Ein Arzt sitzt im Labor und schreibt
Krebs

Biopsie - Gewebeentnahme für genauere Diagnosen

Lesedauer unter 10 Minuten

Redaktion

  • Tina Heinz (Content Creator (Medical), TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Utta Petzold (Dermatologin, Allergologin, Phlebologin, Barmer)

Eine Biopsie ist eine Entnahme von Gewebe oder Zellen. Wenn Ärztinnen und Ärzte bei einer Untersuchung eine auffällige Schwellung, Gewebeveränderung oder einen geschwollenen Lymphknoten entdecken, können sie von dieser Stelle Gewebe entnehmen und in einem Labor untersuchen lassen. So lässt sich herausfinden, ob eine solche Gewebeveränderung gutartig oder bösartig ist. Meist sind die Ursachen für eine Veränderung harmlos, sie können aber auch auf eine Krebserkrankung hinweisen. Biopsien sind vergleichsweise kleine Eingriffe und können oft ambulant durchgeführt werden. Hier erfahren Sie, welche Arten von Biopsien es gibt, wann sie eingesetzt werden und wie sie ablaufen.

Was ist eine Biopsie?

Bei einer Biopsie entnehmen Ärztinnen und Ärzte mit unterschiedlichen Techniken Zellen oder Gewebeproben (Biopsat) aus dem Körper. Diese Proben werden von Spezialisten, so genannten Pathologen, im Labor unter dem Mikroskop untersucht. Man nennt das eine histologische Untersuchung.

Die Gewebeproben können entweder von oberflächlich gut erreichbaren Stellen oder von inneren Organen stammen. Gewebeentnahmen an Brust, Haut, Prostata oder Gebärmutterhals sind am häufigsten. Aber auch Leber, Schilddrüse, Gehirn oder Magen können „biopsiert“ werden. 

Innere Organe werden dafür erst einmal mit bildgebenden Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, MRT (Magnetresonanztomografie) oder CT (Computertomografie) untersucht. So kann genau bestimmt werden, an welcher Stelle Gewebe entnommen werden sollte. In manchen Fällen wird die Probe auch während der Untersuchung, also unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle entnommen.

Ob für eine Biopsie eine stationäre Aufnahme nötig ist oder ob sie ambulant in einer Arztpraxis durchgeführt werden kann, hängt von der betroffenen Stelle und von Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand ab. Viele Biopsien sind ambulant durchführbar.

Wenn Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr behandelnder Arzt nicht über die notwendige Ausstattung verfügt, werden Sie an einen Facharzt, zum Beispiel an einen Chirurgen, oder an ein spezialisiertes Zentrum überwiesen. Haut- und Frauenärzte können kleinere Biopsien häufig in ihrer Praxis durchführen. Oft ist für den Eingriff eine örtliche Betäubung oder Kurznarkose ausreichend.

In welchen Fällen wenden Ärzte eine Biopsie an?

Durch Biopsien können Ärztinnen und Ärzte einen Diagnoseverdacht sichern oder widerlegen. Ein solcher Verdacht kann durch einen ungewöhnlichen Tastbefund, die Ergebnisse einer Blutuntersuchung oder durch bildgebende Untersuchungen wie Röntgen, Ultraschall, MRT oder CT entstehen. Ziel einer Biopsie ist es, krankhafte Veränderungen von Zellen zu erkennen und einzuordnen.

Knoten in der Brust oder der Schilddrüse und Veränderungen der Schleimhaut in Magen, Darm, Blase oder Gebärmutter können Beispiele für auffällige Veränderungen sein. Auch einen auffälligen Tastbefund der Prostata oder unklare Veränderungen der Haut können Ärzte mithilfe einer Biopsie überprüfen.

Ungewöhnliche Zellveränderungen können viele Gründe haben. Häufig stecken gutartige Veränderungen dahinter, Zellveränderungen können aber auch auf eine Krebserkrankung hindeuten. Deshalb ist es wichtig, auffällige Befunde abzuklären und gegebenenfalls möglichst schnell mit der Behandlung der Erkrankung zu beginnen.

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Welche Arten von Biopsien gibt es?

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Exzisionsbiopsien, bei denen die Ärztin oder der Arzt das veränderte Gewebe komplett herausschneidet, und Inzisionsbiopsien, bei denen nur ein Teil des veränderten Gewebes entfernt wird. Wenn nur wenig Gewebe verändert ist, etwa bei einem auffälligen Muttermal, wird meist der gesamte verdächtige Bereich entfernt. Auch geschwollene Lymphknoten entnehmen Ärzte ganz, um sie auf Krebsbefall zu prüfen.

Je nach betroffenem Organ und der angewandten Operationstechnik dauert die Biopsie unterschiedlich lang. Die Art der Biopsie bestimmt auch die ambulante oder stationäre Durchführung. Es wird vorab mit Ihnen besprochen, wie viel Zeit Sie für die Biopsie einplanen sollten und ob Sie zum Beispiel nach einem ambulanten Eingriff direkt wieder zur Arbeit gehen können.

Biopsien werden minimal-invasiv, also ohne größeren Schnitt, oder operativ durchgeführt. Bei einer offenen (operativen) Biopsie entnimmt die Ärztin oder der Arzt das Gewebe durch einen operativen Eingriff, etwa bei der Entnahme eines Lymphknotens. Eine offene Biopsie führen Ärzte in der Regel unter örtlicher Betäubung oder unter Vollnarkose durch.

Zu den minimal-invasiven Verfahren gehören die Nadelbiopsien. Dabei führen Ärzte Hohlnadeln in den verdächtigen Gewebebereich ein. Beim Herausziehen befinden sich im Inneren der Nadel einzelne Zellen oder kleine Gewebestücke (Gewebezylinder), die dann für die histologische Untersuchung vorbereitet werden können. Nadelbiopsien erfordern nur eine kleine Einstichstelle und hinterlassen in der Regel keine oder nur sehr kleine Narben. Eine Betäubung der Haut vor dem Eingriff kann den Einstichschmerz abmildern. Eine Nadelbiopsie ist meistens ein ambulanter Eingriff.

Je nach Technik unterscheidet man unterschiedliche Arten von Nadelbiopsien:

  • Feinnadelbiopsie (Feinnadelaspirationsbiopsie): Die Feinnadelbiopsie heißt auch Punktion. Sie wird mit einer dünnen Hohlnadel durchgeführt und eignet sich zum Beispiel zur Untersuchung von Knochenmark oder Zellen aus Körperflüssigkeiten. Aber auch auffällige Knoten in Lunge, Schilddrüse oder Bauchspeicheldrüse können mithilfe einer Feinnadelbiopsie untersucht werden.
  • Stanzbiopsie (Hochgeschwindigkeitsstanze): Bei einer Stanzbiopsie entnehmen Ärztinnen und Ärzte nicht nur einzelne Zellen, sondern einen Zellverband – also kleine Stücke von zusammenhängendem Gewebe. Dazu verwenden sie eine dickere Nadel, mit der sie mehrere Gewebeproben in zylindrischer Form heraus stanzen können. Dieses Verfahren wird gewöhnlich bei Veränderungen in der Brust oder der Prostata verwendet. Oft kommen zusätzlich bildgebende Verfahren zum Einsatz. So können die Ärzte die Probenentnahme dann genau an der richtigen Stelle vornehmen.
  • Vakuumbiopsie: Die Vakuumbiopsie verläuft ähnlich wie die Stanzbiopsie. Allerdings können größere Gewebeproben entnommen werden. Das Gewebe wird mithilfe eines Vakuums in die Hohlnadel eingesaugt. In der Nadel trennt dann ein kleines, rotierendes Messer das Gewebestückchen ab. Dieses Verfahren wenden Ärztinnen und Ärzte vor allem bei Veränderungen im Brustgewebe an, die sich nicht ertasten lassen. Mammographie-, Ultraschall- oder MRT-Aufnahmen während des Eingriffs helfen den Behandlern genau zu sehen, wo das Gewebe entnommen wird.

Ebenfalls minimal-invasiv ist die endoskopische Biopsie. Hier entnehmen Ärzte die Gewebeproben während einer Endoskopie. So können sie Proben aus dem Magen, der Blase oder dem Darm nehmen, ohne dass eine offene Operation notwendig ist. Die Gewebeproben werden mithilfe von Instrumenten entnommen, die über einen Kanal im Endoskop eingeführt werden. 

Bei Geschwüren im Magen oder in der Harnblase werden Proben zum Beispiel mit einer kleinen Zange abgezwickt. Diese Technik wird auch Knipsbiopsie genannt. Wenn die auffällige Gewebeveränderung hervorragt, wie etwa bei Darmpolypen, können Ärzte sie mit einer Schlinge, die sie durch das Endoskop einführen, vollständig entfernen.

Auch die Zellabstrichuntersuchung gehört zu den Biopsien. Es handelt sich um eine Früherkennungsuntersuchung, die Ärzte bei der Untersuchung des Gebärmutterhalses durchführen. Dazu streichen sie mit einer feinen Bürste oder einem Spatel locker aufsitzende Zellen von der Schleimhaut ab.

Eindeutige Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut dagegen untersuchen Ärzte mithilfe einer Ausschabung (Kürettage). Sie nutzen einen scharfkantigen Schaber, um Gewebeproben von der Schleimhaut abzutragen. Eine Ausschabung kann sowohl ambulant als auch stationär und unter Kurznarkose oder lokaler Betäubung durchgeführt werden.

Birgt eine Biopsie auch Risiken?

Im Zusammenhang mit Biopsien ist auch immer wieder von der Gefahr die Rede, dass sie die Streuung von Tumorzellen zur Folge haben könnten. Inwieweit Gewebeentnahmen sogenannte Metastasen begünstigen können, wird weiter intensiv erforscht. Laut aktueller Studienlage kommt es nur sehr selten vor, dass verschleppte Tumorzellen an einer anderen Stelle im Körper anwachsen können.

Die meisten Biopsien werden bei Brustkrebs und bei Prostatakrebs durchgeführt. Bei beiden Erkrankungen gibt es bislang keine Hinweise darauf, dass verschleppte Tumorzellen den weiteren Krankheitsverlauf beeinflussen.

Auch beim schwarzen Hautkrebs (Melanom) haben bisherige Studien gezeigt, dass auch eine Verschleppung von Tumorzellen keinen Einfluss auf die weitere Prognose hat. Melanome werden bei einer Biopsie aber nach Möglichkeit ohnehin im Ganzen entfernt.

Anders sieht es beim Weichteilsarkom aus. Ein Weichteilsarkom ist eine Tumorerkrankung in Muskulatur, Fettgewebe, Bindegewebe oder Nervengewebe. Bei dieser Krebsart ist es bei einer Nadelbiopsie in seltenen Fällen möglich, dass Tumorzellen im Einstichkanal hängen bleiben. 

Das könnte dazu führen, dass sich an dieser Stelle eine Metastase bildet. Um diese Gefahr zu verringern, wird die Biopsienadel nicht direkt eingestochen, sondern durch einen hohlen Führungskanal geschoben. Wenn der Tumor sich als bösartig herausstellt, wird der Einstichkanal nachträglich operativ entfernt.

Ihre Ärztin oder Ihr Arzt klärt Sie vor der Untersuchung über mögliche Risiken des Eingriffs auf und wägt diese gemeinsam mit Ihnen ab.

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Wie wird eine Biopsie ausgewertet?

Im Labor bereiten Pathologen die Zell- oder Gewebeproben auf, die bei einer Biopsie entnommen wurden. Je nach Untersuchungsziel können sie die Proben konservieren, in feine Scheiben zerlegen und konservieren. Unterschiedliche Zusätze oder Farbstoffe in den jeweiligen Reaktionslösungen machen Enzyme oder Zellmerkmale sichtbar, die auf eine bestimmte Erkrankung hindeuten können.

Die aufbereiteten Proben werden dann unter dem Mikroskop feingeweblich (histologisch) untersucht. Zusätzlich können molekularbiologische Tests durchgeführt werden. Sie liefern Informationen über das entnommene Gewebe.

So kann mit relativ großer Sicherheit erkannt werden, ob die Gewebeveränderungen gutartig oder bösartig sind. Bei einer Krebserkrankung kann die entnommene Gewebeprobe auch Hinweise auf die Art des Tumors und den Entstehungsort im Körper geben. Die Untersuchung kann auch ergeben, ob es sich bei der Gewebeveränderung möglicherweise um eine Metastase handelt, die aus einem anderen Organ gestreut hat.

Die Gewebeproben können außerdem Auskunft über die biologischen Eigenschaften und die Aggressivität des Tumors geben. Diese Einordnung (Grading) des Tumors hilft, die Erfolgsaussichten der folgenden Behandlung besser einzuschätzen. Molekularbiologische Tests der Gewebeproben können zudem zeigen, durch welche Therapien der Tumor angreifbar ist.

Die Ergebnisse aller histologischen Tests sind entscheidend, um weitere Behandlungsschritte zu planen.

Wie lange dauert es, bis die Ergebnisse vorliegen?

Oft liegt einer Biopsie ein Krebsverdacht zugrunde. Die Frage, wie lange Patientinnen und Patienten auf das Ergebnis der Untersuchung warten müssen, ist für sie deshalb sehr wichtig. Natürlich will man möglichst schnell wissen, ob es sich um eine harmlose Gewebeveränderung oder möglicherweise um eine Krebserkrankung handelt. Wie lange Sie auf die endgültigen Ergebnisse einer Biopsie warten müssen, hängt davon ab, wie die genaue Auswertung der Proben erfolgt. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird Ihnen mitteilen, wann Sie mit den Untersuchungsergebnissen rechnen können.

Bei Routineuntersuchungen zur Abklärung eines Krebsverdachts dauert es in der Regel zwei bis drei Tage, bis die Ergebnisse vorliegen. Zusatzuntersuchungen können ein bis zwei Wochen oder länger dauern. Die Dauer kann je nach Art des Tumors variieren. 

Um eine Diagnose zu stellen oder auszuschließen, können weitere mikroskopische oder molekularbiologische Untersuchungen notwendig sein. Dazu können die Proben auch an ein oder mehrere spezialisierte Referenzlabore geschickt werden.

Eine Ausnahme ist die Schnellschnittuntersuchung. Dabei untersuchen Pathologinnen und Pathologen die entnommenen Gewebeproben noch während einer Operation. Die Proben werden in flüssigem Stickstoff schockgefroren, innerhalb weniger Minuten aufbereitet und dann direkt untersucht. Sie können anzeigen, ob ein Tumor gutartig oder bösartig ist. 

Die Ärzte können auf diese Weise auch erkennen, ob der Tumor bereits vollständig entfernt wurde. Die Schnellschnittdiagnostik hat aber eine höhere Fehlerquote als andere histologische Untersuchungen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass ein erfahrener Pathologe den Schnellschnitt auswertet. Allerdings ersetzt diese Art der Auswertung nicht die üblichen Tests. Das entnommene Gewebe wird nach der Operation erneut aufgearbeitet und untersucht.

Gewebeproben der Haut können durch eine bestimmte Mikroskopiertechnik (konfokale Lasermikroskopie) besonders schnell untersucht werden. Ein Beispiel ist die Kontrolle des Randbereichs eines entnommenen Tumors. Diese Untersuchung zeigt, ob ein Tumor vollständig entfernt wurde. Durch die konfokale Lasermikroskopie dauert diese Untersuchung nur etwa fünf Minuten pro Bild. 

Auffällige Hautveränderungen können mit der konfokalen Lasermikroskopie auch direkt an der Patientin oder dem Patienten ohne Entnahme von Haut untersucht werden. So kann man beispielsweise entscheiden, ob ein Muttermal entfernt werden muss oder nicht. Die konfokale Lasermikroskopie wird bisher nur an wenigen spezialisierten Zentren durchgeführt.

Die Wartezeiten auf die jeweiligen Testergebnisse können sehr belastend sein und Gefühle der Angst und Unsicherheit auslösen. Der Umgang mit diesen Gefühlen ist sehr individuell. Manchen Menschen hilft etwas Ablenkung, wie schöne Unternehmungen oder eine Aufgabe, der man sich intensiv widmen kann. Vielleicht sind für Sie Gespräche mit Freunden, Angehörigen oder mit Ihrem Arzt die beste Unterstützung. Auch professioneller psychologischer Beistand kann sehr hilfreich sein. Mehr zum Thema erfahren Sie im Artikel Angst vor Krebs.

Was muss ich nach einer Biopsie beachten?

Insgesamt gelten Biopsien als wenig belastend für den Körper. Je nachdem an welchem Organ und mit welcher Technik die Ärzte eine Biopsie durchführen, können die Dauer des Eingriffs und seine Nebenwirkungen unterschiedlich sein. Nach dem Eingriff können Blutergüsse oder leichte Blutungen auftreten und Sie können leichte Schmerzen an der Entnahmestelle haben. 

Wenn die Gefahr einer Infektion besteht, können die Behandler vorbeugende Antibiotika verschreiben. Möglicherweise fühlen Sie sich nach einer Biopsie noch etwas geschwächt. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird Sie dazu beraten, was Sie nach dem Eingriff beachten sollten und ob und wie lange Sie sich schonen müssen. Hören Sie auch selbst auf Ihren Körper und gönnen Sie sich noch etwas Ruhe, wenn Sie sie brauchen. 

Literatur und weiterführende Informationen

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