Gruppe von Joggern beim Zieleinlauf
Stress und Leistungsdruck

Tatendrang, Ausdauer und ein besseres Gedächtnis – welche Vorteile hat Leistungsdruck?

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Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Andrea Jakob-Pannier (Diplom-Sozialpädagogin/ Psychologin/ Psychoonkologin, Barmer)
  • Marie-Victoria Assel (Psychologin, Barmer)

Um produktiv zu werden, brauchen die meisten ein wenig Leistungsdruck. Denn diese Anspannung hat auch gute Seiten.

Leistungsdruck und der dadurch ausgelöste Stress sind in die Kritik geraten. Viele Psychologen, staatliche Institutionen und Wissenschaftler beschäftigen sich damit, wie er reduziert werden kann – um die Gesundheit der Menschen zu schützen.

Doch ganz ohne Leistungsdruck geht es nicht. Im Gegenteil: Wir brauchen ihn sogar. Denn Leistungsdruck treibt uns an. Er sorgt dafür, dass wir Aufgaben anpacken, die anstrengend und langwierig sind und schiebt uns so stark an, dass wir durchhalten.

Wieso ist ein wenig Stress gut fürs Gedächtnis?

So verbessert Druck zum Beispiel das Gedächtnis. In Studien belegten z. B. Psychologen, dass gestresste und unter Druck stehende Probanden in einer Situation – ähnlich einem Vorstellungsgespräch mit äußerst ungnädigen Gesprächspartnern – sich besser an Gegenstände erinnerten als entspannte Probanden. Auch zuvor gelernte Wortlisten blieben besser hängen. Hier zeigt sich allerdings die zwiespältige Natur von Leistungsdruck: Wenn der Druck zu groß wird, kann er auch Gedächtnisblockaden auslösen.

Weshalb entstehen durch Leistungsdruck und Stress intensivere Emotionen?

Zusätzlich lassen Leistungsdruck und der dadurch ausgelöste Stress uns emotional intensiver empfinden, wir sind konzentrierter und fokussieren uns stärker auf eine Aufgabe. Leistungsdruck kurbelt kurzfristig sogar das Immunsystem an – kein Wunder, so können wir anstrengende und belastende Situationen gesund überstehen. Jeder Mensch braucht im Leben Erfolgserlebnisse, Situationen, in denen er stolz auf sich sein kann und die er sich erarbeiten musste. Und deshalb tut uns ein wenig Stress sogar gut. Er ist der Motor für inneres Wachstum. Manchen Menschen bereiten stressige Situationen, in denen sie Leistungsdruck empfinden, sogar einen regelrechten Kitzel. Warum zum Beispiel steigen Menschen zitternd, aber freiwillig in Achterbahnen?

Je öfter, desto schädlicher – wann Leistungsdruck krank macht

Doch das miese Image des Leistungsdrucks hat leider auch seine Berechtigung. Der entscheidende Faktor ist das Maß: Wer jeden Tag Situationen erlebt, die den Blutdruck in die Höhe schnellen lassen, wird davon nicht krank. Aber man muss sich davon erholen können. Ist es über längere Zeit nicht möglich, genügend Ruhepausen zu finden und entspannt zu sein, kann zu viel Leistungsdruck krank machen. Zum Beispiel kehrt sich der positive Effekt auf das Immunsystem um: Wer unter dauerndem Leistungsdruck ackert, wird irgendwann häufiger krank, weil Infekte ein leichteres Spiel haben. Daher ist es umso wichtiger, eine ausgewogene Balance für den Körper und Geist zu ermöglichen.

Hält der Stress über längere Zeit an, führt das zu körperlichen Beschwerden wie Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Muskel-Skelett- sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Infektanfälligkeit. Die Anspannung lässt unsere Muskeln verhärten, erschöpft uns und erschwert rationales Denken. Innerlich sind Betroffene meist nervös, unzufrieden und reizbar bis hilflos. Oft konsumieren sie auch übermäßig Tabak, Alkohol oder Medikamente. Zu den psychischen Auswirkungen von Dauerstress können unter anderem das Erschöpfungssyndrom beziehungsweise das sogenannte Burnout-Syndrom oder eine depressive Episode gehören. Darüber hinaus kann Stress auch eine unterschwellig bereits existierende Depression zutage fördern.

Warum entscheidet die innere Einstellung, wie Leistungsdruck und Stress wirken?

Allerdings entscheidet interessanterweise auch die innere Einstellung, wie Leistungsdruck und Stress wirken. In verschiedenen Studien zeigten Psychologen, dass insbesondere diejenigen Gestressten, die überzeugt davon waren, dass Ihnen der Leistungsdruck schade, wirklich mit höherer Wahrscheinlichkeit krank wurden. Grundsätzlich gilt also: Wir brauchen etwas Leistungsdruck im Leben und diesen sollten wir auch schätzen. Doch der Anspannung sollte immer Entspannung folgen.

Literatur

Weiterführende Informationen

  • Spitzer, Nils (2017). Perfektionismus überwinden. Müßiggang statt Selbstoptimierung.

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