Eine gestresste Autofahrerin stützt ihren Kopf auf die Hand
Stress und Leistungsdruck

Wie entsteht Stress? Wenn die akute Stressreaktion unseren Körper in Alarmbereitschaft versetzt

Lesedauer unter 3 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Marie-Victoria Assel (Psychologin, Barmer)
  • Andrea Jakob-Pannier (Diplom-Sozialpädagogin/ Psychologin/ Psychoonkologin, Barmer)

Auf bedrohliche, herausfordernde oder belastende Reize reagiert unser Körper mit einer Stressreaktion. Kurzzeitig erhöht dies zwar unsere Leistungsfähigkeit, dauerhafter Stress macht jedoch krank. Um dies zu verhindern, hilft es, Stressauslöser im Alltag zu erkennen und zu reduzieren.

Innere und äußere Reize können unseren Körper in Alarmbereitschaft versetzen. Sie werden auch als Stressoren bezeichnet. Automatisch startet dann in unserem Körper eine Stressreaktion. Dieser Mechanismus hat uns früher das Leben gerettet.

Der Urtyp der Stressreaktion: Angriff oder Flucht

Denn unsere Vorfahren sahen sich ständig akuten, lebensbedrohlichen Gefahren ausgesetzt. Auge in Auge mit dem Säbelzahntiger blieb keine Zeit darüber nachzudenken, was die beste Reaktion auf diese Gefahr sein könnte. Nur wer sofort reagierte, hat überlebt. Heute sind Begegnungen mit freilaufenden Tigern selten geworden. Doch die automatische, akute Stressreaktion kennen wir alle nur zu gut. Vielen ist sie auch unter dem Begriff „Angriff oder Flucht“ (englisch fight-or-flight) bekannt.

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Die Bedrohung erkennen

Alles beginnt mit der Wahrnehmung eines Umweltreizes. Das kann prinzipiell alles sein: ein Autofahrer, der uns die Vorfahrt nimmt, eine Rüge vom Chef oder ein Streit mit der Partnerin. Unser Gehirn evaluiert blitzschnell, ob dieser Reiz eine Bedrohung für uns darstellt und ob wir über die nötigen Ressourcen verfügen, um die Herausforderung zu bewältigen. 

Dieser Bewertungsschritt ist sehr individuell. Das erklärt auch, warum manche Personen ein Ereignis als stressig wahrnehmen, während andere ihm gelassen gegenüberstehen. Falls man den Reiz als bedrohlich einstuft und die nötigen Mittel zur Bewältigung fehlen, beginnt die akute Stressantwort.

Bei einer Stressreaktion den gesamten Körper einsetzen und anspannen

Jetzt wird das sympathische Nervensystem stimuliert und Stresshormone werden freigesetzt. Diese sorgen dafür, dass den Skelettmuskeln und dem Gehirn schnell große Mengen an Energie und Sauerstoff zur Verfügung gestellt werden. Der Herzschlag und die Atmung beschleunigen sich, Blutdruck und Muskelspannung steigen. 

Weniger wichtige Aktivitäten, wie die Verdauung oder die Produktion von Wachstumshormonen, werden hingegen eingestellt. Der Körper ist jetzt optimal auf Angriff oder Flucht vorbereitet. Alles andere ist für den Moment nebensächlich.

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Das Gleichgewicht wiederfinden

Nachdem die Gefahr vorüber ist, entspannt der Körper sich wieder und findet zu seinem alten Gleichgewicht zurück. Diese Regenerationsphase ist wichtig. Doch heute sind viele Menschen in ständiger Alarmbereitschaft. 

Die hohen Anforderungen in der Arbeit, die ständige Erreichbarkeit oder der Balanceakt aus Karriere und Familie machen ihnen zu schaffen. Ihre Stresshormone sind ständig auf einem hohen Niveau. Sie leiden unter chronischem Stress, der viele physischen und psychischen Krankheitssymptomen hervorrufen kann. 

Die gute Nachricht ist, dass wir lernen können, wie wir mit Stress umgehen oder es gar nicht erst dazu kommen lassen, indem wir bereits vorher Stressoren reduzieren. Auch eine gute Balance zwischen Anspannung und Entspannung ist wichtig. Denn wie immer gilt: Erst die Dosis macht das Gift.

Literatur

  • Fink, G. (2016): Stress: Concepts, Definition and History. Reference Module in Neuroscience and Biobehavioral Psychology.
  • Selye, H. (1950): Stress and the General Adaptation Syndrome. British Medical Journal. 17. Juni 1950.
  • Southwick, S. M., Vythilingam, M., and Charney, D. S. (2005): The Psychobiology of Depression and Resilience to Stress: Implications for Prevention and Treatment. Annual Review of Clinical Psychology, 1: 255-91.
  • Lazarus, R. S., & Folkman, S. (1984). Stress, appraisal, and coping. New York: Springer.

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