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Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom, Gebärmutterkörperkrebs)

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Redaktion

  • Sarah Peitz (Content Creator (Medical), TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Utta Petzold (Dermatologin, Allergologin, Phlebologin, Barmer)

Wenn man von Gebärmutterkrebs spricht, ist oft nicht ganz klar, was gemeint ist, denn in der Gebärmutter können verschiedene Krebsarten auftreten. Neben dem Gebärmutterkörper können auch der Gebärmutterhals oder die Eierstöcke betroffen sein. Häufig wird der Gebärmutterkörperkrebs mit dem Gebärmutterhalskrebs verwechselt.

Gebärmutterhalskrebs bildet sich in dem schmalen Kanal, der den Gebärmutterkörper mit der Scheide verbindet, dem Gebärmutterhals (Zervix). Dagegen bildet sich der Gebärmutterkörperkrebs im Inneren der Gebärmutter - um genau zu sein in der Gebärmutterschleimhaut, dem sogenannten Endometrium. Daher kommt auch der Fachbegriff „Endometriumkarzinom“.

Gebärmutterkörperkrebs wird auch als „Uteruskarzinom“, „Korpuskarzinom“ oder „Gebärmutterschleimhautkrebs“ bezeichnet. 

Was ist Gebärmutterkrebs?

Das Endometriumkarzinom ist die fünfthäufigste Krebserkrankung bei Frauen und die häufigste Tumorart der weiblichen Geschlechtsorgane. Etwa 11.090 Frauen in Deutschland erkranken jährlich daran. Durchschnittlich sind sie 68 Jahre alt.

Die gute Nachricht ist: Da Gebärmutterkörperkrebs meist frühzeitig entdeckt wird, ist die Prognose recht gut. Fünf Jahre nach der Diagnose leben mit 78 Prozent noch die überwiegende Mehrheit der Frauen. Außerdem erkranken etwas weniger Frauen an Gebärmutterkrebs, wenn man die Zahlen mit früheren Jahren vergleicht.

Wie entsteht Gebärmutterkörperkrebs?

Die Gebärmutter ist im Inneren von einer Schleimhaut (Endometrium) bedeckt. Gebärmutterkörperkrebs entsteht, wenn die Zellen in der Schleimhaut beginnen sich unkontrolliert zu vermehren. Dabei wachsen sie in umliegendes Gewebe ein und zerstören es. Von dort kann der Krebs weiter in die Gebärmutterhöhle oder in die darunterliegende Muskelschicht wachsen.

Im fortgeschrittenen Stadium breitet sich der Krebs in den Gebärmutterhals oder in die Eileiter aus und kann auch umliegende Organe erreichen, wie etwa die Blase. Außerdem können sich Metastasen bilden, die typischerweise in Lymphknoten, Knochen, Leber oder Lunge zu finden sind. Metastasen sind Krebszellen, die von dem Tumor ausgehend über das Lymphsystem oder die Blutbahnen in andere Organe wandern und dort weiter wachsen.

Gebärmutterkörperkrebs wird in zwei Typen eingeteilt:

  • Typ-I-Karzinom: östrogenabhängig
    Etwa 80 Prozent der Gebärmutterkrebsfälle sind Typ-I-Karzinome. Sie entstehen durch einen Überschuss des weiblichen Sexualhormons Östrogen. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 55-65 Jahren. Die Vorstufe dieses Karzinoms sind meist Verdickungen der Schleimhaut, sogenannte atypische Endometriumhyperplasien.
  • Typ-II-Karzinom: östrogenunabhängig
    Dieses Karzinom entsteht unabhängig von Hormonen bei eher älteren Frauen (65 bis 75 Jahre). Es ist die seltenere Form: Nur 10 bis 15 Prozent der Frauen mit Gebärmutterkrebs sind vom Typ II betroffen. Dieser Tumortyp verhält sich oftmals aggressiver.

Welche Symptome gibt es für Gebärmutterkörperkrebs?

Das wichtigste Warnzeichen für Gebärmutterkörperkrebs sind „ungewöhnliche“ Blutungen – also auch außerhalb der Periode oder nach den Wechseljahren. Diese Blutungen treten meist auch schon im Frühstadium der Erkrankung auf. Dadurch wird das Endometriumkarzinom in vielen Fällen schon früh entdeckt und sowohl die Heilungschancen als auch die Lebenserwartung erhöht.
Wenn die Erkrankung schon weiter fortgeschritten ist, können weitere Symptome auftreten. Dazu gehören:

  • eitriger Ausfluss
  • chronische Unterleibsschmerzen
  • Blut im Urin oder im Stuhl
  • unregelmäßiger Harndrang oder Stuhlgang
  • unerklärlicher Gewichtsverlust

Einige dieser Symptome können auch bei harmlosen Erkrankungen auftreten. Trotzdem kann die Früherkennung eines Endometriumkarzinoms überlebenswichtig sein. Wenn Sie eine oder mehrere dieser Beschwerden über einen Zeitraum von mehreren Wochen haben: Machen Sie einen Arzttermin!

Ursachen für Gebärmutterkörperkrebs

In den meisten Fällen ist der Gebärmutterkörperkrebs ein Typ-I-Karzinom, der hormonabhängig ist und durch einen langfristigen Überschuss an Östrogenen entsteht. Dieser Überschuss kann durch körpereigene oder durch äußere Einflüsse entstehen.
Folgende Risikofaktoren können die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an einem Typ-I-Karzinom zu erkranken:

  • Fortgeschrittenes Alter
  • Übergewicht (Fettgewebe produziert ebenfalls Östrogene, die zum Überschuss beitragen können)
  • Diabetes mellitus Typ II
  • Hormontherapie, die nur aus Östrogenen besteht
  • Eine frühe erste Regelblutung
  • Späte Wechseljahre (nach 55 Jahren)
  • Kinderlosigkeit
  • Erkrankungen der Eierstöcke
  • Nahe Verwandte mit erblichen Darmkrebs oder Gebärmutterkörperkrebs
  • Strahlentherapie im Bauch- oder Beckenraum

Wissenschaftler haben auch einige Faktoren erkannt, die das Risiko senken können:

  • multiple Schwangerschaften
  • langjährige Einnahme der Antibabypille
  • Anwendung einer Hormonspirale
  • Normalgewicht und viel Bewegung

Bei dem selteneren Typ-II-Karzinom spielen Hormone keine Rolle. Der Tumor entsteht hier durch die Rückbildung und durch Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut.

Die einzig hierzu bekannten Risikofaktoren sind:

  • Fortgeschrittenes Alter
  • Bestrahlung der Gebärmutter

Gebärmutterkörperkrebs Diagnose

Am Anfang jeder Untersuchung steht in der Regel ein Gespräch, in dem Arzt oder Ärztin die Patientin über ihren allgemeinen Gesundheitszustand, Beschwerden und mögliche Vorerkrankungen befragt. Die so entstandene Krankengeschichte nennt man Anamnese.

Im nächsten Schritt folgt eine gynäkologische Untersuchung. Der Arzt oder die Ärztin tastet die Patientin ab und macht eine Ultraschalluntersuchung durch die Scheide, eine sogenannte transvaginale Sonografie. Hier kann man schon sehen, ob die Gebärmutterschleimhaut Verdickungen aufweist.

Falls man im Ultraschall auffällige Verdickungen entdeckt, bekommt die Patientin als nächstes einen Termin zur Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie). Falls bei der Hysteroskopie Gewebe entnommen werden soll, bekommt man eine kurze Vollnarkose.

Das Ärzteteam geht mit einer speziellen Kamera durch die Scheide (vaginal) ins Innere der Gebärmutter und betrachtet dort die Schleimhaut. Dabei nehmen sie auch eine Probe (Biopsie) auffälliger Schleimhaut. Außerdem schaben die Ärzte bei diesem Eingriff auch die Schleimhaut aus (Abrasio), um sie später unter dem Mikroskop zu untersuchen.

Nach diesen Untersuchungen kann man meist sagen, ob ein Endometriumkarzinom vorliegt oder nicht.

Um zu sehen, wie weit ein Tumor sich bereits ausgebreitet hat oder ob es schon Metastasen im Bauch- oder Beckenraum gibt, werden sogenannte bildgebende Verfahren eingesetzt. Darunter versteht man Untersuchungen mittels Ultraschall, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder Röntgen.

Manchmal sind weitere Untersuchungen erforderlich, wie etwa eine Blutuntersuchung, um den allgemeinen Gesundheitszustand der Patientin zu überprüfen. Wenn ein Verdacht besteht, dass der Krebs Blase oder Darm befallen hat, verordnen Ärzte außerdem eine Blasen- oder Darmspiegelung.

Stadien und Behandlungsformen

Nach den diagnostischen Untersuchungen teilen Ärzte den Gebärmutterkrebs in Stadien ein. Die internationale Vereinigung für Gynäkologie und Geburtshilfe (The International Federation of Gynecology and Obstetrics, auch kurz FIGO) hat vier Klassifikationsstufen festgelegt. Eine weitere anerkannte Einteilung ist die TNM-Klassifikation. TNM steht für "tumor" (Tumor), "node" (Lymphknoten) und "metastasis" (Metastase). Beide Einteilungen beschreiben, wie weit sich der Tumor im Körper ausgebreitet hat.

Auf der Basis der Stadieneinteilung und der diagnostischen Untersuchungen können die Ärzte die Behandlung zielgerichtet planen.

Operation

Fast immer ist der erste Behandlungsschritt eine Operation, bei der das Operationsteam das befallene Gewebe entfernt. Diesen Schritt empfehlen Ärzte sogar schon bei einer atypischen Endometriumhyperplasie, der Vorstufe von Gebärmutterkörperkrebs. In der Regel wird zunächst die Gebärmutter entfernt, aber auch die Eileiter und die Eierstöcke werden meist ebenfalls vorsichtshalber herausgenommen. Wenn angrenzendes Gewebe oder Lymphknoten vom Tumor befallen sind, müssen auch diese entfernt werden.

Wenn der Gebärmutterkörperkrebs noch im Frühstadium ist, lässt er sich durch eine Operation in den meisten Fällen heilen.

Hormontherapie

Nach einer Operation, bei der die inneren Geschlechtsorgane entfernt wurden, ist die Patientin unfruchtbar. Sollte noch ein Kinderwunsch bestehen und der Tumor im Frühstadium sein, kann man gemeinsam mit den Ärzten darüber nachdenken die Operation aufzuschieben. Eine Möglichkeit bietet hier die Hormontherapie. Dabei bekommt die Patientin hochdosierte Gestagen-Hormone, die das Fortschreiten der Erkrankung herauszögern sollen, bis die Frau schwanger geworden ist und ein Kind geboren hat. Danach sollte die Gebärmutter allerdings schnellstmöglich entfernt werden.

Strahlentherapie (Radiotherapie)

Eine Strahlentherapie kann ergänzend zur Operation eingesetzt werden, beispielsweise wenn der Krebs schon fortgeschritten oder besonders bösartig ist.
Das Ärzteteam bestrahlt die Krebszellen entweder gezielt von „innen“ durch die Scheide (Brachytherapie) oder von außen, mit der sogenannten externen Beckenbestrahlung. Die externe Beckenbestrahlung kommt vor allem bei fortgeschrittenen Tumoren zum Einsatz.

Chemotherapie

Wenn sich der Krebs schon über die Gebärmutter hinaus auf umliegendes Gewebe oder Lymphknoten ausgebreitet hat, raten Ärzte nach der Operation oftmals zu einer ergänzenden Chemotherapie. Dadurch sollen verbliebene Krebszellen und Metastasen zerstört werden. Manchmal bekommen Patientinnen eine Chemotherapie auch in Kombination mit einer Bestrahlungstherapie.

Palliativtherapie

In manchen Fällen ist der Krebs nicht mehr zu stoppen oder zu heilen. Hier geht es vor allem darum das Fortschreiten der Erkrankung möglichst hinaus zu zögern und dabei eine hohe Lebensqualität zu erhalten. Bei hormonempfindlichen Tumoren raten Ärzte in diesen Fällen meist zu einer Hormontherapie mit Gestagen-Hormonen. Außerdem können eine Chemotherapie oder eine Strahlentherapie eingesetzt werden.

Neue Leitlinien für Gebärmutterkörperkrebs: Weniger ist mehr
Im Frühjahr 2019 wurden die Leitlinien für Gebärmutterkörperkrebs aktualisiert. Dabei liegt der Fokus vor allem darauf, Therapien zu individualisieren und belastende Therapien nur bei Patientinnen mit hohem Risiko einzusetzen. Patientinnen mit niedrigem Risiko sollen nach dem Motto „weniger ist mehr“ nur nach sorgfältigem Abwägen behandelt werden.

So sollen beispielsweise Operateure nur noch minimalinvasiv operieren, das heißt über kleinere Schnitte und Instrumente, die in den Körper eingeführt werden, anstatt durch einen langen Bauchschnitt. Lymphknoten sollen nicht mehr standardmäßig entfernt werden, sondern nur noch, wenn es notwendig ist.
Auch Bestrahlung und Chemotherapie sollen nur noch individuell eingesetzt werden. Dabei prüfen Ärzte die Risikofaktoren und wägen Vor- und Nachteile der Therapien für jede speziell Patientin ab.

Wie heilbar oder tödlich ist Gebärmutterkrebs?

Gebärmutterkörperkrebs ist in vielen Fällen heilbar, vor allem wenn es sich um die weitaus häufigere Typ-I-Form handelt. Die Erkrankung äußert sich schon früh mit Warnzeichen in Form von Blutungen, so dass das Karzinom bei 75 von 100 Patientinnen in einem Frühstadium entdeckt wird.

Eine Operation, manchmal auch die vollständige Entfernung der Gebärmutter, hat zum Ziel, den Krebs vollständig zu entfernen.
Wie bei vielen anderen Krebsarten auch, hängen die Heilungschancen davon ab, wie weit der Krebs bei seiner Entdeckung schon fortgeschritten ist oder ob er Metastasen in andere Bereiche des Körpers gestreut hat. Es kann auch entscheidend sein welcher Tumortyp vorliegt.

Beim Endometriumkarzinom ist der Typ-II-Tumor meist aggressiver. Er neigt dazu, schon früh in den Bauchraum zu streuen.

Da es kein Screeningprogramm speziell für Gebärmutterkörperkrebs gibt, ist es wichtig, schon bei ersten ungewöhnlichen Blutungen zum Arzt zu gehen. Beim allgemein angebotenen Screeningprogramm werden Frauen auf andere Krebsarten hin untersucht – hier geht es um die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs und den Brustkrebs. Wenn es in der Familie ein erbliches Risiko für Gebärmutterkörperkrebs gibt, können Arztpraxen allerdings genetische Beratung und intensivierte Früherkennungsprogramme anbieten.

Das Screeningprogramm zur Aufspürung von Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses beinhaltet verschiedene gynäkologische Untersuchungen, so wie einem Zellabstrich am Gebärmutterhals (dem sogenannten Pap-Test). Erfahren Sie mehr zu den Barmer-Leistungen bei der Krebsfrüherkennung.

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