Ein Junge sitzt im Zahnarztstuhl zur Untersuchung
Zahngesundheit

Zahnreport 2020: Häufige Karies im Kindesalter

Lesedauer unter 4 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • PD Dr. med. dent. Michael Rädel (M.Sc., UniversitätsZahnMedizin Dresden)

Zahnkaries ist ein weltweites Gesundheitsproblem in allen Altersgruppen. Der neue Barmer Zahnreport 2020 hat erstmalig die Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen im Fokus. Trotz des allgemeinen Kariesrückgangs in den letzten Jahrzehnten ist die Situation in Deutschland noch nicht zufriedenstellend, wie der Report zeigt. So wurden im Jahr 2018 nur 67 Prozent der Zwölfjährigen, also rund 485.000 Kinder, noch nicht wegen Karies im bleibenden Gebiss behandelt.

Der Barmer Zahnreport 2020 untersucht die Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Die Auswertung basiert auf Informationen zur zahnärztlichen Versorgung von etwa 9,13 Millionen Versicherten der Barmer. Bezogen auf die deutsche Bevölkerung ist dies ein Anteilswert von rund 11 Prozent. 

Grundlage der Studie zur Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen sind im Wesentlichen die routinemäßig erhobenen zahnärztlichen Abrechnungsdaten der gesetzlich bei der Barmer versicherten Kinder und Jugendlichen zwischen 0 und 18 Jahren.

Laut Zahnreport wird Karies im Kindesalter deutlich unterschätzt. Werden Milchzähne und bleibende Zähne gemeinsam betrachtet, zeigt sich, dass nur 38 Prozent der Kinder im Alter von zehn Jahren noch keine Erfahrung „mit Bohrer oder Zange“ gemacht haben. Wie die Studie verdeutlicht, tritt Karies im Milchgebiss immer noch in alarmierendem Umfang auf. 

Doch Eltern können eine ganze Menge tun, damit ihre Kinder gesunde Zähne haben. So sollte Zahngesundheit nicht erst bei den bleibenden Zähnen beginnen. Stattdessen gehört gute Zahnpflege bereits vom ersten Zahn an zur täglichen Routine.

Schon Milchzähne richtig schützen

Die tägliche Zahnpflege sollte losgehen, sobald der erste Milchzahn durchbricht. Da Milchzähne im Vergleich zu bleibenden Zähnen über einen nur halb so dicken Schmelz und einen geringeren Mineralgehalt verfügen, sind sie besonders anfällig für Karies. Zahnärzte und Zahnärztinnen  empfehlen daher, bereits bei den Kleinsten zweimal täglich den Belag zu entfernen. Zum Putzen eignen sich eine weiche Kinderzahnbürste und eine fluoridhaltige Kinderzahnpasta.

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Kinder zum Zähneputzen motivieren

Machen Sie Ihr Kind spielerisch mit der richtigen Zahnputztechnik vertraut. Schon die Kleinsten können lernen, dass regelmäßiges Zähneputzen zum täglichen Pflege-Ritual gehört und sogar Spaß machen kann. So tragen Vorbilder aus Büchern oder Hörspielen rund ums Thema Zähneputzen zur Motivation bei. Doch was tun, wenn Kinder sich gegen das Zähneputzen wehren? Hier kann Ablenkung helfen, zum Beispiel durch Vorsingen, eine kurze Geschichte oder das Spielen mit Handpuppen.

Wichtig ist, dass Kinder ein Putzritual entwickeln

Mit ungefähr drei Jahren können Kinder nach und nach die Zahnpflege selbst übernehmen. Damit beim Putzen nichts vergessen wird, sollten sie unter Anleitung der Eltern lernen, die Zähne immer in derselben Reihenfolge zu putzen. Begonnen wird am besten mit den Kauflächen. Dann werden die Außenflächen in kreisenden Bewegungen geputzt. Zuletzt kommen die Innenflächen „von Rot nach Weiß“, also vom Zahnfleisch zum Zahn, an die Reihe. 

Eltern sollten noch bis ins Schulalter die Zähne der Kinder regelmäßig nachputzen, am besten vor dem Schlafengehen.
Auch für die bleibenden Zähne empfiehlt sich morgens nach dem Frühstück und abends vor dem Schlafengehen eine gründliche Zahnreinigung. Darüber hinaus sollten die Zähne nach süßen Zwischenmahlzeiten möglichst sofort gereinigt oder der Mund mit Wasser ausgespült werden.

Ob fürs Zähneputzen eine Handzahnbürste oder eine elektrische Zahnbürste verwendet wird, bleibt jedem selbst überlassen. Mit der richtigen Putztechnik reinigen beide Arten von Zahnbürsten gleich gut, doch fällt es mit einer elektrischen Zahnbürste häufig leichter, die empfohlene Putzdauer einzuhalten.

Wann sollte der erste Zahnarztbesuch stattfinden?

Am besten machen Sie Ihr Kind schon früh mit dem Zahnarztbesuch vertraut. Nehmen Sie die Kleinen einfach zu Ihrem eigenen Kontrolltermin mit, um sie langsam an die Zahnarztpraxis zu gewöhnen. So können sie ganz unbefangen die Atmosphäre und Geräusche in der Praxis kennenlernen. 

Die erste zahnärztliche Früherkennungsuntersuchung (FU) kann bereits ab dem sechsten Lebensmonat in Anspruch genommen werden. Nehmen Sie die Früherkennungsuntersuchungen mit Ihrem Kind auf jeden Fall wahr, damit Erkrankungen und Entwicklungsstörungen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich frühzeitig erkannt werden. Darüber hinaus erhalten Sie beim Zahnarztbesuch als Eltern Tipps für die Zahnpflege und zahngesunde Ernährung Ihrer Kinder. Für Schulkinder und Jugendliche sind zwei Vorsorgetermine pro Kalenderjahr vorgesehen.

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Weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Mundgesundheit nötig

Der Barmer Zahnreport belegt, dass die Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen schlechter ist als bisher angenommen. Nur gut zwei Drittel der Zwölfjährigen hatten noch keine zahnärztliche Therapie, wie beispielsweise eine Füllung, Wurzelbehandlung oder Extraktion im bleibenden Gebiss. Besonders betroffen von Karies sind Kinder aus Familien mit geringerem Einkommen. 

Die Ergebnisse des Zahnreports verdeutlichen, dass der Grundstein für eine zahngesunde Entwicklung bereits im Milchgebiss gelegt werden muss. Hier sind die Eltern gefragt, die für die Mundgesundheit ihrer Kinder verantwortlich sind. Leider zeigt der Report, dass ein relativ hoher Anteil der unter Sechsjährigen (15 Prozent) keinen Zahnarzt oder  keine Zahnärztin aufsucht. Dieser Anteil bleibt auch in den höheren Altersgruppen mit knapp zehn bis zwölf Prozent hoch. Der regelmäßige, zweimal jährliche Zahnarztbesuch etabliert sich erst im Schulalter. 

Zahnreport 2020 und digitale Pressemappe

Den kompletten Barmer Zahnreport 2020 können Sie beim Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg) nachlesen. Darüber hinaus finden Sie in der digitalen Pressemappe alle Begleitmaterialien zum Report, darunter Pressemitteilungen und Infografiken.

Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg)