Gefaltete Hände unter Schleifenband
Lebensrezepte

Fetisch: Drei Menschen erzählen, was sie anzieht und warum

Lesedauer unter 6 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Manche Menschen finden ein Körperteil bei anderen total anziehend oder es bringt sie ein bestimmtes Kleidungsstück um den Verstand. Zwei Männer und eine Frau erzählen, worauf sie stehen.

Was ist ein Fetisch?

Ein knackiger Hintern, ein schöner Busen oder tolle Haare – angeblich stehen die meisten Männer darauf. Das sind natürlich Stereotype, denn es gibt noch viele andere Körperteile, die Männer und klar, auch Frauen, anziehend und erotisch finden. Manche scheinen eher speziell, Füße beispielsweise. Doch wann wird aus Anziehung ein sogenannter Fetisch? 

Forscher sagen: wenn das Körperteil ganz klar mit Erotik und Sex verknüpft wird. Auch Kleidungsstücke wie Socken, Unterwäsche, Stiefel oder High-Heels können die Gefühle auslösen und Gegenstände, die den Sex aufregender machen sollen: Handschellen, hautenge Latexklamotten oder Fesseln.

Woher kommt der Begriff Fetisch?

Der Begriff „Fetisch“ kommt vom französischen Wort „fétiche“ , das so viel wie „Glücksbringer“ bedeutet. Und tatsächlich bezeichnete man damit ursprünglich Dinge, die religiös verehrt wurden und denen übernatürliche Kräfte zugeschrieben wurden – zum Beispiel Götzenbilder oder ein Talisman. In der jüngeren Geschichte hat sich die Bedeutung dann in den sexuellen Bereich verlegt: Jemand hätte einen „Fetisch“, sagt man heute, wenn sich ein Mensch von bestimmten Gegenständen oder Körperteilen in Erregung versetzt fühlt.

Den Fetisch ausleben

Heute kann man seine sexuellen Vorlieben im Verborgenen, aber auch ganz offen ausleben. Im Internet gibt es Fuß-Fetischisten-Foren, in Dresden steht eine Fetisch-Klinik und in jeder Großstadt gibt es Fetisch-Clubs. Doch die Fixierung muss nichts mit Brustwarzen-Kneifern oder Lederpeitschen zu tun haben – fast jeder Mensch findet bestimmte Dinge besonders anziehend, ob bei der eigenen Partnerin, dem eigenen Partner oder bei anderen Menschen. 

Ein Fetisch ist nichts Schlimmes und trägt zu einem erfüllten Sexualleben bei. Es kann sogar richtig Spaß machen, herauszufinden, was den Sex etwas ungewöhnlicher macht. Solange es in der Sexualität nicht ausschließlich um den Fetisch geht, beide erwachsen sind und sich wohl dabei fühlen, ist alles in Ordnung – also viel Spaß dabei. Es kann der Partnerschaft gut tun und befreiend sein, offen über heimliche Vorlieben zu sprechen und diese auch mal in den Sex einzubeziehen.

Behandlungsbedürftig wird ein Fetisch erst, wenn eine Störung des Sexualverhaltens daraus wird – wenn Sex also nur noch mit dem Fetisch möglich ist. Wer sich selbst Gedanken macht, ob die Fixierung auf einen Gegenstand oder ein Körperteil nicht doch vielleicht etwas stark ist, kann sich beraten lassen. In den meisten deutschen Großstädten gibt es Paraphilie- oder Sexualmedizin-Ambulanzen (Paraphilie ist der medizinische Fachausdruck für abweichende sexuelle Neigungen). So hat zum Beispiel die Charité Universitätsmedizin Berlin eine Ambulanz für Sexualmedizin. Hier gibt es auch viele Infos zum Krankheitsbild Paraphilie.

26 Prozent der Menschen haben Erfahrungen mit Fetischismus beim Sex. Das sagten die Befragten einer Studie aus dem Jahr 2016.

Wie entsteht ein Fetisch?

Warum bei Menschen überhaupt ein Fetisch entsteht, ist nicht abschließend geklärt – keine der bestehenden Theorien ist wissenschaftlich zweifelsfrei anerkannt. Manche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen die Gründe in der Kindheit, andere glauben, dass Menschen einfach so veranlagt sind und dass sie nie einen gesamten Körper attraktiv finden werden, sondern immer einzelne Körperteile. 

Wieder andere denken, dass sich ein Fetisch entwickelt, weil Menschen einen Fuß, einen schlanken Männerarm oder einen schönen Hintern als Sinnbild für Sex sehen und es sie daher reizt. Wir haben drei „Fetischisten“ gefragt, was sie für einen Fetisch haben und wie sie ihn ausleben.

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Fetisch für Füße

Attila, 32, aus Hamburg: „Es ist eigentlich schon immer so gewesen, dass ich Füße bei Frauen sehr erotisch finde. Das erste Mal bemerkte ich meine Fixiertheit mit etwa 15 Jahren, da saß eine Klassenkameradin mit offenen Schuhen im Unterricht neben mir. Ich konnte meine Augen fast nicht von ihren nackten Füßen und Fesseln wenden, wurde ganz aufgeregt. Auch später merkte ich, dass ich Frauen, die mich interessierten, gern auf die Füße sah. 

Ich mag es, wenn sie in schönen, gepflegten Sneakern ohne Socken – oder noch besser – in Sandalen mit zarten Riemchen zum Date kommen. Natürlich fasse ich die Füße meiner Freundinnen auch gern an. Ich mag es, wenn sie gut gepflegt sind, die Nägel vielleicht rot lackiert, die Haut weich. Besonders faszinieren mich schlanke Fesseln und Knöchel. Es ist aber nicht so, dass ich Füße direkt in unseren Sex einbeziehen würde – sie gefallen mir einfach, so als Körperteil. Wie andere Männer vielleicht auf einen schönen Hintern oder Busen stehen.“

Fetisch für Wolle

Martin, 41, aus Passau: „Mich macht Wolle auf der Haut total an – noch mehr feiner Cashmere. Ich selbst trage gern dünne Woll- oder Cashmere-Pullis auf nackter Haut, ich mag das Gefühl einfach sehr. Was ich daran so gut finde, kann ich gar nicht genau sagen. Vielleicht ist es dieses Natürliche, Grobe und Reine auf der Haut. Kratzen darf die Wolle dann natürlich nicht. 

Auch bei Frauen finde ich es sehr erotisch, wenn sie gestrickte Pullis tragen – auch Rollkragenpullis bis hoch unter das Kinn. Die dürfen dann gern so weit sein, dass sie fast darin versinken. Wenn sich die Frau so richtig in den Pulli einkuscheln kann, finde ich das sehr sexy und anziehend. Ich denke dann manchmal daran, wie ich den Pulli langsam ausziehen würde und was sich wohl darunter verbirgt. Womit ich aber gar nichts anfangen kann, ist der Fetisch, dass man sich komplett in Wolle einkleidet – quasi wie in einen Kokon einstrickt. 

Das habe ich mal im Fernsehen in einer Dokumentation gesehen. Das finde ich eher gruselig. Bei mir geht es vor allem viel um Ästhetik und Style – vielleicht auch um eine Art Geborgenheitsgefühl, das die Wolle für mich ausstrahlt.“

Fetisch für Männerarme

Miriam, 26, aus München: „Wenn ich so auf meine bisherigen Freunde zurückblicke, muss ich sagen, dass sie alle stark adrige Arme hatten. Das klingt komisch, aber ich stehe auf sehr muskulöse, doch schlanke Arme, an denen man die Adern hervortreten sieht. Als ich einer Mitbewohnerin einmal davon erzählte, schrie sie entsetzt auf, dass sie das eher abschrecken würde – da müsse man sich ja immer vorstellen, wie das Blut in den Ader pulsiere. 

Aber irgendwie finde ich genau das gut: Man sieht dem Mann an, dass er aktiv ist, dass er mitten im Leben steht, dass er lebt und stark ist. Ich stelle mir dann gern vor, wie mich der Mann in seine Arme nimmt – auch beim Sex mag ich es, wenn er mich damit anfasst. Ich weiß nicht, ob das ein Fetisch ist, aber bei mir befeuert das schon auch meine sexuelle Vorstellung und erregt mich.“

Hinweis

  • Die Namen der Protagonistinnen und Protagonisten wurden von der Redaktion geändert.

Literatur und weiterführende Informationen