Ein Mann mit Beinprothese wird von einer Ärztin behandelt
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Fehlerhafte Medizinprodukte: Information & Beratung für Betroffene

Lesedauer weniger als 4 Min

Redaktion:

Barmer

Qualitätssicherung:

Jonas Heinich (Barmer)

Ihre Barmer-Vorteile im Fall von defekten Medizinprodukten

Kostenlose individuelle Beratung

Bei Verdacht auf ein fehlerhaftes Medizinprodukt erhalten Sie Unterstützung durch ein erfahrenes Expertenteam.

Hersteller- und Produktinformationen

Sie erhalten schnelle und unkomplizierte Hilfe bei der Suche nach wichtigen Herstellerhinweisen oder Produktrückrufen.

Rechtliche Möglichkeiten

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Sie haben den Verdacht, dass mit Ihrem Medizinprodukt etwas nicht in Ordnung ist? Eine heikle Situation, in der Sie auf die Barmer vertrauen können: Sie erhalten Unterstützung mit ausführlichen Informationen und einer individuellen Beratung, wenn es um fehlerhafte Medizinprodukte geht.

Was sind fehlerhafte Medizinprodukte?

Entsprechend der EU-Verordnung können als Medizinprodukt jene Gegenstände, Apparate oder Instrumente bezeichnet werden, die am oder im Körper eingesetzt werden und dort eine bestimmte Funktion erfüllen. Bekannte Medizinprodukte sind zum Beispiel Herzkatheter, Stents, künstliche Hüft-, Schulter- oder Kniegelenke. Aber auch Verbandmittel, Pflaster oder Kontaktlinsen gehören dazu.

In einzelnen Fällen kann es vorkommen, dass durch einen Herstellungs- oder Materialfehler oder auch durch Herausgabe einer fehlerhaften Gebrauchsanweisung Probleme mit einem Medizinprodukt auftreten. In solchen Fällen sind Sie oft die erste Person, die merkt, dass mit dem Medizinprodukt etwas nicht stimmt. Bemerkt der Hersteller einen Fehler, gibt er in der Regel eine Sicherheitsinformation heraus oder ruft die gesamte Medizinproduktserie zurück, wenn die Probleme gehäuft auftreten sollten.

Was sollten Sie tun, wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Medizinprodukt fehlerhaft ist?

Grundsätzlich ist Ihre behandelnde Arztpraxis die erste Anlaufstelle, um den Verdacht zu besprechen. Möchten Sie sich zunächst selbst über die aktuellen Rückrufe und die gemeldeten Sicherheitsinformationen der Hersteller informieren, bietet die Internetseite des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte einen guten Überblick. Dort werden alle Meldungen der Hersteller zu Problemen mit Medizinprodukten aufgeführt, die möglicherweise auf einen Produktfehler zurückzuführen sind.

Um sicher zu gehen, dass es sich bei Ihrem Medizinprodukt tatsächlich um ein zurückgerufenes Produkt handelt, sind zusätzliche Informationen hilfreich – wie zum Beispiel den Namen des Herstellers, die Modell-/Typenbezeichnung, die Artikelnummer und die Chargen- oder Seriennummer. Bei eingesetzten Implantaten finden Sie diese in Ihrem Implantatpass. Einen solchen Pass erhalten Sie bei folgenden Implantat-Gruppen:

  • Aktive Implantate wie Herzschrittmacher (mit einer eigenen Energiequelle ausgestattet)
  • Bandscheibenprothesen
  • Brustimplantaten
  • Herzklappen
  • Gelenkersatzimplantate
  • Nicht-resorbierbare Gefäßprothesen und -stützen
  • Wirbelkörperersatzsysteme

Zählt Ihr Medizinprodukt nicht zu den aufgeführten Implantat-Gruppen, erhalten Sie die benötigten Informationen von Ihrem operierenden Arzt bzw. Ihrer operierenden Ärztin. Liegt ein Entlassungs- oder Operationsbericht vor, können auch diesem möglicherweise hilfreiche Informationen entnommen werden.

Es kann auch vorkommen, dass keine ganze Serie, sondern nur ein einzelnes Medizinprodukt fehlerhaft ist. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin sind in jedem Fall erste Ansprechpartner, um den Verdacht und die weiteren Schritte zu besprechen, wenn kein Rückruf vorliegt. Auch das Spezialisten-Team am Barmer Behandlungsfehler-Telefon beraten Sie zu Ihrem individuellen Fall.

Welche Leistungen erhalten Sie bei fehlerhaften Medizinprodukten?

Was geschieht, wenn Ihr Medizinprodukt von einem Rückruf betroffen ist?

Wenn eine Sicherheitsinformation oder ein Rückruf bei einem Medizinprodukt vorliegt, wird die Arztpraxis oder Klinik, die die betroffene Produktgruppe bei dem Hersteller bezogen hat, darüber informiert. Sollte Ihr Medizinprodukt von einem Rückruf betroffen sein, erhalten Sie wichtige Informationen also direkt von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

Wenn Ihnen eine solche Nachricht übermittelt wird, führt dies häufig zu Verunsicherungen und Fragen. Besprechen Sie diese vertrauensvoll mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin und lassen Sie sich über das weitere Vorgehen aufklären.

Die Hersteller informieren die Ärzte und Ärztinnen im Rahmen der Sicherheitsinformation oder dem Rückruf auch über notwendige Gegenmaßnahmen. In den meisten Fällen sind dies die Entnahme des Implantats sowie die daran anschließende Neuversorgung.

Was passiert mit dem betroffenen Medizinprodukt?

Sie sind Eigentümer oder Eigentümerin Ihres Medizinprodukts. Das bleibt auch so, wenn das Produkt, z. B. ein Implantat, aus dem Körper entfernt werden muss. Das Krankenhaus darf daher nicht über das sogenannte Explantat verfügen, es weder dem Hersteller zu Untersuchungszwecken überlassen noch entsorgen. Stattdessen muss es aufbewahrt werden. Sie können sich das Explantat auch aushändigen lassen.

Nur wenn Sie gegenüber dem Krankenhaus Ihr Einverständnis erklärt haben, darf es über das Explantat verfügen. Bedenken Sie aber, dass das Explantat für Sie ein wichtiges Beweismittel bei der Geltendmachung von Ersatzansprüchen sein kann – vor allem wenn der Verdacht auf einen Produktfehler vorliegt.

Wie sollten Sie bei fehlerhaften Medizinprodukten vorgehen?