Ein Arzt berät einen älteren Patienten zu Prostatakrebs
Prävention und Vorsorge

Was sagt der PSA-Wert aus – und was nicht?

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Utta Petzold (Dermatologin & Allergologin bei der Barmer)

Ein erhöhter PSA-Wert kann auf Prostatakrebs hinweisen – genauso aber auf eine Entzündung oder gutartige Vergrößerung des Organs. Für wen lohnt sich der PSA-Test? Und welche anderen Früherkennungsuntersuchungen sind zuverlässig?

Was unterscheidet Prostatakrebs von anderen Krebsarten?

Prostatakrebs ist die häufigste Tumorart bei Männern. Etwa 65.000 von ihnen erkranken jedes Jahr in Deutschland neu daran, 12.000 versterben. Meist tritt der Krebs bei über 60-Jährigen auf und wächst relativ langsam.

Welche Rolle die Hormone bei der Entstehung von Prostatakrebs spielen, ist noch nicht abschließend geklärt. Testosteron fördert zwar das Wachstum von Prostatakrebszellen, allerdings haben Männer auch dann kein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs, wenn sie aufgrund einer Unterfunktion der Hoden mit Testosteron behandelt werden.

Neben dem Alter und den Genen spielen auch verhaltensbedingte Ursachen eine große Rolle bei der Entstehung von Krebs. Wer beispielsweise mit dem Rauchen aufhört und auf Alkohol verzichtet, kann sein Risiko für Krebs senken – auch jenes für Prostatakrebs.

Früherkennung beim Urologen: Die Tastuntersuchung

Wenn Prostatakrebs rechtzeitig erkannt wird, ist er in 70 Prozent der Fälle heilbar. Doch der Krebs verursacht in frühen Stadien meist keine oder nur schwache Symptome. Wer bei sich Symptome wie vermehrten Harndrang (vor allem nachts), Schwierigkeiten beim Urinieren oder einen schwachen oder unterbrochenen Harnfluss beobachtet, sollte das beim Arzt ansprechen. 

Auch eine weniger starke Erektion bis hin zur Impotenz oder Schmerzen bei der Ejakulation können erste Warnhinweise sein. In den meisten Fällen werden all diese Symptome jedoch von einer gutartigen Prostatavergrößerung verursacht.

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie plädiert dafür, dass Männer ab dem 45. Lebensjahr einmal jährlich eine Krebsfrüherkennungsuntersuchung beim Urologen wahrnehmen. Der Arzt kann mittels Tastuntersuchung Unregelmäßigkeiten oder Verhärtungen an der Prostata feststellen, die mit Prostatakrebs in Verbindung stehen können. 

Doch mit dieser Tastuntersuchung wird nur etwa ein Drittel der Prostatakarzinome entdeckt. Kleine Tumoren mit weniger als einem Zentimeter Durchmesser oder solche, die sich an der dem Enddarm abgewandten Seite befinden, können meist nicht ertastet werden. Zusätzlich kann der Arzt deshalb mittels Blutprobe den sogenannten PSA-Wert bestimmen.

Krebs frühzeitig erkennen und wirksam vorsorgen

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Krebsvorsorge

Was sagt der PSA-Wert aus?

PSA ist die Abkürzung für das prostataspezifische Antigen. Dieses Enzym wird ausschließlich von der Prostata gebildet und ist auch im Blut nachweisbar. Da Krebszellen mehr PSA bilden, kann ein hoher PSA-Wert ein Hinweis auf Prostatakrebs sein. Betonung auf "kann". Genauso gut kann er auch lediglich auf eine gutartige Vergrößerung des Organs oder auf eine Entzündung von Prostata oder Harnblase hindeuten. Zudem erhöht sich mit steigendem Alter in der Regel der PSA-Wert. Der PSA-Wert hat also eine individuell höchst unterschiedliche Aussagekraft.

Wenn bei der Früherkennungsuntersuchung für Prostatakrebs, die Männer ab 45 Jahren in Anspruch nehmen können, der Tastbefund der Prostata oder geschilderte Symptome eine weitere Abklärung erfordern, kann der Basis-PSA-Wert bestimmt werden. Dieser Wert hilft dem Urologen dabei, über das weitere Vorgehen bzw. den Verlauf in den kommenden Jahren zu entscheiden.

"Bei einem leicht erhöhten Wert raten wir zu einer erneuten Kontrolle in zwei bis drei Jahren. Ist der Wert bereits stärker erhöht, kontrollieren wir engmaschiger", sagt Dr. Axel Schroeder, Präsident des Berufsverbands der Urologen. Ab einem PSA-Wert über 4 ng/ml, der auch in einer zweiten Messung bestätigt wird, oder wenn der Wert im Laufe mehrerer Messungen deutlich ansteigt, sollte zur weiteren Abklärung eine Gewebeentnahme (Biopsie) durchgeführt werden.

PSA-Test: Wo liegen die Grenzen?

Der Gemeinsame Bundesausschuss hat auf der Grundlage eines Berichts des Institutes für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) entschieden, die allgemeine PSA-Bestimmung ohne spezifischen Anlass nicht in das Krebsfrüherkennungsprogramm der gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen. 

Das IQWiG bewertet den potenziellen Schaden eines PSA-Screenings höher als dessen Nutzen. Denn der PSA-Test kann auch Tumoren finden, die den Männern zeitlebens vermutlich nie Beschwerden bereitet hätten und an denen sie auch nicht gestorben wären.

Der IGeL-Monitor, der die individuellen Gesundheitsleistungen bewertet, fasst die Studienlage so zusammen: Auf einen Mann, der dank PSA-Test nicht am Prostatakrebs stirbt, kommen vermutlich 30 Männer, die unnötig behandelt werden, weil ihr Tumor zeitlebens gar nicht aufgefallen wäre. 

Zudem kann auch der PSA-Test keine völlige Sicherheit  bieten. In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass trotz eines sehr niedrigen PSA-Werts ein besonders aggressiver Tumor in der Prostata heranwächst – die Betroffenen könnten sich dann in falscher Sicherheit wähnen. Außerdem können hohe PSA-Werte auch Folge einer gutartigen Prostatavergrößerung sein. 

Solch ein falsch-positiver Befund könnte getestete Männer unnötig beunruhigen oder eine Kette von unnötigen Folgeuntersuchungen in Gang setzen. Bevor man sich einem PSA-Test unterzieht, sollte man also wissen, was der Test genau aussagt und wo seine Grenzen liegen.

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Prostatakrebs: Sofort behandeln oder aktiv überwachen?

Hat ein Mann Symptome wie Schmerzen oder Probleme, die Blase zu entleeren, oder wurde bereits ein Prostatakarzinom festgestellt, übernimmt die Barmer die Kosten für den PSA-Test. Ebenso erstattet die Barmer die Kosten für die Gewebeprobe, um eindeutig zwischen gutartiger und bösartiger Prostatavergrößerung unterscheiden zu können.

Ein erhöhter PSA-Wert kann allerdings auch auf einen sehr langsam wachsenden Tumor hinweisen, der weder Lebensqualität noch Lebenserwartung beeinträchtigt. In solch einem Fall muss der Tumor nicht sofort behandelt werden. Arzt und Patient können sich auch gemeinsam für die Maßnahme einer aktiven Überwachung (englisch: "active surveillance") entscheiden. Anfangs wird dann alle drei Monate der PSA-Wert bestimmt und die Prostata rektal untersucht. Bei stabilen PSA-Werten und unauffälligen Tastbefunden können die Intervalle der Kontrolluntersuchungen nach und nach verlängert werden.

Der große Vorteil dieser Methode: Patienten werden zunächst nicht von Nebenwirkungen geplagt. Denn wenn der Prostatakrebs - wie viele andere Krebsarten auch - durch Bestrahlung behandelt würde, könnte das zu (temporären) Inkontinenz- und Potenzproblemen führen. 

"Manchmal ist weniger auch mehr", unterstreicht Schroeder. Sobald es Hinweise auf ein beginnendes Tumorwachstum gibt oder der Patient sich unwohl mit der gewählten Methode fühlt, kann jedoch sofort mit einer aktiven Tumortherapie begonnen werden. In Deutschland lassen sich noch vergleichsweise wenige Männer auf diese aktive Überwachung ein. "Letztendlich ist es eine sehr persönliche Entscheidung jedes einzelnen Mannes, ob er mit einem Niedrigrisiko-Prostatakrebs gut leben kann oder ob er eine sofortige Behandlung vorzieht", sagt Axel Schroeder.

Eine weitere Möglichkeit ist das sogenannte "watchful waiting", zu deutsch: wachsames Abwarten. Hierbei wird der Tumor nicht regelmäßig kontrolliert, sondern die Patienten melden sich erst beim Arzt oder der Ärztin, wenn Beschwerden auftreten. 

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Der große Unterschied zur aktiven Überwachung: Das wachsame Abwarten hat nicht die Heilung des Patienten durch spezifische Therapien zum Ziel, sondern ein möglichst unbeschwertes Leben ohne die Nebenwirkungen einer Behandlung. Zu den Nebenwirkungen gehört auch die psychische Belastung durch die immer wiederkehrende Auseinandersetzung mit der Diagnose durch Untersuchungstermine. Einige Patienten verdrängen das Thema lieber. 

Mitunter berechtigt, denn mit so manchem Prostatakrebs kann man steinalt werden und gerade ältere Patienten versterben häufig nicht am, sondern mit dem Prostatakarzinom. Die Methode des „wachsamen Abwartens“ eignet sich daher vor allem für Männer im fortgeschrittenen Alter.

Checkliste zum Prostatakarzinom

  • Prostatakrebs im Frühstadium verursacht keine Symptome und kann auch bei der Tastuntersuchung häufig nicht festgestellt werden.
  • Ein erhöhter PSA-Wert kann auf ein Prostatakarzinom hinweisen oder auf eine gutartige Vergrößerung oder Entzündung der Prostata.
  • Für Männer ohne Beschwerden ist die PSA-Bestimmung eine Individuelle Gesundheitsleistung. Die Kosten müssen die Betroffenen in der Regel selbst tragen.
  • Wenn es sich tatsächlich um Prostatakrebs handelt, besprechen Arzt und Patient gemeinsam, ob eine sofortige Behandlung notwendig ist oder man lieber mit einer engmaschigen Überwachung abwarten möchte.

Glossar

PSA-Wert

Das prostataspezifische Antigen ist ein Enzym, das ausschließlich von der Prostata gebildet wird. Seine Funktion liegt darin, beim Samenerguss bestimmte Eiweiße zu spalten und somit das Ejakulat zu verflüssigen. 

PSA ist auch im Blut messbar und kann Hinweise auf eine Erkrankung der Prostata geben. Dabei ist ein erhöhter PSA-Wert nicht automatisch ein Anzeichen für Prostatakrebs. Auch eine gutartige Prostatavergrößerung oder eine Entzündung der Prostata oder Harnblase kann zu einem Anstieg des PSA-Werts führen.

Der PSA-Wert kann auch durch die Einnahme von Medikamenten, wie zum Beispiel den 5-alpha-Reduktase-Hemmern Dutasterid und Finasterid, verfälscht werden. Bitte informieren Sie Ihren Arzt, falls Sie diese Medikamente einnehmen.