn Wochen nach der Infektion. Die Bakterien haben sich während dieser Zeit im ganzen Körper verteilt und greifen dann die Organe an. Das merkt man an geschwollenen Lymphknoten, schmerzenden Muskeln und Gelenke, Fieber und Kopfschmerzen.

Außerdem können folgende Symptome auftreten:

  • Ausschlag der Haut am Oberkörper, an den Handflächen und Fußsohlen, der zunächst abheilen und dann wieder ausbrechen kann,
  • mottenfraßähnlicher Haarausfall,
  • Abgeschlagenheit und Müdigkeit,
  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust,
  • Blässe,
  • Anschwellen der Mandeln,
  • Knochenhautentzündungen,

verstärkte Hornhautbildung an Handflächen und Fußsohlen.

In fast der Hälfte der Fälle sind auch Gehirn und Nerven betroffen. Das kann zu Hirnhautentzündungen sowie Seh- und Hörschwierigkeiten führen.

Die zweite Phase hält bis zu zwei Jahre an. In dieser Zeit können die Symptome, wie zum Beispiel der Hautausschlag, zeitweilig verschwinden und immer wieder aufflammen.

Das ursprüngliche Geschwür ist in dieser Phase meist abgeheilt, kann jedoch auch weiter bestehen. Nach dem Abklingen des zweiten Stadiums beruhigt sich die Krankheit, es zeigen sich keine Symptome mehr. Allerdings tauchen die Erreger dann immer noch von Zeit zu Zeit im Blut auf. In der Fachsprache wird diese Stufe „latente Syphilis“ genannt.

Die dritte Phase der Syphilis

Der Beginn der dritten Phase variiert. Mal tritt sie schon zwölf Monate nach der Ansteckung auf, manchmal dauert es zehn Jahre. Folgende Symptome können in diesem Stadium auftreten:

  • schlangenförmige und elastische, tief liegende Geschwüre (Gummen) am ganzen Körper in der Haut und auch in inneren Organen; sie entstehen aus langsam wachsenden, roten Knoten, die aufbrechen und ein oder mehrere schmerzlose Geschwüre bilden; die Gummen zeigen sich oft im Gesicht, am Rumpf, dem Gesäß sowie an den Waden und sterben meist ab; es bleibt dann eine Narbe;
  • Aussackungen an Gefäßen,
  • Veränderungen an der Hauptschlagader.

Weil die Krankheit bereits in den ersten beiden Phasen gut heilbar ist, treten die beiden letzten Stadien heute kaum noch auf.

Die Neurosyphilis markiert die vierte Phase

In sehr seltenen Fällen – schätzungsweise bei ein bis zwei Prozent der Betroffenen, die die dritte Phase erreichen – entzündet sich das Gehirn. Sie tritt meist zehn bis 20 Jahre nach der Ansteckung auf. Geschädigte Hirnnerven können zu Schwindel, Sehstörungen und Augenmuskellähmungen führen. Entzündliche Veränderungen im Gehirn können Depressionen, epileptische Anfälle und Demenz auslösen. Mitunter lassen die Bakterien das Gehirn schrumpfen, wodurch Betroffene immer schlechter sprechen, lesen und schreiben können.

Bei Entzündungen des Rückenmarks spüren Erkrankte Hautkribbeln, Stechen in Beinen oder Füßen, können Bewegungen nicht mehr gut koordinieren, werden impotent und können Stuhl und Harn nicht mehr halten. Ohne Behandlung endet die Neurosyphilis gewöhnlich nach vier bis fünf Jahren tödlich.

Wie stecke ich mich mit Syphilis an?

In den allermeisten Fällen beim Sex, insbesondere unter Männern (Männer, die Sex mit Männern haben, MSM). Infektiös sind vor allem die befallenen Haut- und Schleimhautstellen. Die dort austretende Flüssigkeit enthält die Erreger, die dann über kleinste Verletzungen, beispielsweise an Scheide und Penis, Mund oder After, in Ihren Körper gelangen. Das ist vor allem der Fall bei ungeschütztem Vaginal-, Oral- und Analverkehr. Eine Infektion ist aber auch beim Küssen möglich.

Das Risiko sich anzustecken sinkt mit der Dauer der Erkrankung, da mit fortschreitender Krankheit immer weniger Erreger im Körper der oder des Erkrankten vorhanden sind. Die Übertragungsgefahr ist vor allem in der ersten Phase groß, auch in der zweiten ist das Risiko noch hoch. Im Endstadium ist eine Ansteckung sehr unwahrscheinlich.

Syphilis in der Schwangerschaft

Schwangere mit Syphilis können die Erreger an ihr Kind weitergeben. Das passiert entweder schon im Mutterleib oder bei der Geburt. Je kürzer die Infektion der Frau zurückliegt, desto größer ist das Risiko, dass sich das Kind ansteckt: In der ersten Phase liegt die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung bei bis zu 90 Prozent, in der zweiten bei 40 und in der dritten bei zehn Prozent. Die Ansteckung im Mutterleib endet oft mit einer Fehl- oder Totgeburt. Infizierte Kinder, die lebend auf die Welt kommen, erscheinen zunächst oft gesund. Sie entwickeln dann gewöhnlich in den ersten Wochen oder Monaten die Symptome der zweiten und dritten Krankheitsphase. Die Infektion lässt sich mit Antibiotika heilen; bereits entstandene Organschäden bleiben jedoch bestehen.

Wie wird Syphilis diagnostiziert?

Besteht der Verdacht auf eine Syphilis-Infektion, kann die Ärztin oder der Arzt einen Abstrich von den verdächtigen Hautstellen nehmen und ihn mit einem Test im Labor auf die Erreger untersuchen. Entweder wird Erbmaterial der Syphilis-Bakterien mit einem PCR-Test oder einem immunhistochemischen Verfahren überprüft und so die Erkrankung nachgewiesen. Mittlerweile hat sich auch der Nachweis von Antikörpern im Blut etabliert, die die körperliche Abwehr speziell gegen die Syphilis-Erreger bildet. Zudem lassen sich die Bakterien mit einem Dunkelfeldmikroskop nachweisen. Deutet das Ergebnis darauf hin, dass Sie sich infiziert haben, wird der Arzt oder die Ärztin weitere Untersuchungen und Tests durchführen. Sie dienen dazu, das Resultat zu bestätigen und andere Erkrankungen auszuschließen.

Wird die Syphilis-Infektion bestätigt, folgen weitere Tests, um die Aktivität der Krankheit festzustellen und zu klären, ob Sie behandelt werden müssen. Die Antikörper bleiben gewöhnlich lebenslang im Blut nachweisbar. Es könnte also sein, dass sie schon älter sind und von einer bereits überwundenen Erkrankung stammen.

Besteht der Verdacht einer Neurosyphilis, wird Ihnen Flüssigkeit aus dem Rückenmark entnommen und diese auf Antikörper getestet.

Wenn Sie glauben, sich womöglich mit Syphilis angesteckt zu haben, können Sie sich bei der Barmer über den Teledoktor medizinischen Rat einholen und alle weiteren Schritte besprechen. Die Barmer trägt die Kosten für die Untersuchungen und Tests, wenn

  • bei Ihnen Anzeichen auf eine Syphilis-Infektion deuten,
  • eine Person, mit der Sie sexuellen Kontakt haben/hatten, an Syphilis erkrankt ist, oder
  • ein Screening während der Schwangerschaft durchgeführt werden soll.

Wichtig: Sollten Sie eine aktive Syphilis haben, informieren Sie unbedingt Ihre Sexualpartner darüber. Diese sollten sich auch testen lassen. So wird verhindert, dass die Bakterien an andere weitergegeben werden. Befinden Sie sich in der ersten Phase der Krankheit, sollten Sie allen Sexualpartnern der vergangenen drei Monate Bescheid geben. In der zweiten Phase informieren Sie alle sexuellen Kontakte der vergangenen zwölf Monate.

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Mann oder Frau: Wer leidet häufiger unter Syphilis?

Eindeutig der Mann. Der Frauenanteil an den gemeldeten Fällen in Deutschland lag 2019 gerade einmal bei knapp sechs Prozent. Unter den Männern sind besonders jene betroffen, die Sex mit Männern haben und keine Kondome benutzen. Deren Anteil hat in den letzten Jahren zugenommen, weil es mittlerweile gute Behandlungsmöglichkeiten gibt, um einer HIV-Infektion vorzubeugen.

2010 wurden dem RKI rund 4000 Syphilis-Erkrankungen in Deutschland gemeldet. Bis 2022 hat die Anzahl sich etwa verdoppelt. Die Zahl der betroffenen Frauen blieb in der ganzen Zeit konstant bei rund 500.

Kann Syphilis selbst heilen?

Ja, in rund einem Drittel der Fälle heilt die Erkrankung bei gesunden Menschen ohne Behandlung aus. Der körperlichen Abwehr gelingt es von selbst, die Erreger zu beseitigen. Das kann in jeder Phase passieren. Allerdings gibt es keinen Grund, auf die Selbstheilungskräfte des Körpers zu setzen. Zum einen können Organe von den Erregern bis zur Heilung unwiederbringlich geschädigt werden. Zum anderen ist die Gefahr groß weitere Personen anzustecken. Und schließlich kann die Syphilis so leicht und wirksam mit Medikamenten behandelt werden, dass es nicht wert ist, diese Risiken einzugehen.

Wenn die körpereigene Abwehr allerdings geschwächt ist, beispielsweise durch eine gleichzeitige HIV-Infektion oder bei einer Therapie mit immunmodulierenden Medikamenten, schreitet die Krankheit dagegen meist fort.

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Wie wird Syphilis behandelt?

Die Erkrankung ist mit Antibiotika gut zu behandeln und heilbar, vor allem in der Frühphase. Deshalb treten die Spätphasen hierzulande heute kaum noch auf.

Der Arzt oder die Ärztin wird Penicillin verschreiben, um die Bakterien zu bekämpfen. Es gibt auch noch weitere Präparate, sollte jemand gegen dieses Antibiotikum allergisch sein. Gewöhnlich wird das Medikament als Tablette eingenommen oder in einen Muskel gespritzt, zum Beispiel ins Gesäß. In schwereren Fällen oder bei einer Neurosyphilis wird das Mittel in die Vene verabreicht.

Während der Therapie untersucht die Ärztin oder der Arzt das Blut regelmäßig mit einem Test auf Antikörper darauf, ob das Medikament wirkt. Auch nachdem die Behandlung abgeschlossen ist, sollten die Tests zwei Jahre lang alle paar Monate wiederholt werden, um einen Rückfall auszuschließen.

Durch den Kontakt mit Penicillin zerfallen die Erreger sehr schnell und setzen Giftstoffe frei. Das kann zu grippeähnlichen Symptomen führen wie Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Fieber. Die Beschwerden lassen sich mit einer Kortisonbehandlung mildern.

In der ersten Phase verschwinden die Symptome rasch. Trotzdem ist es besser, wenn Betroffene mit dem Sex warten, bis die Behandlung beendet ist und sie vollständig geheilt sind. Nur dann ist sicher, dass sie niemanden anstecken.

Wichtig: Eine überstandene Syphilis-Erkrankung macht nicht immun gegen die Erreger der Syphilis. Man kann sich jederzeit wieder anstecken – und zwar sobald der Spiegel des Antibiotikums im Blut sinkt. Deshalb ist es wichtig, dass die eigenen sexuellen Kontakte untersucht und behandelt werden. Sonst könnte es zur Pingpong-Infektion kommen.

Wie kann ich mich vor Syphilis schützen?

Das gelingt am besten, wenn Sie sich beim Sex aufmerksam und vorsichtig verhalten. Kondome, Femidome für Frauen und Lecktücher helfen dabei. Ein Femidom ist eine dünne Kunststoffhülle, die sich an die Innenwände der Scheide anschmiegt und den direkten Kontakt mit Penis oder Zunge verhindert. Lecktücher, auch Dental Dams genannt, sind Folien, die auf Vulva oder Anus gelegt werden und beim Oralverkehr vor schädlichen Keimen schützen. Das Risiko sich anzustecken sinkt auch, wenn Sie Ihr Liebesleben auf einen oder wenige Sexualpartner und/oder Sexualpartnerinnen beschränken.

Literatur und weiterführende Informationen

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