- Lebensrevolution in Sicht? Oder doch "alles stabil"?
- Man weiß überwiegend schon irgendwie Bescheid. Zumindest so grob.
- KI macht keine Angst
- Girls Day needed
- Berufliche Zuversicht sehr branchenabhängig
- Gesundheit und Pflege als beruflicher Fels in der Brandung
- KI braucht Grenzen: Jugend setzt auf klare Regeln
- Geizig mit den eigenen Gesundheitsdaten - in der Theorie
- Ist die Jugend in Sachen KI gespalten?
- Ausblick und Fazit: Welt quo vadis?
Wie sehen Jugendliche das Thema künstliche Intelligenz? Was erwarten sie von KI für ihre eigene Zukunft, zum Beispiel beruflich und gesundheitlich? Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, welche Berufe als nicht KI-gefährdet angesehen werden - und ob das Thema KI polarisiert.
Lebensrevolution in Sicht? Oder doch "alles stabil"?
Mehr und mehr wird uns bewusst, wie tiefgreifend künstliche Intelligenz das Leben verändern wird. Die enormen Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz werfen viele und weitreichende Fragen auf. Je mehr Lebensspanne wir noch vor uns haben, desto mehr digitalen Wandel werden wir noch miterleben.
Deshalb haben wir Jugendliche auch 2024/25 wieder gefragt: Wie präsent ist das Thema für sie? Was erwarten sie von KI für ihr Arbeitsleben und ihre Gesundheit? Welche Ansichten vertreten sie und was wünschen sie sich von den gesellschaftlichen Akteuren?
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Man weiß überwiegend schon irgendwie Bescheid. Zumindest so grob.
Natürlich kennen praktisch alle das Thema und den Begriff KI, er war schließlich lange genug ausgesprochen präsent in den Medien. Immer mehr trauen sich sogar zu, erklären zu können, was künstliche Intelligenz ist: 2023/24 waren das 64%, ein Jahr später sogar 71 Prozent. Wir haben es nicht überprüft. Nur noch 24 Prozent haben den Begriff zwar schon gehört, wissen "aber nicht so genau, was es ist" - das waren ein Jahr zuvor noch 31 Prozent.
Auch eine Reihe von Anwendungen von KI ist einer Mehrheit bekannt. Dennoch fühlen sich 38 Prozent eher nicht oder gar nicht gut zum Thema informiert - das waren im Jahr davor noch 46%. Mehr als zwei Drittel sind an mehr Informationen zum Thema interessiert - dieser Anteil ist sogar noch weiter angestiegen.
Hier das KI-Kapitel der Barmer Jugendstudie 2024-25, durchgeführt vom SINUS Institut, im PDF-Format lesen:
Sinus Jugendstudie 2024/25 KI-Kapitel
Hier die vollständige Barmer Jugendstudie 2023-2024 mit den Themen
- Zukunftsoptimismus & Lebenszufriedenheit
- Cybermobbing
- Klimawandel und Gesundheit
- Künstliche Intelligenz
im barrierefreien PDF lesen:
Sinus Jugendstudie 2023/24
KI macht keine Angst
Obwohl die Befragten beim Thema KI also nicht unbeleckt sind: Künstliche Intelligenz spielt als Grund für Zukunftssorgen eine sehr untergeordnete Rolle: 16 Prozent der Befragten macht KI große Sorgen. Das ist weniger als bei allen 15 anderen abgefragten Sorgengründen. KI ist damit zum zweiten Mal in Folge das Sorgenschlusslicht der gesamten Studie. Große Sorgen wegen Kriegen sind mehr als dreimal so verbreitet.
Nur vier Prozent empfinden das Thema als sehr bedrohlich. Dass Künstliche Intelligenz sich sehr negativ auf das eigene Leben auswirken würde, glauben nur drei Prozent, dass es sich sehr negativ auf die Gesellschaft auswirken wird, glauben fünf Prozent.
Girls Day needed
Ein bedenkliches Ergebnis ist, dass Jungen weiterhin einen gewissen KI-Vorsprung vor Mädchen zu haben scheinen. Erfreulicherweise haben Mädchen bei der Nutzungserfahrung im letzten Jahr aufgeholt, doch Jungen haben nach wie vor mehr Kenntnisse und mehr Interesse an weiteren Informationen zum Thema. Hinzu kommt, dass sie weniger Sorgen und mehr Zuversicht über die langfristigen Auswirkungen von KI zeigen. Diesem "AI Gender Divide" sollte frühzeitig entgegengewirkt werden, damit er sich nicht zu einer ernsthaften KI-bezogenen Chancenungleichheit auswächst.
Digitale Gesundheitskompetenz erfordert beständiges Lernen. Umfassende Informationsangebote und Unterstützung für Schulen gibt es beim Barmer Präventionsangebot "Durchblickt!".
Berufliche Zuversicht sehr branchenabhängig
Vor dem Hintergrund der mehrheitlich positiven Grundhaltung ist es beachtlich, dass dennoch insgesamt 22 Prozent der Jugendlichen ihre eigenen beruflichen Ideen oder Pläne durch KI eher gefährdet (17 Prozent) oder sehr gefährdet (5 Prozent) sehen - ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr.
In einzelnen Berufsrichtungen lag diese Zahl 2023/24 deutlich über dem Durchschnitt (2024/25 nicht erhoben). Wer die Berufsbereiche "Elektro" oder "Produktion" anstrebt, hat am meisten Respekt vor KI-Konkurrenz: 27 bzw. 24 Prozent sahen ihren Branchenwunsch als KI-gefährdet. Allerdings sind es auch nur acht beziehungsweise sechs Prozent, die diese Bereiche anvisieren.
Am häufigsten wurde "IT, Computer" als Berufswunsch genannt (23 Prozent). Von diesen Befragten sehen 19 Prozent ihren Berufstraum als KI-bedroht. Das liegt unter allen Berufsfeldern hinsichtlich der KI-Bedrohung im unteren Mittelfeld.
Gesundheit und Pflege als beruflicher Fels in der Brandung
Auf den Plätzen zwei und drei der häufigsten beruflichen Wünsche lagen "Soziales, Pädagogik" (21 Prozent) sowie "Gesundheit, Pflege" (17 Prozent). Bei diesen Branchen fühlt man sich vor KI beruflich erstaunlich sicher: Bei "Soziales, Pädagogik" sind es 15 Prozent, bei "Gesundheit, Pflege" sogar nur 12 Prozent, die befürchten, dass KI ihnen beruflich in die Quere kommen könnte.
Damit ist "Gesundheit, Pflege" mit Abstand der Bereich, der als am wenigsten KI-bedroht eingeschätzt wird. Sogar die beruflich noch völlig Unentschiedenen (11 Prozent aller Befragten) machen sich mit 14 Prozent mehr Sorgen vor KI-Konkurrenz.
KI braucht Grenzen: Jugend setzt auf klare Regeln
Erstaunlich ist, dass die vermeintlich freiheitsliebende Jugend beim Thema KI für klare Reglementierung votiert. 80 Prozent stimmen 2023/24 ganz genau oder eher zu, dass KI streng reglementiert werden sollte, um Risiken zu minimieren.
Zwar versprechen sich 70 Prozent schnelleren medizinischen Fortschritt durch KI - doch für 91 Prozent muss das letzte Wort immer bei den Ärzten bleiben, auch wenn KI eine medizinische Entscheidung unterstützt.
KI kann auch eingesetzt werden, um den Suchtfaktor von Angeboten gezielt zu steigern. Was man zum Beispiel zu Computerspielsucht wissen muss, lesen Sie hier.
Geizig mit den eigenen Gesundheitsdaten - in der Theorie
Erstaunlich zurückhaltend gibt man sich mit den eigenen Gesundheitsdaten: Weniger als die Hälfte der Jugendlichen mochten sie 2023/24 für die Entwicklung und Optimierung von KI-Modellen zur Verfügung stellen. Wir können hier angesichts der bestehenden Social-Media-Nutzungskultur getrost davon ausgehen, dass dies ein Lippenbekenntnis ist.
Apps, die Nutzerdaten zur Entwicklung von KI-Modellen verwenden, werden natürlich voraussichtlich trotzdem weitgehend ungebremst genutzt. Zumindest solange den Nutzenden die Datenaspekte nicht sehr deutlich bewusstgemacht werden.
Ist die Jugend in Sachen KI gespalten?
Was es nicht gibt ist eine Pro- und Kontra-Spaltung. Das wäre der Fall, wenn eine große Fraktion der Jugendlichen hauptsächlich Risiken, eine andere hauptsächlich Chancen sehen würde. Das zeigt sich in den Ergebnissen nicht. Stattdessen zeigt sich, dass die meisten eine ambivalente und moderate Einschätzung abgeben, wenn es um Chancen (64 Prozent Ambivalente, 2023/24 waren dies nur 55 Prozent) und um Risiken (60 Prozent Ambivalente) von KI geht.
Wir haben die erwarteten Chancen und die erwarteten Risiken separat erfragt und hierbei eine Zehnerskala verwendet. Die Chancen werden dabei praktisch gleich häufig als groß eingeschätzt (31 Prozent) wie die Risiken (32 Prozent). Im Vorjahr wurden sie noch deutlich häufiger als groß eingeschätzt (von 41 Prozent) als die Risiken (von 32 Prozent).
Ausblick und Fazit: Welt quo vadis?
KI ist ein Thema, bei dem niemand wirklich qualifiziert ist, den Jugendlichen Orientierung zu geben, weil die Gesellschaft selbst derzeit noch um Orientierung ringt.
Digitalisierung und KI erfordern Regeln und Werte - davon sind wir bei der Barmer überzeugt. Um unserer digitalen Unternehmensverantwortung (Corporate Digital Responsibility) gerecht zu werden, haben wir uns auf acht digitale Werte verpflichtet.
Tatsache ist, dass wir selbst nicht wirklich wissen, wie künstliche Intelligenz den Arbeitsmarkt und das Gesundheitswesen beeinflussen und verändern wird. Alles, was wir Erwachsenen den Jugendlichen anzubieten haben, ist das Versprechen, eine Welt mit künstlicher Intelligenz so verantwortungsbewusst und weitsichtig wie irgend möglich zu gestalten - aller zunehmenden Wettbewerbsdynamik zum trotz. Und dass wir die Jugend auf ihrem Entwicklungsweg in diese Welt hinein fürsorglich, verlässlich und engagiert begleiten.