Dieses lästige Hicksen: Schluckauf kommt irgendwie immer in einem ungelegenen Moment – im Konzert, im Video-Meeting, oder beim Essen mit Freunden. Meist verschwindet er wieder so schnell, wie er kam. Dennoch ist Schluckauf meist unangenehm – und manchmal ist es schwer, ihn loszuwerden. Was ist Schluckauf eigentlich, welche Ursachen hat er und was hilft wirklich gegen Schluckauf?
Schluckauf: Ursachen, Symptome und Behandlung
Redaktion:
Kathrin Schwarze-Reiter (Medizinjournalistin, Nerdpol – Redaktionsbüro für Medizin- und Wissenschaftsjournalismus)Qualitätssicherung:
Dr. med. Madeleine Vinnemeier (Ärztin, Content Fleet GmbH)Auf einen Blick
- Symptome: Schluckauf äußert sich als kurzes Hicksen infolge eines Verkrampfens des Zwerchfells. Männer scheinen häufiger betroffen zu sein als Frauen.
- Ursachen: Wie ein Schluckauf entsteht, ist noch nicht abschließend geklärt. Forschende vermuten, dass bestimmte Reize den Reflex auslösen können.
- Verlauf: In der Regel verschwindet ein Schluckauf von selbst wieder. Es gibt jedoch auch chronische Formen, die mehrere Tage bis hin zu Monaten anhalten können.
- Diagnose: Bei lang anhaltendem Schluckauf versuchen Ärztinnen und Ärzte, die Auslöser zu finden. Das können zum Beispiel bestimmte Medikamente, Erkrankungen oder Alkoholkonsum sein.
- Therapie: Ein alltäglicher Schluckauf lässt sich mit verschiedenen Tricks und Hausmitteln meist loswerden. Gegen chronischen Schluckauf gibt es Medikamente. Auch die Blockade bestimmter Nerven ist eine Behandlungsoption.
Definition: Was ist Schluckauf überhaupt, und warum hat man ihn?
Bei einem Schluckauf (im medizinischen Sprachgebrauch Singultus) verkrampft sich plötzlich das Zwerchfell, der flache Atemmuskel zwischen Brust- und Bauchhöhle. Dadurch atmet man unwillkürlich und schnell ein. Gleichzeitig verschließt sich die Stimmritze im Kehlkopf – das ist die Öffnung zwischen den beiden Stimmbändern. Der Atemstrom wird abrupt unterbrochen, so entsteht das Hicksgeräusch. Der Begriff Schluckauf ist im Grunde irreführend, da das Geräusch ja nicht durch Schlucken entsteht.
Welchen Sinn und Zweck das Hicksen hat, weiß man nicht genau. Schluckauf kommt bei Erwachsenen, Kindern und bereits bei Föten im Mutterleib vor. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Männer häufiger von Schluckauf betroffen sind als Frauen.
Verlauf: Wie lange kann Schluckauf dauern?
Man unterscheidet Schluckauf nach seiner Dauer:
- Akuter Schluckauf, ein Schluckaufanfall, kann bis zu 48 Stunden dauern.
- Als chronischen Singultus bezeichnet man Schluckauf, wenn er über 48 Stunden andauert. Er kann aber auch bis zu einem Monat anhalten oder wiederkehren.
- Als sogenannter hartnäckiger Singultus gilt Schluckauf, wenn er länger als einen Monat anhält
Kurze Episoden von Schluckauf, wie sie jeder kennt, sind häufig und ungefährlich. Meist dauern sie nur wenige Minuten und vergehen von selbst wieder. Doch auch bei gesunden Menschen kann ein Schluckauf mal etwas länger dauern, zum Beispiel zwei Tage und sogar mehr als einen Monat.
Lange Schluckauf-Episoden sind selten und meist steckt eine Erkrankung dahinter. Diese Episoden können körperlich und psychisch sehr belastend sein. Oft entwickeln die Betroffenen Depressionen, sie nehmen stark ab und schlafen schlecht.
Ursachen: Wie entsteht Schluckauf?
Ärztinnen und Ärzte wissen nicht sicher, warum man manchmal Schluckauf hat. Vermutlich ist der Schluckauf ein reflektorischer Bewegungsablauf, also ein Reflex, der von bestimmten Nervenstrukturen unwillentlich ausgelöst wird. Dabei sind Nerven wie der Phrenikusnerv beteiligt, die das Zwerchfell motorisch steuern und zur unwillkürlichen Muskelkontraktion führen. Außerdem spielen auch Nerven wie der Vagusnerv eine Rolle, die Informationen vom Körper ans Gehirn liefern. Im Gehirn selbst sind wahrscheinlich verschiedene Regionen wie der Hirnstamm an der Entstehung des Reflexes beteiligt. Eine gängige Theorie ist, dass bestimmte Reize den Schluckaufreflex auslösen, wie beispielsweise eine Magenspiegelung oder ein gedehnter Magen.
Bei gesunden Menschen können Ursachen für einen akuten Schluckauf sein:
- Dehnung des Magens (durch zu schnelles Essen oder Trinken kohlensäurehaltiger Getränke; endoskopische Untersuchungen des oberen Gastrointestinaltraktes)
- Aufnahme zu heißer, zu kalter oder zu scharfer Speisen
- übermäßigen Alkoholgenuss (häufig ebenfalls mit einer Magendehnung verbunden)
Viele Menschen bekommen beim Essen Schluckauf, zum Beispiel wenn sie zu schnell oder zu scharf gegessen haben.
Oft kommt es auch bei Hektik oder in einer geselligen Runde zu Schluckauf, wenn man alles gleichzeitig macht: essen, trinken, lachen, reden. Studien haben zudem gezeigt, dass Schluckauf oft mit einer abnehmenden Kohlendioxidkonzentration im Blut einhergeht – zum Beispiel, wenn jemand hyperventiliert, also Panik hat. Auch eine Refluxerkrankung – also ein Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre – kann Ursache für Schluckauf sein.
Welche Krankheiten können hinter Schluckauf stecken?
Meist ist Schluckauf harmlos und verschwindet von selbst wieder. Hört der Schluckauf nach 48 Stunden nicht auf oder kommt immer wieder, spricht man von chronischem Schluckauf. Man sollte ihn medizinisch abklären lassen. Daneben gibt es den hartnäckigen Schluckauf, der mehr als einen Monat lang anhält.
Schluckauf kann verschiedene Ursachen haben – er kann durch Medikamente, Infektionen oder Stoffwechselveränderungen entstehen. Sie sind aber sehr selten. Chronischer Schluckauf kann in seltenen Fällen durch eine Lungenentzündung oder nach einer Operation an Brust oder Darm entstehen. Ganz selten können ein Hirntumor oder ein Schlaganfall der Grund sein.
Geht akuter Schluckauf mit Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen und/oder Sehstörungen einher, könnte das ein Alarmsignal für einen Schlaganfall oder ein anderes neurologisches Problem sein. Dann sollte man sofort den Notruf unter der Nummer 112 alarmieren.
Schluckauf in der Schwangerschaft
Bereits ungeborene Babys können im Bauch der Mutter Schluckauf haben – und das sogar ziemlich häufig. Dann hüpft der ganze Bauch. Forschende spekulieren, ob der Schluckauf eventuell dazu dient, die Atmung zu trainieren, bevor sie das Baby wirklich braucht. Möglicherweise verhindert der Schluckauf aber auch das Eindringen von Fruchtwasser in die Lunge. Eventuell ist das Hicksen also ein Relikt aus unserer Zeit im Mutterleib.
Auch nach der Geburt haben Babys oft Schluckauf. Warum weiß man noch nicht genau, aber vielleicht drückt der Schluckauf die Luft aus dem Magen und schafft so Platz für die Milch.
Die werdende Mutter leidet hingegen seltener unter Schluckauf, denn in der Schwangerschaft nimmt die Häufigkeit von Schluckauf ab. Anders ist es rund um den Eisprung – dann müssen Frauen häufiger hicksen.
Schluckauf im Schlaf
Ganz selten leiden Menschen auch unter Schluckauf im Schlaf. Nur wenige Studien haben dieses Phänomen bisher untersucht. Meist steckt eine organische Ursache dahinter, die unbedingt bei der Ärztin oder beim Arzt abgeklärt werden sollte. Der nächtliche Schluckauf durchdringt alle Schlafstadien, mal ist er stärker, mal schwächer. Manche Betroffene schlafen schlecht und sind morgens müde. Der Schluckauf hat aber nichts mit Atemaussetzern im Schlaf (Schlafapnoe) zu tun.
Behandlung: Was hilft gegen Schluckauf?
In den meisten Fällen hört ein Schluckauf von selbst wieder auf. Es gibt jedoch einige Tricks, mit denen Betroffene den Schluckauf loswerden können. Bei einem Schluckauf, der länger als zwei bis drei Tage anhält, sollte ärztlicher Rat gesucht werden.
Hausmittel gegen akuten Schluckauf
Das ständige Hicksen ist ziemlich nervig, vor allem dann, wenn man zum Beispiel in einer Vorlesung sitzt oder telefonieren will. Deshalb kursieren zahlreiche Tipps und Tricks, wie sich der Schluckauf wieder loswerden lässt. Die meisten funktionieren jedoch nicht zuverlässig. Manchmal ist es Zufall, dass der Schluckauf aufhört. Was am besten gegen Schluckauf hilft, muss jeder für sich selbst herausfinden.
- Vorsichtiges Ziehen an der Zunge
- Vorsichtiges Reiben der Augäpfel
- Tief ein- und ausatmen
- Luft anhalten
- Schnelles Trinken von Wasser
- Schlucken von Kristallzucker oder Eiswasser
- Erschrecken
- Ablenkung
- Nase schnäuzen
Was hilft gegen Schluckauf? Es gibt viele Tipps und Tricks, die aber leider oft nicht zuverlässig funktionieren.
Wie behandelt man einen chronischen Schluckauf?
Bei einem chronischen Schluckauf, der einfach nicht weggeht, versuchen Ärztinnen und Ärzte zunächst, die Ursachen herauszufinden. Es gibt eine Reihe von Therapiemöglichkeiten, um den Schluckauf zu beenden.
Anamnese
Geht man wegen eines lang andauernden Schluckaufs zur Ärztin oder zum Arzt, führt sie oder er eine ausführliche Anamnese durch. Relevant ist dabei vor allem, wie lange der Schluckauf schon anhält, welche Hausmittel ausprobiert wurden oder ob man vor Kurzem krank war oder operiert wurde. Die Ärztin oder der Arzt fragt auch nach folgenden Symptomen oder Beschwerden:
- Refluxerkrankung
- Schwierigkeiten beim Schlucken
- Husten, Fieber oder Schmerzen im Brustkorb
- Neurologische Symptome (zum Beispiel Kopfschmerzen, Probleme beim Laufen, Reden oder Sehen)
- Medikamente
- Alkoholkonsum
Danach folgt eine genaue körperliche Untersuchung, die für jede Patientin und jeden Patienten sehr individuell ist: zum Beispiel eine Untersuchung von Hals und Rachen, des äußeren Gehörgangs und der Stimmbänder, eine Blutentnahme, ein EKG, Röntgenaufnahmen, ein Ultraschall des Bauches oder eine Computertomografie der Brust und des Gehirns. Es wird bei Bedarf nach Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren, einer Magenentzündung oder einem Rückfluss von Magenflüssigkeit gesucht.
Therapie bei chronischem Schluckauf
Wird keine offensichtliche Ursache gefunden, kann eine Reihe von Medikamenten den Schluckauf lindern oder sogar ganz verschwinden lassen. So kann etwa eine Anti-Reflux-Therapie helfen.
Der Einsatz von Baclofen, ein Mittel gegen erhöhte Muskelspannung, und Metoclopramid, ein Medikament gegen Übelkeit, hat sich in Studien als wirksam erwiesen. Diese Medikamente werden oft zusammen eingesetzt. Baclofen ist das Mittel der Wahl, aber auch andere Medikamente sind möglich. Wenn sich auch nach oben genannter Diagnostik und mehreren Untersuchungen keine Ursache finden, stehen viele verschiedene Medikamente zur Wahl.
Tritt der Schluckauf nach einem Schlaganfall auf, kann neben Medikamenten auch Akupunktur helfen, wie Studien gezeigt haben. In den vergangenen Jahren wurde in einzelnen Fällen zudem versucht, den Vagusnerv zu stimulieren.
Wenn Medikamente nicht funktionieren, können Ärztinnen und Ärzte einen der Phrenicusnerven blockieren, indem sie geringe Mengen des Lokalanästhetikums Procain hineinspritzen. Wenn der Schluckauf trotz erfolgreicher Nervenblockierung wiederkehrt, kann der Nerv chirurgisch durchtrennt werden (Phrenikotomie). Aber selbst dieses Verfahren bringt nicht in allen Fällen eine Heilung. Weitere Therapien können sein: Hypnose, Psychotherapie, elektrische Phrenikusstimulation, Phrenikusschrittmacher. Viele dieser Verfahren bergen Gefahren und sind sehr radikal. Sie werden nur in Betracht gezogen, wenn alle anderen Therapien ausgeschöpft sind.
Es gibt keine offiziellen Leitlinien für die Behandlung von Schluckauf. Die meisten der genannten Methoden beruhen auf Fall- und Erfahrungsberichten. Die Beendigung einer Schluckauf-Episode kann für die Ärztin oder den Arzt eine große Herausforderung darstellen, sie verbessert die Lebensqualität der Betroffenen aber enorm.
Vorbeugung: Kann man Schluckauf verhindern?
Leider nicht wirklich. Wenn man jedoch bemerkt, dass man häufig nach dem Essen Schluckauf hat, wenn man schnell oder im Gehen isst oder rohe Karotten knabbert, dann sollte man hier umdenken. Eventuell kann es helfen, nicht zu viel Luft beim Essen zu verschlucken, also langsam zu essen, und auf Alkohol zu verzichten.
Häufige Fragen und Antworten zu Schluckauf
Literatur und weiterführende Informationen
- Ärztezeitung (Abruf vom 09.12.2025): Alle zwei Sekunden ein Hicks
- Christian Straus et al. (Abruf vom 09.12.2025): A phylogenetic hypothesis for the origin of hiccough
- Full-Young Chang (Abruf vom 09.12.2025): Hiccup: Mystery, Nature and Treatment
- Georg A Petroianu (Abruf vom 09.12.2025): The Role of Serotonin in Singultus: A Review
- Gyeong-Won Lee et al. (Abruf vom 09.12.2025): Gender differences in hiccup patients: analysis of published case reports and case-control studies
- M. Ohlrich und G. Royl (Abruf vom 09.12.2025): Singultus – Diagnostik und Therapie
- M. Steger et al. (Abruf vom 09.12.2025): Systemic review: the pathogenesis and pharmacological treatment of hiccups
- MSD Manual Ausgabe für medizinische Fachkreise (Abruf vom 09.12.2025): Schluckauf
- MSD Manual Ausgabe für Patienten (Abruf vom 09.12.2025): Schluckauf
- P. A. Federspil und J. Zenk (Abruf vom 09.12.2025): Singultus
- Pschyrembel Online (Abruf vom 09.12.2025): Singultus
- S. Launois et al. (Abruf vom 09.12.2025): Hiccup in adults: an overview
- Springer Medizin (Abruf vom 09.12.2025): Singultus