Eine Frau sitzt lächelnd am Rechner in einer Telefonkonferenz.
Mitarbeitergesundheit

Frauengesundheit im Unternehmen: So stärken Sie Engagement, Loyalität und Wohlbefinden

Lesedauer weniger als 6 Min

Redaktion:

Internetredaktion Barmer

Unterstützung wirkt positiv

Arbeitgeber, die Frauengesundheit fördern, steigern die Motivation im Team und reduzieren Fehlzeiten.

Jeder Beitrag ist wichtig

Vom offenen Umgang mit Tabu-Themen bis zur Unterstützung bei der Pflegeverantwortung – alles wirkt positiv.

Flexibilität zahlt sich aus

Homeoffice, Gleitzeit und Sabbaticals entlasten und binden Mitarbeiterinnen langfristig.

Frauengesundheit am Arbeitsplatz rückt immer stärker in den Fokus. Wer unterstützt, profitiert: Weniger Fehlzeiten, mehr Motivation und höhere Produktivität. Welche Belastungen Frauen besonders betreffen und wie Unternehmen gezielt helfen können, zeigt unser Artikel.

Warum sollten Arbeitgeber Frauengesundheit gezielt fördern?

Noch immer wird die betriebliche Gesundheitsförderung häufig geschlechtsneutral gedacht, mit Angeboten, die alle Beschäftigten gleichermaßen ansprechen sollen. Dabei zeigen Studien des Robert Koch-Instituts (RKI), dass sich die gesundheitlichen Bedürfnisse von Frauen und Männern in vielen Bereichen unterscheiden: Frauen sind beispielsweise häufiger von psychischen Belastungen betroffen, Männer dagegen öfter von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dennoch verlaufen Herzinfarkte bei Frauen 50 Prozent häufiger tödlich als bei Männern.

Wer Gesundheitsförderung für Frauen im Betrieb gezielt berücksichtigt, gewinnt doppelt: Zum einen erfüllen Unternehmen rechtliche Rahmenbedingungen, etwa aus dem Arbeitsschutzgesetz, dem Mutterschutz oder dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz. Zum anderen steigern sie die Motivation, die Zufriedenheit und die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiterinnen, die laut Statista mit 47 Prozent knapp die Hälfte der Erwerbstätigen in Deutschland ausmachen.

Drei Geschäftsfrauen sitzen nebeneinander und diskutieren während eines Geschäftstreffens.

Frauen und Männer haben unterschiedliche gesundheitliche Bedürfnisse. Durch gezielte Maßnahmen unterstützen Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen dabei, Belastungen zu reduzieren und ihr Potenzial voll zu entfalten.

Frauengesundheit ist zudem ein wirksames Instrument zur Mitarbeiterbindung. Betriebe, die auf individuelle Bedürfnisse eingehen, werden als fürsorglich und zukunftsorientiert wahrgenommen – ein entscheidender Faktor in Zeiten des Fachkräftemangels. Wer das Thema ernst nimmt, positioniert sich demnach als attraktiver Arbeitgeber und setzt gleichzeitig ein starkes Zeichen für Gleichstellung und Wertschätzung.

Welche besonderen Bedürfnisse haben Frauen im Arbeitsalltag?

Die gesundheitlichen Anforderungen im Arbeitsleben unterscheiden sich nicht nur zwischen Branchen, sondern auch zwischen Lebensphasen. Für Frauen ergeben sich daraus spezifische Herausforderungen:

  • Menstruation und zyklusbedingte Beschwerden: Viele Frauen leiden regelmäßig unter Schmerzen oder Erschöpfung. Wenn diese Symptome im Arbeitsalltag tabuisiert bleiben, können Fehlzeiten oder Leistungseinbußen die Folge sein.
  • Schwangerschaft und Elternzeit: Hier spielen nicht nur körperliche Aspekte eine Rolle, sondern auch organisatorische Fragen. Etwa, wie ein möglichst reibungsloser Übergang in die Elternzeit gestaltet und die Rückkehr erleichtert werden kann.
  • Wechseljahre: Laut einer Studie der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin gab jede vierte Frau an, aufgrund der Wechseljahresbeschwerden ihre Stunden reduziert zu haben. Fast 20 Prozent der über 55-Jährigen erwägen, früher in den Ruhestand zu gehen. In Deutschland wächst das Bewusstsein dafür, dass Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, körperliche und geistige Erschöpfung sowie Stimmungsschwankungen nicht einfach „Privatsache“ sind, sondern sich direkt auf die Leistungsfähigkeit im Beruf auswirken können. Details zum Thema finden Sie im Barmer Leitfaden Menopause@work.
  • Psychische Gesundheit und Mental Load: Frauen tragen nach wie vor den größeren Teil der unbezahlten Care-Arbeit. Die Doppelbelastung aus Beruf und Familie führt zu erhöhtem Stressrisiko. Eine Studie des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales belegt, dass Frauen deutlich häufiger von Burnout-Symptomen berichten als Männer.

Hinzu kommen branchenspezifische Faktoren: In der Pflege sind es körperliche Belastungen, in der Industrie Schichtarbeit. In der IT-Branche sind es vor allem psychische Beanspruchung und mangelnde Vereinbarkeit mit Familienaufgaben. Arbeitgeber, die diese Unterschiede erkennen und gezielt adressieren, beugen nicht nur Erkrankungen vor. Sie schaffen auch Arbeitsbedingungen, die Frauen langfristig halten.

Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen sind zu beachten?

Beim Thema Frauengesundheit bewegen sich Arbeitgeber in einem klaren rechtlichen Rahmen. Wichtige Grundlagen sind:

  • Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG): Verpflichtet zur Gefährdungsbeurteilung, die auch geschlechterspezifische Aspekte berücksichtigen muss.
  • Mutterschutzgesetz (MuSchG): Schützt schwangere und stillende Arbeitnehmerinnen vor Überlastung und Gefährdung.
  • Elternzeitregelungen (BEEG): Ermöglichen Beschäftigten, berufliche Auszeiten zu nehmen, ohne ihre Position zu verlieren.
  • Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG): Verpflichtet Unternehmen zu diskriminierungsfreier Behandlung, auch in Bezug auf das Geschlecht.

Darüber hinaus verfolgen Politik und EU-Kommission das Ziel einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. So schreibt die EU-Richtlinie zur „Work-Life-Balance“ vor, dass Mitgliedsstaaten Mindeststandards für Elternzeit, Pflegezeiten und flexible Arbeitsformen schaffen müssen. Erhalten Sie hier 5 Tipps zur Umsetzung im Unternehmen.

Wie lässt sich Frauengesundheit praktisch im Unternehmen umsetzen?

Frauengesundheit ist kein reines HR-Thema, sondern eine strategische Aufgabe, die das gesamte Unternehmen betrifft. Entscheidend ist die Unternehmenskultur, die auch vom Management geprägt wird: Führungskräfte, die mit gutem Beispiel vorangehen, schaffen Vertrauen. Beschäftigte sprechen dann auch über sensible Themen wie Menstruationsbeschwerden oder Wechseljahre, ohne Angst vor Stigmatisierung zu haben.

Frauengesundheit sollte ebenso wichtiger Bestandteil des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) sein. Ein Employee Assistance Program (EAP) bietet außerdem schnelle und vertrauliche Hilfe in belastenden Lebenssituationen.

Damit Angebote im Unternehmen für Frauen wirken, braucht es drei Säulen:

  1. Prävention: regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, Programme zu Bewegung und Ernährung, psychologische Unterstützung.
  2. Flexibilität: Arbeitszeitmodelle, die Vereinbarkeit erleichtern und Entlastung bieten.
  3. Kommunikation: eine offene Kultur, in der Tabus gebrochen und Bedürfnisse ernst genommen werden.

Infografik Frauengesundheit im Betrieb: Frauengesundheit ist ein strategische Aufgabe, die Maßnahmen aus den Bereichen Prävention, Flexibilität und Kommunikation erfordert.

Frauengesundheit ist ein strategische Aufgabe, die Maßnahmen aus den Bereichen Prävention, Flexibilität und Kommunikation erfordert.

Diese Beispiele aus der Praxis zeigen, wie es andere Unternehmen machen

Die nachfolgenden Praxisbeispiele zeigen, wie Unternehmen das konkret umsetzen können. Details zu einigen der genannten Beispiele finden Sie in unserem Leitfaden Menopause@work. Außerdem bietet das Online-Seminar Wirtschaftskiller Wechseljahre – Gesundheit fördern, Potentiale nutzen konkrete Handlungsempfehlungen.

Flexible Arbeitszeitmodelle unterstützen Beschäftigte dabei, Beruf und Privatleben besser in Einklang zu bringen. Das stärkt die Mitarbeiterzufriedenheit und reduziert Fehlzeiten.

Typische Maßnahmen von vielen Unternehmen sind zum Beispiel:

Maßnahmen zu Wechseljahren und allgemeiner Frauengesundheit fördern das psychische Wohlbefinden und Leistungsvermögen von Frauen. Ausführliche Informationen finden Sie in unserem Leitfaden Menopause@work.

Unterstützungsoptionen für Frauen mit menopausalen Beschwerden sind bspw.:

  • Informationsveranstaltungen zu Menstruation, Endometriose und Frauengesundheit
  • Awareness-Trainings
  • Betriebsärztliche Beratung
  • Menopause-Cafés
  • Flexible Pausenkonzepte
Offene Unternehmenskultur, interne Netzwerke, Mentoring und Awareness-Initiativen schaffen ein unterstützendes Umfeld für Mitarbeiterinnen, in dem gesundheitliche Themen enttabuisiert werden. So können Unternehmen Frauennetzwerke und Mentoring-Programme fördern, in denen über Gesundheitsthemen offen gesprochen werden kann. Auch Awareness-Workshops und Informationsangebote bieten den nötigen Raum für sensible Themen und psychologischen Austausch.

Unternehmen, die Betreuung und Pflege unterstützen, entlasten Mitarbeitende deutlich. Dies kann bspw. realisiert werden durch:

  • Firmeneigene Kindertagesstätten
  • Betriebliche Pflegezeitangebote
  • Kooperationen mit lokalen Betreuungseinrichtungen
Unternehmen, die geschlechtsneutrale Elternzeitregelungen anbieten, fördern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und helfen, traditionelle Geschlechterrollen aufzubrechen. Einheitliche, geschlechtsneutrale Elternzeitmodelle und Schulungen für Führungskräfte ermöglichen faire Care-Arbeitsteilung und erleichtern den Wiedereinstieg.

Warum lohnt sich der Fokus auf Frauengesundheit für Unternehmen?

Unternehmen, die Frauengesundheit gezielt fördern, stärken die Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden in allen Lebensphasen. Frauen und Männer erleben das Arbeitsleben unterschiedlich, wodurch sich auch ihre gesundheitlichen Bedürfnisse unterscheiden. Viele dieser Unterschiede sind bisher noch nicht ausreichend erforscht.

Arbeitgeber, die Frauengesundheit ernst nehmen, schaffen bessere Arbeitsbedingungen, machen diese Unterschiede sichtbar und fördern gegenseitiges Verständnis. Maßnahmen, die speziell auf Frauen zugeschnitten sind, verbessern zudem die Unternehmenskultur insgesamt: Flexible Arbeitsmodelle, Präventionsprogramme oder Beratungsangebote kommen letztlich allen Beschäftigten zugute – Männern und Frauen.

Die Bedeutung von Frauengesundheit wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Neue Themen rücken in den Fokus:

  • Entgeltgleichheit: Der Gender-Pay-Gap (GPG) bleibt eine Herausforderung, die direkte Auswirkungen auf Motivation und Gesundheit hat.
  • Frauen in Führungspositionen: Diversität in der Führung steigert nachweislich den Unternehmenserfolg.
  • Menstruationsurlaub & flexible Modelle Internationale Beispiele zeigen, dass innovative Regelungen die Leistungsfähigkeit steigern können.
  • Wechseljahre als Unternehmensaufgabe: Mit einer alternden Belegschaft wird dieses Thema in Deutschland zunehmend relevant.

Unternehmen, die diese Entwicklungen frühzeitig aufgreifen, sichern sich nicht nur rechtliche und gesellschaftliche Anerkennung, sondern gestalten aktiv ihre Zukunftsfähigkeit. Frauengesundheit im Unternehmen ist damit kein Nischenthema – sondern ein zentraler Schlüssel zu Wettbewerbsstärke, Mitarbeiterbindung und nachhaltigem Erfolg.

Eine Geschäftsfrau mit Tablet in einem modernen Büro

Mit dem Barmer-BGM-Team Frauengesundheit fördern

Gestalten Sie Ihr individuelles, betriebliches Gesundheitsprogramm mit besonderem Fokus auf die Belange von Frauen.

  • Reduzieren Sie Fehlzeiten durch Angebote, die zyklusbedingte Beschwerden, mentale Belastungen und Wechseljahre berücksichtigen
  • Fördern Sie eine offene Kommunikation und Wertschätzung für mehr Motivation und Identifikation mit dem Unternehmen
  • Erhöhen Sie Ihre Attraktivität als moderner Arbeitgeber, der Gleichstellung und individuelle Bedürfnisse ernst nimmt