Wer Schmerzen hat, wünscht sich schnell Linderung. Für eine Behandlung stehen in der Regel verschiedene Medikamente zur Verfügung. Doch wie genau bekämpfen diese eigentlich den Schmerz? Leserinnen und Leser erfahren in diesem Ratgeber, welche Schmerzmittel es gibt, wie sie im Körper wirken, welche möglichen Nebenwirkungen auftreten können und welche Risiken bei der Einnahme bestehen können.
Die Ursachen für Schmerzen können unterschiedlich sein. Ob ein spitzer Stein unter dem Fuß oder eine unverträgliche Mahlzeit - der Körper kommuniziert über Schmerzen, dass etwas nicht stimmt, und nutzt dafür verschiedene biochemische Signalwege. Ist ein Schmerz besonders heftig und hält auch noch länger an, nehmen viele Patientinnen und Patienten ein Schmerzmittel ein. „Die meisten solcher Medikamente greifen in die Weiterleitung dieser biochemischen Informationen ein und blockieren die Schmerzempfindung“, sagt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der BARMER.
Welche Arten von Schmerzmitteln gibt es?
Es gibt Medikamente gegen Schmerzen, die ohne Rezept erhältlich sind und Mittel, die nur von Ärztinnen oder Ärzten verordnet werden dürfen. Sie werden deshalb als verschreibungspflichtige Schmerzmittel bezeichnet. Die am häufigsten angewendeten rezeptfreien Schmerzmittel sind die sogenannten nicht steroidalen Antiphlogistika und Antirheumatika, kurz NSAR. Der komplizierte Begriff stammt aus der Vergangenheit, als diese Wirkstoffe hauptsächlich in der Behandlung von Rheuma eingesetzt wurden. Heute werden solche Präparate vor allem gegen Kopf-, Zahn- oder Rückenschmerzen eingesetzt. Zu den NSAR zählen die Wirkstoffe Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen. „Ob Schmerzmittel rezeptfrei erhältlich sind, hängt immer vom Wirkstoff und auch von Dosierung und Packungsgröße ab. So sind etwa Präparate mit Ibuprofen rezeptfrei, die bis zu 400 Milligramm pro Tablette enthalten. In höherer Dosierung (ab 600 mg) ist eine ärztliche Verordnung notwendig“, sagt Marschall. Ibuprofen gehört zu den Medikamenten, die in Praxen mit am häufigsten verordnet werden. Bei sehr starken, länger andauernden oder chronischen Schmerzen werden auch Wirkstoffe aus der Gruppe der Opioide eingesetzt. Dazu zählen Tramadol, Tilidin, Morphin, Fentanyl, Buprenorphin und Oxycodon. Bis auf die Wirkstoffe Tramadol und Tilidin müssen alle Opioidverordnungen auf einem besonderen Rezept, dem Betäubungsmittelrezept, verordnet werden, das Patientinnen und Patienten innerhalb von acht Tagen ab Ausstellungsdatum in der Apotheke einlösen müssen.
Wann setzt die Wirkung von Schmerzmitteln ein?
Die meisten Schmerzmittel wirken nicht sofort. Es kann zehn Minuten bis etwa eine Stunde dauern, bis die Wirkung eintritt. „Die frühzeitige Einnahme einer weiteren Tablette hilft dann nicht“, erläutert Marschall. Es sei daher ratsam, die Uhrzeit der Einnahme zu notieren. Acetylsalicylsäure und Diclofenac wirken oft nach zehn bis 20 Minuten, während Ibuprofen und Naproxen etwa 45 Minuten brauchen. „Migränemittel mit Naratriptan benötigen sogar bis zu einer Stunde.“ Gerade Präparate mit einer sogenannten Retardfunktion, also einer verzögerten Wirkstofffreisetzung, beginnen verzögert zu wirken, halten dafür aber länger den Wirkspiegel aufrecht.
Wenn die Schmerzmittel nicht wirken
Die Bandbreite verschiedener Schmerzmittel ist groß. „Besonders in der Langzeitbehandlung gerade bei chronische Schmerzen kann es erforderlich sein, die Schmerzmittel zu wechseln, um die bestmögliche Wirkung zu erzielen. Dies nennen Experten eine Schmerzmittelrotation“, sagt Marschall. Die Weltgesundheitsorganisation hat ein Stufenschema für die Schmerztherapie entwickelt. Dieses Schema hilft dabei, Arzneimittel und Begleitmedikation individuell für die Patienten auszuwählen. Es definiert drei Stufen, die sich an der Schmerzintensität orientieren, jede mit einer Auswahl verschiedener Wirkstoffe. Eine Kombination von Schmerzmedikamenten aus Stufe 1 und Stufe 3 ist sinnvoll und ist häufig notwendig, um Schmerzen zu lindern.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Da es verschiedene Schmerzmittel gibt, können auch Nebenwirkungen stark variieren. Nicht alle treten bei jeder Patientin oder bei jedem Patienten oder in gleicher Intensität auf. Einige Nebenwirkungen verschwinden nach einiger Zeit, andere bleiben während der gesamten Therapie bestehen, können aber durch Begleitmedikation abgemildert werden. „Es gibt jedoch durchaus Nebenwirkungen, die ein Warnsignal für einen notwendigen Wechsel der Therapie sind“, sagt Marschall. Zu möglichen Nebenwirkungen bei rezeptfreien Arzneimitteln zählen Übelkeit, Schwindel, Benommenheit und Schleimhautentzündungen im Magen-Darm-Trakt. „Übermäßiger Gebrauch von Schmerzmitteln wie Triptanen, die gegen Migräneattacken eingesetzt werden, kann zudem zu Dauerkopfschmerzen führen und Leber sowie Nieren schädigen“ warnt Marschall. Insbesondere starke Medikamente gegen Schmerzen wie Opioide, können eine Reihe von Nebenwirkungen haben, die gerade bei der Therapieeinstellung zu beachten sind. Dazu zählen Benommenheit, Verstopfung, ein trockener Mund, Kopfschmerzen, Juckreiz, oder vermehrtes Schwitzen. Eine aufmerksame Beobachtung des eigenen Körperzustands und eine frühzeitige ärztliche Konsultation bei verdächtigen Symptomen seien entscheidend für die sichere Anwendung von Schmerzmitteln. „Eine eingehende Beratung in der Arztpraxis oder in der Apotheke ist immer angezeigt, bevor solche Präparate kurzfristig oder gar dauerhaft eingenommen werden“, sagt Marschall.