Ein Mädchen hängt kopfüber an Ringen
Rückengesundheit

Rückenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen vorbeugen

Lesedauer unter 6 Minuten

Redaktion

  • Natalie Tutzer (Medical Writer, TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Dr. Thomas Schulz (Sportwissenschaftler, Barmer)

Rückenschmerzen bei Kindern sind ein häufiges Problem. KiGGS, eine groß angelegte Langzeitstudie des Robert-Koch-Instituts zur gesundheitlichen Lage von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, zeigt: Von knapp 18.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren geben mehr als drei Viertel an, in den letzten drei Monaten Schmerzen gehabt zu haben. Fast die Hälfte dieser Schmerzen sind Rückenschmerzen. Wir klären im Folgenden mögliche Ursachen der Rückenschmerzen. Darüber hinaus geben wir Tipps, was gegen sie hilft und was Sie und Ihr Kind tun können, damit diese gar nicht erst entstehen. 

Ursachen für Rückenschmerzen bei Kindern

Die häufigste Ursache von Rückenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen ist Kinderärzten zufolge Bewegungsmangel. Weitere Gründe für die Beschwerden können kleine Verletzungen vom Toben, Wachstumsschmerzen und auch Stress und Sorgen sein. In seltenen Fällen können auch Wachstumsstörungen eine Rolle spielen.

Bewegungsmangel

Den ganzen Tag in der Schule stillsitzen und dann nach Hause an den Schreibtisch, um Hausaufgaben zu machen: Zu wenig Bewegung kann bei Kindern zu Rückenschmerzen führen. Die Muskulatur im Rücken und Bauch ist geschwächt, der gesamte Rumpf wird instabil – und dies wiederum führt zu Verspannungen. Wegen mangelnder Bewegung sind Kinder häufig übergewichtig.

Das Übergewicht belastet Knochen und Gelenke zusätzlich. Sind die Schmerzen erst einmal da, möchten Eltern durch Schonen und Bettruhe gegen sie vorgehen. So entsteht jedoch oft ein Teufelskreis, der die Beschwerden weiter verstärkt.

Verletzungen

Rückenschmerzen können auch von kleinen Verletzungen herrühren, die etwa bei einem Sturz oder beim Toben entstanden sind. Diese Beschwerden vergehen in der Regel innerhalb weniger Tage wieder und müssen kein Anlass zur Sorge sein.

Schnell und sicher handeln mit der kostenlosen Kindernotfall-App

Wachstumsschmerzen

Etwa ab dem 10. Lebensjahr erleben viele Kinder und Jugendliche Wachstumsschmerzen. Obwohl diese am häufigsten in den Beinen spürbar sind, können sie sich auch in den unteren Rücken ziehen. Wachstumsschmerzen entstehen durch eine ungleichmäßige Belastung der Gelenke, Knochen und Bänder. Meist treten sie abends auf und sind am nächsten Morgen verschwunden.

Helfen kann eine Massage, aber auch Wärmen oder Kühlen der betroffenen Stellen kann Schmerzen lindern. Manche Kinder empfinden eine Wärmflasche als wohltuender, andere wünschen sich eine kühlende Auflage. Probieren Sie aus, was am besten funktioniert.

Kummer und Sorgen

Auch Sorgen, etwa durch Schulstress oder Streit in der Familie, können Rückenschmerzen verursachen. Wer unter Stress leidet, ist oft auch körperlich angespannt und hat unwillkürlich hochgezogene Schultern, wodurch Verspannungen entstehen. 

Außerdem ist das Schmerzempfinden bei Menschen, die häufig gestresst sind, gesteigert. Gerade, wenn ein Kind keine andere Möglichkeit hat, seinen Kummer zu äußern, bahnt dieser sich seinen Weg in körperliche Schmerzen. Hier ist ein verständnisvolles Gespräch angebracht, in dem Konflikte besprochen und unter Umständen zu hohe Erwartungen an das Kind aufgedeckt werden können.

Ihr Newsletter für ein gesünderes Leben

Jetzt unverbindlich anmelden und monatlich Gesundheitsthemen mit wertvollen Tipps erhalten und über exklusive Barmer-Services und -Neuigkeiten informiert werden.

Newsletter abonnieren

Rückenschmerzen bei Kindern – was tun?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit Rückenschmerzen bei Kindern umzugehen. Da die häufigste Ursache für Rückenbeschwerden Bewegungsmangel ist, ist moderate, aber regelmäßige Bewegung oftmals die beste Medizin. Sport und kräftigende Übungen zur Stärkung der Rumpfmuskulatur können zu einem gesunden Rücken beitragen und Schmerzen vorbeugen, bevor sie entstehen. Ebenso hilfreich können die richtige Körperhaltung und ein passender Schulrucksack sein.

Bewegung ist nicht das gleiche wie Sport, sondern beginnt schon mit dem Schulweg – ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Kinder haben einen natürlich hohen Bewegungsdrang. Spielen, Klettern, Radfahren oder Rennen, idealerweise bewegen sich Kinder jeden Tag mindestens eine Stunde an der frischen Luft. Das bringt den Kreislauf auf Trab, fördert die motorischen Fähigkeiten und stärkt die gesamte Körpermuskulatur. Auch die Bauch- und Rückenmuskulatur, die besonders wichtig für eine gute Haltung und einen schmerzfreien Rücken sind, werden gestärkt.

Darüber hinaus kann sich auch regelmäßiger Vereinssport mit anderen Kindern positiv auf die gesamte körperliche und seelische Gesundheit Ihres Kindes auswirken. Hier kann Ihr Kind Bewegung nicht als "Pflicht", sondern als positive Erfahrung erleben, auf die es sich freut. 

Beim Sport lernt es, mit Niederlagen umzugehen und Selbstbewusstsein aufzubauen. Noch dazu kann es hier auch noch neue Freunde kennenlernen. Ob Schwimmen, Fußball oder Klettern – wenn Ihr Kind eine Sportart findet, die ihm Spaß macht, wird der Grundstein für ein gesundes und aktives Leben gelegt.

Wichtigste Maßnahme gegen Rückenschmerzen ist die gezielte Stärkung der Rumpfmuskulatur durch Krafttraining, um die Körpermitte zu stabilisieren. Der Besuch einer Rückenschule vermittelt Übungen für rückenkräftigendes Muskeltraining und eine gute, rückenschonende Haltung. Viele Kinder stärken ihre Muskeln beim Spielen, Springen, Klettern und Radschlagen intuitiv mit dem eigenen Körpergewicht.

Damit sich Kinder mehr bewegen, ist es hilfreich, ihren Medienkonsum konsequent zu begrenzen. Bei Sechs- bis Elfjährigen wird höchstens eine Stunde am Tag für Fernsehen und Smartphone empfohlen. Denken Sie daran, dass Ihr Kind von Ihnen lernt. Sie gehen also mit gutem Vorbild voran, wenn auch Sie öfters das Handy weglegen und gemeinsam an die frische Luft gehen.

Die richtige Haltung beugt Rückenschmerzen vor

Jeden Tag sitzen Kinder und Jugendliche in der Schule für viele Stunden gerade. Der Mangel an Bewegung, aber auch die starre Haltung können den Rücken belasten. Besser ist es, rückenfreundliches Sitzen zu lernen. Mal nach vorne lehnen, mal auf dem Tisch abstützen, mal weit zurücklehnen – beim "dynamischen Sitzen" ist Lümmeln erlaubt! Denn etwa alle zehn Minuten die Sitzposition zu verändern, vermeidet eine einseitige Belastung Überlastung der Rückenmuskulatur und beugt Schmerzen vor.

Der richtige Schulrucksack

Jeden Tag trägt Ihr Kind mit Büchern, Heften und Stiften ein beträchtliches Gewicht auf dem Rücken, das Ursache von Rückenschmerzen sein kann. Mit dem richtigen Schulrucksack können Sie Beschwerden jedoch früh vorbeugen. Dabei ist das Gewicht des Schulranzens weniger ausschlaggebend für die Rückengesundheit als seine Ergonomie – also wie gut der Rucksack zum Körper des Kindes passt, gut gepackt und individuell eingestellt ist.

Wann sollte man mit Rückenschmerzen zum Arzt?

Wann sollten Sie mit Ihrem Kind bei Rückenschmerzen zum Arzt gehen? In selteneren Fällen können Erkrankungen schuld sein an den Beschwerden. Wenn die Schmerzen über längere Zeit anhalten oder so stark sind, dass das Kind weder am Sportunterricht teilnehmen noch spielen gehen kann, sollten Sie den Arzt oder die Ärztin aufsuchen. 

Er oder sie kann schwerwiegendere Ursachen wie Entzündungen, Fehlbelastungen oder Wachstumsstörungen ausschließen. Wenn Knochen in der Wachstumsphase von Teenagern falsch verwachsen und die Wirbelsäule sich seitlich krümmt (Skoliose) oder einen Rundrücken (Hyperkyphose) bildet, können Schmerzen entstehen.

Mit der Barmer Arztsuche eine Ärztin oder einen Arzt in Ihrer Nähe finden

Finden Sie Medizinerinnen und Mediziner nach Fachgebiet und Therapieschwerpunkt sortiert in Ihrer Umgebung und deutschlandweit.

Barmer Arztsuche

Checkliste: So bleibt der Kinderrücken stark und gesund

  • regelmäßige, im Alltag verankerte Bewegung (zum Beispiel zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule, Sport im Verein)
  • rückenfreundliche Sportarten (beispielsweise Klettern, Schwimmen, Tanzen)
  • begrenzter Medienkonsum (maximal 60 Minuten am Tag)
  • weniger Stress (zum Beispiel durch verständnisvolle Gesprächsangebote über Probleme in der Schule oder im Freundeskreis. Kein zusätzlicher Druck durch unrealistische Erwartungen an Noten oder außerschulische Leistungen)
  • dynamisches Sitzen ("Lümmeln" ist erlaubt)
  • ergonomischer, individuell eingestellter Schulrucksack

Weiterführende Informationen

Zertifizierung

Auf unsere Informationen können Sie sich verlassen. Sie sind hochwertig und zertifiziert. Dafür haben wir Brief und Siegel.