- Was ist ein Employee Assistance Program (EAP) und wie kann es Mitarbeitenden helfen?
- Für wen eignet sich ein Employee Assistance Program?
- Wie profitieren Unternehmen von einem EAP?
- Zufriedene Mitarbeitende sind loyaler
- Fehlzeiten lassen sich halbieren
- Gesundheitsförderung steigert die Produktivität
- Bessere Chancen beim Employer Recruiting
- Wie findet die Beratung im Rahmen eines EAP statt?
- Wie können Mitarbeiter das EAP in Anspruch nehmen?
Konflikte am Arbeitsplatz, psychische Belastungen oder Streit in der Familie: Berufliche und private Probleme wirken sich negativ auf die Gesundheit und die Motivation von Mitarbeitenden aus. Ein Employee Assistance Program kann Beschäftigte in Krisensituationen wirkungsvoll unterstützen. Informieren Sie sich, wie Angestellte und Arbeitgeber von einem EAP profitieren.
Was ist ein Employee Assistance Program (EAP) und wie kann es Mitarbeitenden helfen?
Ein Employee Assistance Program (EAP) ist ein externes Beratungsangebot für Angestellte im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung. Es bietet professionelle Unterstützung bei Stress, Burnout, Konflikten am Arbeitsplatz, familiären Problemen oder finanziellen Sorgen. Ziel des EAP ist es, die Gesundheit, Zufriedenheit und Produktivität der Belegschaft zu verbessern.
Das Konzept des EAP hat seinen Ursprung in den USA der 1930er Jahre, wo es entwickelt wurde, um der zunehmenden Suchtproblematik zu begegnen. Heute wird es in vielen deutschen Unternehmen als Präventionsangebot genutzt. EAP wird meist von professionellen Anbietern als Kurzzeitberatung angeboten und orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen der Hilfesuchenden. Ziel ist es, nicht nur akute Probleme zu lösen, sondern auch Bewältigungsstrategien zu vermitteln. Nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ sollen die Mitarbeitenden befähigt werden, zukünftige Herausforderungen eigenständig zu meistern.
Für wen eignet sich ein Employee Assistance Program?
Ein Employee Assistance Program ist für alle Beschäftigten eines Unternehmens geeignet, unabhängig von ihrer Position oder ihrem Arbeitsbereich. Es richtet sich sowohl an Mitarbeitende als auch an Führungskräfte, die Unterstützung bei der Bewältigung von beruflichen und persönlichen Herausforderungen benötigen. Dazu zählen:
Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzustände sind immer häufiger Ursache für Fehlzeiten. Rund 15 Prozent aller Fehltage gehen in Deutschland auf Erkrankungen der Psyche zurück. Hinzu kommt, dass die Ausfalldauer von psychisch erkrankten Angestellten etwa dreimal so hoch ist wie bei anderen Erkrankten.
Die Ursachen für psychische Krisen sind vielfältig. Das können Konflikte mit anderen Arbeitskollegen sein (Mobbing), private Probleme oder die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt. Auch wenn diese viele Vorteile mit sich bringt, offenbart die Studie Social health@work auch deren Schattenseiten: Ständige Erreichbarkeit, kein richtiger Feierabend und zunehmende Kommunikation laugen Beschäftigte aus. Laut der Studie fühlen sich 23 Prozent der Befragten durch ihre Arbeit emotional erschöpft.
Eine EAP-Beratung ersetzt zwar keine Therapie, sie kann aber eine gute Übergangslösung sein, bis Betroffene einen Therapieplatz gefunden haben. Fehlzeiten können so reduziert oder im besten Fall vermieden werden.
Stress hat viele Gesichter. Einerseits gibt es den positiven Stress, der uns motiviert und uns bei beruflichen Herausforderungen zu Höchstleistungen anspornt. Dann gibt es den negativen Stress, der durch Zeitdruck, fehlende Autonomie oder Arbeitsüberlastung entsteht. Überforderung und Unzufriedenheit können die Folge sein. In den vergangenen Jahren hat der Stress bei deutschen Arbeitnehmenden stark zugenommen: 41 Prozent geben an, gestresst zu sein. Das ergab die Studie „State of the Global Workplace 2024 “ des Meinungsforschungsinstituts Gallup. Damit liegt Deutschland deutlich über dem europäischen Durchschnitt, noch vor Österreich und der Schweiz.
Werden die Stresssymptome ignoriert und Betroffene machen weiter wie bisher, kann das schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben: Dauerstress schwächt das Immunsystem, treibt Blutdruck und Cholesterinwerte in die Höhe und kann zu Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Burnout führen.
Ein EAP kann dabei helfen, stressbedingte Belastungen frühzeitig zu erkennen und geeignete Präventionsmaßnahmen zu ergreifen. So lässt sich verhindern, dass die Qualität der Arbeit leidet oder die Betroffenen länger ausfallen.
In der modernen Arbeitswelt reden alle von Work-Life-Balance. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bleibt auch trotz flexibler Arbeitsmodelle eine ständige Herausforderung. Nicht immer gelingt dieser Spagat, wie Statista 2023 in einer Studie ermittelte. Danach gaben 74 Prozent der befragten Männer an, dass sich Beruf und Privatleben aufgrund eines höheren Arbeitspensums schlechter vereinbaren lassen. Für 28 Prozent der Frauen ist die Work-Life-Balance durch mehr Verantwortung zu Hause in eine Schieflage geraten.
Ein Employee Assistance Program kann dazu beitragen, das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben wiederherzustellen, beispielsweise durch ein verbessertes Zeitmanagement.
Krankheit, Scheidung, Todesfall: Konflikte im privaten Umfeld werden oft mit an den Arbeitsplatz genommen. Die Konzentration leidet, die Motivation sinkt, die Arbeitsleistung lässt nach. Aber nicht nur das: Auch die Unfallgefahr steigt, wenn Beschäftigte nicht richtig bei der Sache sind.
Individuelle Beratungsgespräche mit qualifizierten EAP-Fachkräften unterstützen bei der Lösung persönlicher Probleme.
Steigende Energie- und Lebenshaltungskosten, eine hohe Inflationsrate: Mehr als ein Drittel der Menschen in Deutschland macht sich Sorgen um ihre finanzielle Zukunft. Je größer die finanziellen Sorgen, desto gravierender sind die Auswirkungen auf den Alltag und die Gesundheit. Denn eines ist klar: Geldsorgen machen krank. Und wer krank ist, kann nicht arbeiten.
Doch soweit muss es nicht kommen: Ein professionelles EAP bietet Einkommens- und Budgetberatung und zeigt Einsparpotenziale auf. Auch die Möglichkeiten, finanzielle Unterstützung zu beantragen, sind Teil der Beratung.
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Wie profitieren Unternehmen von einem EAP?
Der Einsatz eines Employee Assistance Program bietet Unternehmen eine Vielzahl von Vorteilen.
Zufriedene Mitarbeitende sind loyaler
Einer der wohl wichtigsten positiven Effekte ist die Mitarbeiterbindung. Unternehmen, die sich um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Belegschaft kümmern, profitieren langfristig von loyalen Beschäftigten. Die Fluktuation sinkt. Die Studie EAP Success Factors von GIM-Foresight aus dem Jahr 2023 hat den Zusammenhang zwischen Mitarbeiterzufriedenheit und EAPs untersucht. Sie kam zu folgendem Ergebnis: In Unternehmen mit einem EAP sind 87 Prozent der Befragten mit ihrem Arbeitgeber zufrieden. Ohne EAP sind es nur 61 Prozent.
Fehlzeiten lassen sich halbieren
Großes Potenzial hat EAP auch bei der Reduzierung der Krankentage. Eine Studie, die 2018 von der Federal Occupational Health durchgeführt wurde, ergab, dass ein effektives EAP die Fehlzeiten um 68,8 Prozent senkt und den Stress um 11,5 Prozent reduziert. Insbesondere stressbedingte psychische Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen, können so verhindert werden.
Geht es den Mitarbeitenden gut, steigt ihre Leistungsfähigkeit und damit die des gesamten Unternehmens.
Gesundheitsförderung steigert die Produktivität
Dass sich Investitionen in die Gesundheit der Mitarbeitenden für ein Unternehmen auch finanziell auszahlen, bestätigt eine Studie von Roland Berger: Unternehmen konnten durch effektive Gesundheitsmaßnahmen den Umsatz pro Teammitglied um 11 Prozent steigern, der Aktienwert stieg um 76 Prozent. Gleichzeitig konnte die Fluktuationsrate deutlich gesenkt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Beschäftigte ein Unternehmen verlassen, ist um rund 40 Prozent niedriger, wenn Arbeitgeber auf betriebliche Gesundheitsförderung setzen.
Bessere Chancen beim Employer Recruiting
Wer heute Fach- und Führungskräfte finden will, muss mehr bieten als nur ein gutes Gehalt. Benefits wie Work-Life-Balance oder Gesundheitsangebote sind mindestens genauso wichtig. Unternehmen, die ein EAP-Programm anbieten, haben daher bessere Karten auf dem Arbeitsmarkt. Sie können sich in der Außenkommunikation als mitarbeiterfreundliches und gesundheitsorientiertes Unternehmen positionieren. Für viele so genannte Young Professionals kann ein EAP ein entscheidendes Kriterium sein, sich im Bewerbungsprozess für oder gegen einen Arbeitgeber zu entscheiden.
Wichtig zu wissen:
Ein externes EAP soll gut etablierte interne Angebote zum betrieblichen Gesundheitsmanagement nicht ersetzen. Im Gegenteil: Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren ist gefragt, um Mitarbeitende eines Unternehmens ganzheitlich und effektiv in vielen Belangen unterstützen zu können.
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Wie findet die Beratung im Rahmen eines EAP statt?
EAPs gibt es in verschiedenen Varianten. Das Angebot reicht von der telefonischen und persönlichen Beratung über Live-Chats bis hin zu modernen digitalen Plattformen. Letztere beinhalten meist Online-Therapiesitzungen, Selbsthilfe-Tools und Community-Foren.
Ein EAP basiert auf einem lösungsorientierten Beratungsansatz. Das heißt, die Ratsuchenden werden dabei unterstützt, eine Lösung für ihre Probleme oder Konflikte zu finden und wieder handlungsfähig zu werden. Das Angebot ist für Beschäftigte und ihre Angehörigen kostenlos – unabhängig davon, wie oft sie es in Anspruch nehmen.
Es werden keine Krankschreibungen oder Rezepte ausgestellt. Reicht die Beratung nicht aus, vermitteln die EAP-Anbieter an geeignete Stellen weiter. Einige helfen auch bei der Suche nach einem Therapieplatz oder einem Platz in einer psychiatrischen Klinik.
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Wie können Mitarbeiter das EAP in Anspruch nehmen?
Hat ein Unternehmen ein Employee Assistance Program implementiert, läuft die Beratung folgendermaßen ab:
- Erstkontakt: Die Mitarbeitenden kontaktieren die vom Arbeitgeber bereitgestellte Hotline, E-Mail oder ein Online-Portal und vereinbaren einen Termin für ein Gespräch.
- Erstes Beratungsgespräch: Die Beratung kann persönlich, telefonisch oder online erfolgen. Die meisten Ratsuchenden bevorzugen die persönliche Beratung. In einem ersten Gespräch geht es um den Grund für den Beratungswunsch. Es wird geklärt, wie eine Unterstützung aussehen könnte und welche Ziele erreicht werden sollen.
- Beratungsprozess: Nach dem Erstgespräch beginnt der eigentliche Beratungsprozess. Dieser kann mehrere Sitzungen umfassen. In der Regel sind es zwischen drei und sechs Terminen. Während der Beratung geht es darum, Lösungen zu entwickeln und umzusetzen und dabei die vorhandenen Ressourcen zu nutzen.
- Nachbetreuung und weitere Unterstützung: In manchen Fällen können eine Nachbetreuung oder fortlaufende Unterstützung sinnvoll sein. Das stellt sicher, dass die Betroffenen Fortschritte machen. Auch eine Weitervermittlung an andere Dienstleister ist möglich.
- Abschluss: Der Beratungsprozess gilt als abgeschlossen, wenn die Hilfesuchenden ihre gesteckten Ziele erreicht haben. Auch nach dem Abschluss können die EAP-Dienste jederzeit in Anspruch genommen werden, wenn neue Herausforderungen aufkommen.
Gut zu wissen:
Die Beratung durch das EAP erfolgt vertraulich. Es werden keine personenbezogenen Daten mit dem Arbeitgeber geteilt. Dennoch erhalten die beauftragenden Unternehmen eine Auswertung der Anfragen und Beratungen. Somit können bestehende Angebote optimiert und weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Belegschaft initiiert werden.