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Nagelpilz (Onychomykose)

Lesedauer unter 8 Minuten

Redaktion

  • Natalie Tutzer (Medical Writer, TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Verena Dost (Diplom-Biologin)
  • Dr. med. Martin Waitz (Arzt, medproduction GmbH)

Nagelpilz ist eine Infektion eines oder mehrerer Nägel durch einen Pilz, fachsprachlich als Onychomykose bezeichnet (griechisch „ónychos“ = des Nagels, altgriechisch „mykes“ = Pilz). Sie betrifft überwiegend die Zehennägel, seltener die Fingernägel. Die in aller Regel harmlose Erkrankung erfordert oft eine langwierige Behandlung.

Auf einen Blick:

  • Symptome: Fuß- und Fingernägel, die von einer Pilzinfektion betroffen sind, können weiß, gelb oder dunkel verfärbt, verdickt und rissig sein.
  • Ursachen & Risikofaktoren: Meistens verursachen bestimmte Hautpilze (Dermatophyten) Nagelpilz. Sie wachsen in einer warmen und feuchten Umgebung: Wer oft in Schwimmbäder oder die Sauna geht, schweißtreibenden Sport macht oder luftundurchlässige Schuhe trägt, hat ein höheres Risiko für eine Pilzinfektion.
  • Verlauf: Oft breitet sich Nagelpilz von der Spitze oder Mitte des Nagels zur Nagelwurzel hin aus. Unbehandelt befällt der Pilz den gesamten Nagel und kann sich auf andere Nägel und eventuell die umgebende Haut ausbreiten.
  • Diagnostik: Ärztinnen und Ärzte erkennen Nagelpilz, indem sie sich den Nagel ansehen und eine Probe abschaben, die sie unter dem Mikroskop untersuchen. Um die genaue Art festzustellen, ist eine Pilzkultur im Labor erforderlich.
  • Therapie: Je nachdem, wie weit die Pilzinfektion fortgeschritten ist, wird sie direkt am Nagel (lokal), mit Tabletten, also „systemisch“ im ganzen Körper, oder in einer Kombination von beidem behandelt.

Was ist Nagelpilz?

Nagelpilz ist eine Infektion eines oder mehrerer Nägel durch einen Pilz. Am häufigsten betrifft sie den großen Zeh, eine Pilzinfektion an den Fingernägeln ist seltener.

Welche Symptome verursacht Nagelpilz?

Etwa jede achte Person in Deutschland hat Nagelpilz, wobei er bei älteren Personen und Männern etwas häufiger auftritt als bei jüngeren Menschen und Frauen. Meistens infizieren die Pilze die Zehennägel, insbesondere den Nagel des großen Zehs.

Typische Anzeichen von Nagelpilz sind:

  • weiß, gelblich, bräunlich oder schwarz verfärbte Nägel
  • verfärbte Punkte, Flecken oder Streifen auf den Nägeln
  • verdickte Nägel
  • Risse und Brüche der Nägel
  • bröckeliger Zerfall der Nägel

Diese Veränderungen zeigen sich meist an der Spitze oder an der Seite des Nagels, seltener an der Nagelwurzel. Der betroffene Anteil des Nagels kann sich vom Nagelbett lösen. Die Pilzinfektion führt zu einer fortschreitenden Zerstörung des Nagels. In manchen Fällen haben Betroffene Schmerzen.

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Welche Ursachen hat Nagelpilz?

In acht von zehn Fällen verursachen sogenannte Fadenpilze (Dermatophyten) die Infektion. Sie sind auch Auslöser von Infektionen der Haut an den Füßen (Fußpilz). Liegen gleichzeitig eine Nagel- und eine Hautpilzinfektion vor, ist es daher möglich, dass die eine von der anderen verursacht wurde. Seltener sind Hefepilze oder Schimmelpilze die Ursache für Nagelpilz.

Welche Risikofaktoren für Nagelpilz gibt es?

Unsere Haut ist von einer Vielzahl an Bakterien und Pilzen besiedelt. Sie leben im Gleichgewicht, sodass sich keiner dieser Mikroorganismen übermäßig vermehren und zum Krankheitserreger werden kann. Diese natürliche Hautflora erschwert es auch anderen Bakterien und Pilzen, sich auf der Haut anzusiedeln und zu vermehren. Verschiedene Faktoren können die Hautflora und damit diese Schutzbarriere beeinträchtigen und so Haut- und Nagelinfektionen begünstigen.

Folgende Faktoren können dazu beitragen, dass Nagelpilz entsteht:

  • Verletzungen oder Druck auf der Haut oder den Nägeln, etwa durch Sport, zu enge Schuhe oder Fehlstellungen der Füße oder Zehen
  • Feuchtigkeit, beispielsweise durch häufiges Schwitzen in luftundurchlässigen Schuhen, beim Schwimmbad- oder Saunabesuch
  • Fußpilzinfektion
  • Schuppenflechte
  • beeinträchtigte Durchblutung der Beine
  • geschwächte Immunabwehr aufgrund von Erkrankungen oder der Einnahme bestimmter Medikamente
  • familiäre Veranlagung

Bei manchen Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Diabetes Typ 2 sind die kleinen Blutgefäße schlechter durchblutet. Dies und eine geschwächte Immunabwehr macht die Betroffenen anfälliger für Nagel- und Fußpilz. Eine sorgfältige häusliche Fußpflege ist für sie daher wichtig.

Nagelpilz ist ansteckend
Pilze können sich wie Bakterien und Viren bei Kontakt übertragen und so ausbreiten. Deshalb ist es sinnvoll, an feucht-warmen Orten wie Schwimmbädern, Saunen und öffentlichen Duschen Badeschlappen zu tragen. Kontakt mit Pilzen führt jedoch nicht direkt zu einer Infektion: Verschiedene Pilze leben ständig auf unserer Haut, ohne Probleme zu verursachen.

Welchen Verlauf hat eine Nagelpilzinfektion?

Meist handelt es sich bei Nagelpilz um eine harmlose Erkrankung, bei der Betroffene vor allem das unschöne Aussehen der Nägel stört. Dennoch sollte der Pilz behandelt werden, denn die Infektion kann sich auf weitere Nägel und auch die umgebende Haut ausweiten.

Insbesondere bei Menschen mit einer gestörten Durchblutung oder einer geschwächten Immunabwehr kann eine Nagelpilzinfektion auch zu einer zusätzlichen Infektion mit Bakterien führen. Das passiert zum Beispiel, wenn Bakterien wie Streptokokken durch kleine Risse, die eine Fußpilzinfektion verursacht hat, in die Haut gelangen und dort eitrige Entzündungen auslösen.

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Diagnostik: Wie stellen Ärztinnen und Ärzte Nagelpilz fest?

Veränderungen der Nägel lassen sich in der Hausarztpraxis oder dermatologischen Praxis (Hautarztpraxis) abklären, denn andere Erkrankungen können die Nägel in ähnlicher Weise verändern wie Nagelpilz. Dazu gehören beispielsweise eine Schuppenflechte an Finger- und/oder Zehennägeln (Nagelpsoriasis), sogenannte Ekzemnägel, und eine Wachstumsstörung der Nägel (Nageldystrophie).

Um die Diagnose zu stellen, sehen sich Ärztinnen und Ärzte die betroffenen Nägel genau an und entnehmen eine Probe. Durch spezielle Anfärbung des Materials erkennen sie unter dem Mikroskop Pilzsporen, wenn es sich tatsächlich um eine Pilzinfektion handelt. Die Bestimmung des vorliegenden Pilzes erfordert eine Pilzkultur im Labor über drei Wochen. In seltenen Fällen wird das Nagelgewebe im Labor untersucht.

Therapie: Wie lässt sich Nagelpilz behandeln?

Nagelpilz kann mit medizinischen Lacken oder Cremes direkt am Nagel (lokal) behandelt werden. Mit der Einnahme von Tabletten ist die Behandlung einer Pilzinfektion systemisch möglich – hier breitet sich der Wirkstoff über den Blutkreislauf im ganzen Körper aus. Lokale und systemische Ansätze können auch miteinander kombiniert werden. Welche Therapie geeignet ist, hängt von der Art des vorliegenden Pilzes ab und wie weit sich die Infektion bereits ausgebreitet hat. Daher empfiehlt sich eine Beratung in der Hausarzt- oder Hautarztpraxis.

So werden Sie Nagelpilz erfolgreich los
Die Behandlung von Nagelpilz erfordert viel Geduld und eine konsequente Anwendung der Medikamente. Große Bedeutung haben auch begleitende hygienische Vorkehrungen, zum Beispiel die Schuhe zu desinfizieren sowie Faktoren zu vermeiden, die Pilzinfektionen begünstigen.

Lokale Behandlung mit Lacken

Eine lokale Behandlung kann unter folgenden drei Voraussetzungen sinnvoll sein: 

  • Es sind nur einzelne Nägel betroffen.
  • Der Pilzbefall beschränkt sich auf maximal die Hälfte eines Nagels.
  • Die Infektion betrifft nicht die Nagelwurzel.

Die in der Apotheke rezeptfrei erhältlichen Präparate enthalten Wirkstoffe, die das Wachstum der Pilze hemmen oder sie abtöten (sogenannte Antimykotika). Die Häufigkeit der Anwendung variiert von Produkt zu Produkt. Beim Auftragen der farblosen medizinischen Nagellacke (häufige Wirkstoffe: Ciclopirox oder Amorolfin) ist darauf zu achten, auch die seitlichen Nagelpartien komplett mit dem Lack zu bedecken.

Eine Alternative zu Nagellacken können Behandlungssets sein. Die darin enthaltene Creme mit Harnstoff weicht zunächst die infizierten Nagelanteile auf, die sich dann mit einem Spatel entfernen lassen. Daran schließt sich eine Behandlung des Nagels mit einer Creme an, die ein Antipilzmittel enthält.

In Studien befreiten Lacke mit Ciclopirox etwa jede vierte bis fünfte Person von der Pilzinfektion. Die Wirksamkeit von Amorolfin ist weniger gut untersucht. Bei der lokalen Behandlung besteht das Risiko, dass die Pilzinfektion nach Ende der Therapie erneut auftritt. Die Behandlung mit Lacken ist langwierig, da Nägel, insbesondere Zehennägel, sehr langsam wachsen. Sie kann mehrere Monate oder sogar länger als ein Jahr dauern.

Systemische Behandlung mit Tabletten

Orale Antimykotika, also Tabletten zum Einnehmen, kommen zum Einsatz, wenn der Nagelpilz mehr als die Hälfte des Nagels, die Nagelwurzel oder mehrere Nägel befallen hat. Diese Medikamente sind verschreibungspflichtig, setzen also die Verordnung durch eine Ärztin oder einen Arzt voraus. Der verwendete Wirkstoff (zum Beispiel Terbinafin oder Itraconazol) richtet sich unter anderem nach der Art des nachgewiesenen Pilzes. Die Behandlung erstreckt sich in der Regel über drei Monate.

Sie ist wirksamer als die lokale Therapie, kann jedoch mit Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Problemen und Geschmacksverlust verbunden sein. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind möglich. Daher ist es wichtig, die Hautärztin oder den Hautarzt über die aktuell eingenommenen Medikamente zu informieren.

Bei besonders schweren Infektionen wird die systemische Behandlung mit einer lokalen Therapie kombiniert.

Wie gut wirkt die Laser-Behandlung gegen Nagelpilz?

Die Bestrahlung mit einem Laser, eine neuere Methode, hat zum Ziel, die Pilze durch Infrarot- oder UV-Licht abzutöten. Bisherige Studien konnten allerdings keine eindeutige Wirksamkeit belegen. Möglicherweise unterstützt der Laser die Wirksamkeit einer lokalen Behandlung.

Lässt sich Nagelpilz mit Hausmitteln behandeln?

Manche Menschen möchten Nagelpilz mit natürlichen Hausmitteln wie Essig, Zitrone, Heilkräutern, Backpulver und Teebaumöl behandeln. Studien konnten bisher keine Wirksamkeit dieser Mittel bei Nagelpilz bestätigen.

Wird Nagelpilz nicht effektiv behandelt, kann er sich weiter ausbreiten – auf dem gleichen, aber auch weiteren Nägeln und bei bestimmten Pilzen sogar auf die Haut. Außerdem dauert die äußerliche Behandlung selbst mit Mitteln aus der Apotheke mehrere Monate bis zu über einem Jahr. Reizen Hausmittel die Haut oder trocknen sie so sehr aus, dass sie rissig wird, kann das zudem die Ausbreitung der Pilzsporen fördern.

Was kann ich selbst gegen Nagelpilz tun und wie kann ich ihm vorbeugen?

Die Behandlung erfordert Geduld und Konsequenz. Auch wenn der Nagel schon gesünder aussieht, ist es wichtig, die Therapie wie verschrieben fortzusetzen, da die Pilzinfektion sonst möglicherweise direkt erneut auftritt.

Ein Fuß mit Badelatschen wird an einer Stranddusche mit Wasser abgespült.

Nagelpilz wird oft an feuchten öffentlichen Orten übertragen. Badeschlappen können vor einer Infektion schützen.

Verschiedene Maßnahmen können dazu beitragen, eine Nagelpilzinfektion zu bekämpfen und ihr vorzubeugen:

  • Das Tragen von Badeschlappen an Orten wie öffentlichen Duschen, Schwimmbädern und Saunen reduziert das Infektionsrisiko.
  • Durch regelmäßige Desinfektion der Schuhe mit einem gegen Pilze wirksamen Spray lassen sich erneute Infektionen gegebenenfalls verhindern.
  • Schuhe sollen nicht drücken, sondern bequem und atmungsaktiv sein, sodass sich in ihnen kein Schweiß staut.
  • Ein sorgfältiges Abtrocknen der Füße nach dem Waschen verhindert ein für das Pilzwachstum günstiges feucht-warmes Milieu.
  • Handtücher, Socken und Bettwäsche sollten regelmäßig auf mindestens 60° Celsius heiß gewaschen werden, um Pilzsporen abzutöten.
  • Ein begleitender Fußpilz bedarf ebenfalls einer Behandlung, denn der Fußpilzerreger kann auch die Nägel befallen.
  • Menschen mit geschwächtem Immunsystem und höherer Anfälligkeit für Nagelpilz kann eine professionelle medizinische Fußpflege helfen, einer Pilzinfektion vorzubeugen.
  • Personen mit hohem Risiko für eine erneute Pilzinfektion können antimykotischen Nagellack längerfristig vorbeugend anwenden.

Die Broschüre zu Nagelpilz des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beschreibt die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten und ihre Wirksamkeit klar und verständlich.

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