Ein Mann sitzt auf dem Sofa und raucht eine E-Zigarette.
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Faktencheck E-Zigaretten: Ist dampfen gesünder als qualmen?

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Lieber dampfen als rauchen? Ganz so einfach ist es nicht. Über E-Zigaretten wird viel Quatsch erzählt. Was wirklich stimmt – und was nicht.

Justfog Q16, Endura T18, Ego-T, Box Mod, Pod Kit, Uwell Crown, All-in-One, Cig-a-Likes und Co.: Immer mehr Menschen können mit diesen Begriffen und Herstellern etwas anfangen, denn der E-Zigaretten-Konsum steigt. Menschen schwärmen von den Aromen und dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Also lieber Liquid statt rauchen? Online-Shop statt Zigarettenautomat? Ganz so einfach ist es nicht.

Was ist überhaupt in elektrischen Zigaretten enthalten? 

Im Dampf befinden sich deutlich geringere Mengen krebserzeugender und generell gesundheitsschädlicher Stoffe als bei Zigaretten. Aber Liquids sind keine Limo, auch die nikotinfreien Liquids nicht. Ihre Zusammensetzung ist oft unklar. Bei nikotinhaltigen Flüssigkeiten müssen laut Tabakerzeugnisverordnung alle Inhaltsstoffe deklariert werden. Für nicht nikotinhaltige Liquids gilt das nicht. Ihnen kann allerlei beigemischt werden.

Im schlimmsten Fall sogar lebensgefährliche Substanzen. In den USA starben bis März 2020 mindestens 68 Menschen an der „E-Zigaretten oder Vaping-assoziierten Lungenverletzung“ (EVALI), die vor allem auf gepanschte Flüssigkeiten zurückgeführt wird. In Deutschland ist die Beimischung von Koffein und Vitaminen verboten. Aroma- und Geschmacksstoffe in nikotinfreien Liquids müssen Shops allerdings nicht aufführen. Auch werden in Shops Flüssigkeiten angeboten, die nicht der europäischen Gesetzgebung unterliegen.

Die gute E-Zigarette - gesundheitlich weniger schädlich? 

So schön süß, so schön fruchtig. Und kein Kratzen im Hals. In einer E-Zigarette verdampft eine Flüssigkeit, Liquid genannt, zu weißlichem Qualm. Im Vergleich zum Rauch einer Zigarette enthalten Liquids wahrscheinlich tatsächlich weniger Schadstoffe. In ihnen stecken aber genauso Substanzen, die Entzündungen in den Atemwegen auslösen und sie reizen können. Außerdem können Liquid & Co. das Herzkreislaufsystem schädigen und vielleicht Krebs erregen.

Ganz genau weiß man das noch nicht, weil die Technik neu ist und Wissenschaftler, anders als übers Rauchen, noch viel über die elektronischen Zigaretten lernen müssen. Besser als Rauchen ist es wohl wirklich. Das heißt aber noch lange nicht, dass Verdampfer, Liquid und Co. ungefährlich sind. Dasselbe gilt für E-Shishas. Also keine Entwarnung für erfahrene Dampfer und Fans von Herstellern wie Justfog Q16.

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E-Zigaretten-Dampf und die Wirkung auf unsere Gesundheit: Das sagen Studien

Im Vergleich zu Tabakzigaretten sind E-Zigaretten sehr wahrscheinlich deutlich weniger gesundheitlich schädlich, urteilt auch das Deutsche Krebsforschungszentrum. Studien ergaben, dass bei Dampfern Atemwegserkrankungen wie COPD, chronische Bronchitis, Emphysem und Asthma seltener auftreten als bei Rauchern. Aber, und das wird niemand überraschen, häufiger als bei Nicht-Dampfern. 

Langzeitstudien über die Folgen des Konsums stehen noch aus. Wegen der unbekannten langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen sollten Nichtraucher E-Zigaretten nicht anwenden, auch weil Suchtgefahr droht. Für langjährige Raucher können E-Zigaretten ein Schritt in die Tabakabstinenz sein. Am besten für die Gesundheit ist es natürlich, ganz ohne Nikotin-Qualm oder Dampf zu leben. 

Je neuer, desto besser. Und weniger schädlich?!

Jein. Vor allem die Akkus von neueren Modellen sind sicherer als bei älteren Modellen. Und dicker wurden sie auch. Oft kann man einstellen, mit welcher Spannung der Zünddraht erhitzt wird. Achtung: Höhere Spannung = höhere Temperatur = mehr Dampf = mehr Nikotin und mehr Schadstoffe. Und das ist nicht gut.

Sind Tabakerhitzer ein gutes Mittelding?

Auch hier ist das Problem, dass Wissenschaftler noch nicht sicher sagen können, wie schädlich sie wirklich sind. Tabakerhitzer sehen aus wie ein Stift. Gefüllt werden sie nicht mit Liquids, sondern mit einem kurzen Tabakstück. Der Tabak wird nicht bei großer Hitze verbrannt, sondern über den Akku auf etwa 350 Grad erhitzt. Dabei sollen weniger Schadstoffe entstehen als beim Verbrennen von Tabak in Zigaretten. Wahrscheinlich stimmt das auch. Aber auch bei Tabakerhitzern kommen Schadstoffe in die Lunge. Und das sollen sie nicht.

Kein Nikotin = kein Problem.

Nicht ganz. Ja, es gibt Liquids für E-Zigaretten ohne Nikotingehalt. Das ist schon mal gut. Auch sie enthalten aber Vernebelungs-, Geschmacks- und Aromastoffe, die schlecht für die Gesundheit sein können, zum Beispiel für das Herz. Ein weiteres Problem: Auf Liquids mit Nikotin muss auf der Packung genau stehen, was drin ist. Bei Liquids ohne Nikotin ist das nicht der Fall. Man weiß also nie ganz sicher, was man da eigentlich einatmet. Und wie gesund oder ungesund das ist. 

Ist der Dampf für die Umgebung ungefährlich?

Unsicher. Wie es mit neuen Dingen eben manchmal ist. Den Dampf einer E-Zigarette kann man deutlich in der Luft sehen, die enthaltenen Stoffe verteilen sich im Raum. Dass der E-Raucher die Menschen um ihn herum einem Gesundheitsrisiko aussetzt, ist auf jeden Fall möglich. Deswegen: Dampfen nur in der Raucherecke. Und nie vor Kinder oder schwangeren Frauen.

E-Zigaretten helfen dabei, mit dem Rauchen aufzuhören. Oder?

Ja und nein. Wie gesagt, der Dampf ist wahrscheinlich weniger schlimm als beim Rauchen. Wenn ein Kettenraucher komplett umsteigt, kann das im Vergleich zum Rauchen das geringere Übel sein. Übel ist es trotzdem. E-Liquids können helfen, vom normalen Rauchen loszukommen. 

Nur hängt man dann erstmal an der E-Zigarette. Wer E-Dampfer beobachtet, erkennt dieselben Verhaltensmuster wie bei Zigarettensüchtlingen. Rauchen macht abhängig. Und wer abhängig ist, braucht regelmäßig Nachschub. Den umgekehrten Weg gibt es übrigens auch: mit Liquid angefangen, bei der normalen Tabak-Zigarette gelandet. Wer fit und frei sein will, qualmt gar nicht.

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Verdampfer als Hilfe, vom Tabak loszukommen: Das sagen Studien zu den gesundheitlichen Risiken

Laut einer repräsentativen Umfrage des Bundesinstitut für Risikobewertung sind 90 Prozent der hiesigen E-Zigaretten-Raucher ehemalige oder nach wie vor aktive Raucher herkömmlicher Glimmstängel. Zwei von drei Dampfenden nutzen beides. Etliche vormalige Raucher allerdings steigen langfristig auf die E-Zigarette um und kommen so vom Tabak los. 

In einer veröffentlichten Studie aus England mit 886 Teilnehmern waren 18 Prozent jener Raucher, die auf E-Zigaretten umgestiegen waren, nach einem Jahr immer abstinent von der herkömmlichen Tabakzigarette. In der Vergleichsgruppe, die mit Nikotinpflastern ihrer Nikotinsucht beikommen wollten, lag die Abstinenz-Quote nur bei 10 Prozent. 

Prof. Dr. Heino Stöver, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung an der Frankfurt-University of Applied Sciences, fordert seit Jahren, die Potenziale der E-Zigarette bei der Rauchentwöhnung stärker in den Blick rücken. Mit dem Umstieg auf die E-Zigarette könnten Raucher „die Schadstoffaufnahme um bis zu 95 Prozent senken können“, so Stöver. „Wir müssen die Aufklärungsarbeit für Rauchende aber auch für Ärzte und Apotheker intensivieren.“ 

Aktuelle Studien: Die Meinungen gehen auseinander

Etliche Studien warnen vor den gesundheitlichen Folgen der Verdampfer. So postuliert eine klinische Studie der University of California in San Francisco ein höheres kardiopulmonales Risiko für Patienten, die von herkömmlichen Zigaretten zu E-Zigaretten-Konsumenten geworden sind. 

Kritiker werfen der Studie vor, dass sie die lange Raucherhistorie der Probanden zu wenig berücksichtigt habe. Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz äußern auf Basis einer Studie den Verdacht, dass E-Zigaretten, egal ob mit oder ohne Nikotin, Schäden an Lunge, Herz und Gehirn verursachen können. 

Schon der Konsum einer einzigen E-Zigarette, so der Studienleiter und Kardiologe Professor Thomas Münzel, genüge, um die Herzfrequenz zu steigern und Arterien zu versteifen. Allerdings fand die Studie auf sehr kleiner Basis mit nur 20 Rauchern statt.

Eine US-Studie fand zudem heraus, dass E-Zigaretten-Nutzer erhöhten Konzentrationen potenziell schädlicher Metallkonzentrationen ausgesetzt sind. Die Metalle, insbesondere Zink, wurden über Biomarker im Urin nachgewiesen. Ein Überschuss an Zink kann zellulären oxidativen Stress verursachen, der zu Krankheiten wie Atherosklerose, koronarer Herzkrankheit, Lungenfibrose, akuter lymphoblastischer Leukämie und Lungenkrebs führen kann. 

Als besonders gefährlich gelten, neuesten Erkenntnissen zufolge, Vaping-Geräte mit einem Heizelement aus einer Nickel-Chrom-Legierung (NC). Ältere Geräte verwenden eher Edelstahl-Heizelemente, bei der neueren Generation sind diese häufig aus Nickel-Chrom-Legierungen. 

In einem Experiment der University of California, Irvine, zeigten die Probanden bereits nach einer Stunde Anzeichen von Atembeschwerden. Die Analyse des Lungengewebes ergab, dass dieses zum Teil schwer beeinträchtigt war. Folgen, die sich bei der Benutzung von Heizelementen aus Edelstahl nicht gezeigt hatten.

Die großem Auswahl beim E-Dampfen erschwert allgemeingültige Aussagen

Das deutsche Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) forscht seit einigen Jahren zu den Nikotinverdampfern. „Das Gesundheitsrisiko von E-Zigaretten und deren Wirkung allgemein zu bewerten, ist angesichts der Vielfalt schwierig. Es gibt viele Modelle, Aromen, Hersteller, Geschmacksrichtungen und Liquids im Sortiment“, urteilt Dr. Harald Tschiche, Wissenschaftler der Abteilung Chemikalien- und Produktsicherheit am BfR. 

So inhaliere der Nutzer eines Sub-Ohm-Modelles mehr Dampf als bei anderen Geräten. Auch könnten sich Stoffe bei höheren Temperaturen stärker zersetzen und möglicherweise mehr gesundheitsschädliche Substanzen bilden. „Viele verwendete Flüssigkeiten sind nicht ausreichend untersucht“, gibt Tschiche zu bedenken. 

Literatur

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