Zu sehen auf diesem Bild ist ein Plüschtierhase, der unter einer Bettdecke steckt. Ein Thermometer ragt aus dieser hervor.
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Seltene Infektionskrankheit: Was Patientinnen und Patienten über Hasenpest wissen sollten

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Tularämie, im Volksmund auch Hasenpest, Lemming- oder Hirschfliegenfieber genannt, kommt weltweit vor. Dabei handelt es sich um eine seltene, aber ernstzunehmende Infektionskrankheit, die von Wildtieren wie Hasen oder Nagetieren auf Menschen übertragen werden kann. Dieser Ratgeber klärt auf, wie die Krankheit übertragen wird, welche Maßnahmen der Vorbeugung wichtig sind und was man zu dem Thema sonst noch alles wissen sollte.

Die Hasenpest wird durch das hochinfektiöse Bakterium „Francisella tularensis“ verursacht. „Der in Mitteleuropa beheimatete Erreger lebt vorrangig im Feldhasen. Er kommt aber auch bei Kaninchen, Mäusen, Bibern, Ratten oder Eichhörnchen vor. Menschen können sich meist durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder kontaminierten Materialien anstecken“, sagt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der BARMER. Auch Mücken oder Zecken können ihren Angaben zufolge das Bakterium übertragen. Der Begriff Hasenpest sei zwar gebräuchlich, aber irreführend, da eben nicht nur Hasen betroffen sind. In der Tierwelt verlaufe die Krankheit meist schnell tödlich. „Bei Menschen hingegen lässt sie sich bei rechtzeitiger Behandlung gut therapieren.“

Wie wird die Krankheit auf Menschen übertragen?

Eine Ansteckung mit Hasenpest erfolgt laut Marschall in der Regel auf folgenden Wegen:

  • Direkter Kontakt mit infizierten Tieren, etwa beim Jagen, Zerlegen oder Berühren toter Wildtiere.
  • Einatmen von kontaminierten Staubpartikeln, etwa bei der Arbeit in der Landwirtschaft oder im Wald.
  • Stiche durch infizierte Insekten.
  • Verzehr von unzureichend gegartem Wildbret oder mit dem Erreger kontaminiertem Wasser.
  • Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde hingegen bisher nicht dokumentiert.

„Die Inkubationszeit beträgt typischerweise drei bis fünf Tage, kann aber auch bis zu zwei Wochen dauern“, sagt die Medizinerin.

Eine Tularämie kann sich je nach Infektionsweg bei Menschen unterschiedlich äußern. „Häufige Beschwerden sind plötzliches hohes Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, geschwollene Lymphknoten und schmerzhafte Haut- oder Schleimhautveränderungen an der Eintrittsstelle“, erläutert Marschall. In schweren Fällen könne es zu Lungenentzündungen oder Blutvergiftungen kommen.

Behandlung der Hasenpest

Um eine Infektion mit Hasenpest wirksam zu behandeln, wird häufig eine Antibiotikatherapie eingesetzt. „Diese ist sehr effektiv, wenn sie frühzeitig begonnen wird“, sagt Marschall. Eine unbehandelte Tularämie könne hingegen schwer verlaufen und sogar tödlich enden. 

Welchen Schutz es für Patientinnen und Patienten gibt

Da es aktuell keinen zugelassenen Impfstoff gibt, sind vorbeugende Maßnahmen besonders wichtig. 
Folgende Verhaltensregeln können laut Marschall helfen, das Risiko zu minimieren:
 

  • Kontakt mit toten Wildtieren vermeiden, insbesondere bei auffälligem Verhalten von noch lebenden Exemplaren in der Nähe. Betroffene Tiere magern ab, das Fell wird struppig, der Gang schwankend. Sie sind entkräftet, werden apathisch und können ihre natürliche Scheu vor Menschen verlieren. Infizierte Hasen verenden meist nach einigen Tagen.
  • Handschuhe beim Häuten oder Zerlegen von Wild tragen.
  • Zeckenschutz beachten: lange Kleidung, Insektenspray, Körper nach Aufenthalt im Freien gründlich absuchen.
  • Fleisch immer gut durchgaren, insbesondere Wildbret.
  • Kein unbehandeltes Wasser aus offenen Quellen trinken.
  • Jagd- und Forstpersonal sollte bei einem Krankheitsverdacht besonders aufmerksam sein und unter Umständen Schutzmasken tragen.
     

Was tun bei Verdacht auf Hasenpest?

Wenn Personen innerhalb weniger Tage nach Kontakt mit Wildtieren oder nach einem Zeckenstich grippeähnliche Symptome entwickeln, sollte umgehend ärztliche Hilfe aufgesucht und dabei der mögliche Tierkontakt erwähnt werden. „Die Hasenpest ist in Deutschland eine nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtige Erkrankung. Jede Verdachtsdiagnose muss dem Gesundheitsamt gemeldet werden“, sagt Marschall. Die Hasenpest sei eine seltene, aber ernstzunehmende Erkrankung. „Mit einfachen Schutzmaßnahmen lässt sich die Infektionsgefahr jedoch deutlich reduzieren. Im Krankheitsfall ist eine frühe Diagnose entscheidend für eine vollständige Genesung.“