Auf dem Bild zu sehen ist eine ältere Frau, die in die Kamera lächelt. Ihr linker Arm ist entblößt und mit einem Pflaster versehen – sie wurde geimpft.
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Schutz in jeder Jahreszeit: Wichtige Impfungen für Risikogruppen

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Impfungen zählen zu den wirksamsten Maßnahmen, um sich vor Infektionskrankheiten zu schützen. Für Menschen mit Vorerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem sind sie besonders wichtig. Schließlich können bei diesen Risikogruppen Infektionen schwerer verlaufen. Doch welche Impfungen sind dabei besonders relevant? Und worauf sollten Betroffene bei dem Thema achten? Dieser Ratgeber liefert einen Überblick und gibt zugleich praktische Tipps für Patientinnen und Patienten, die zu Risikogruppen zählen.

Zunächst ist zu klären, wer zu einer Risikogruppe zählt. „Zu nennen sind hier grundsätzlich Säuglinge, ältere Menschen und chronisch Kranke, die zum Beispiel an Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie etwa Herzinsuffizienz leiden“, sagt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der BARMER. Auch bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Autoimmunkrankheiten wie rheumatoider Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Morbus Bechterew, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Multipler Sklerose und Myasthenia gravis können Infektionen schwerer verlaufen oder einen Erkrankungsschub auslösen.

Zudem gehören Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus, Erkrankungen der Lunge wie Asthma und COPD sowie mit Erkrankungen der Leber oder Niere aus ihrer Sicht zu Gruppen mit besonderem Infektionsrisiko. „Des Weiteren zählen Menschen mit Krebs oder einem geschwächtem Immunsystem zu Risikogruppen, die Medikamente wie Cortison einnehmen oder eine Chemotherapie erhalten“, sagt Marschall. Auch Pflegebedürftige sollten aus ihrer Sicht mit Impfungen zusätzlich geschützt werden.

Indikationsimpfungen für Risikogruppen

Für Risikogruppen sind sogenannte Indikationsimpfungen ratsam, da bei ihnen das Risiko einer Infektion, Erkrankung oder Komplikation besonders hoch ist oder weil sie Dritte besonders schützen müssen. Dazu zählen etwa Pflegebedürftige, die sie betreuen. „Impfungen sind dann aufgrund eines erhöhten beruflichen oder arbeitsbedingten Risikos angezeigt“, erläutert Marschall.
Neben Standardimpfungen können für Risikogruppen spezielle Impfungen sinnvoll sein. Das kann eine Impfung gegen Hepatitis B sein bei Personen in medizinischen Berufen und bei solchen, die besonders gefährdet sind, einen schweren Verlauf zu erleiden. Zu nennen sind Dialysepatienten oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Auch für Menschen, die in FSME-Risikogebieten leben, kann eine entsprechende Impfung sinnvoll sein. 

Für alle im Alter von 60 bis 74 Jahren mit einer schweren Grunderkrankung sowie für Personen, die in einer Einrichtung der Pflege leben und somit ein deutlich erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf in Folge einer Infektion mit dem RS-Virus haben, wird die einmalige RSV-Impfung im Spätsommer beziehungsweise Herbst als Indikationsimpfung empfohlen. „Das trägt dazu bei, diese Atemwegserkrankung zu vermeiden“, sagt Marschall. 

Zudem empfiehlt die Ständige Impfkommission, dass sich Schwangere gegen Keuchhusten impfen lassen. Ebenso ist es engen Haushaltskontaktpersonen eines Neugeborenen, wie Eltern, Geschwistern, Freunden, Großeltern, Tagesmüttern und Babysittern, empfohlen, sich alle zehn Jahre gegen Keuchhusten impfen zu lassen.

Kostenübernahme

Wer die Kosten für Impfungen in den beschriebenen Fällen übernimmt, zum Beispiel der Arbeitgeber für Personen in medizinischen Berufen bei Hepatitis, muss individuell geprüft werden. „Vor einer solchen Impfung sollten sich Betroffene beraten lassen, ob die Impfung sinnvoll ist und wer die Kosten übernimmt“, sagt Marschall.
Sie empfiehlt Risikogruppen beim Thema Impfungen regelmäßigen Kontakt zu der behandelnden Ärztin und dem behandelnden Arzt. „Viele Impfungen sind nicht nur für Risikopatienten häufig eine Kassenleistung. Sie gehören zur sogenannten Primärprävention, auf die Versicherte generell einen Anspruch haben.“ Die Hausarztpraxis berate dazu individuell und erstelle einen Impfplan, wenn das aus ärztlicher Sicht angezeigt sein sollte.

Tipps für einen sicheren Impfschutz

Marschall rät Patientinnen und Patienten, die zu Risikogruppen gehören, regelmäßig den Impfausweis zu prüfen: „Wer den Impfstatus in der Hausarztpraxis immer wieder checken lässt, macht in Sachen Impfschutz nichts fasch“. Zudem können Impfungen bei Bedarf kombiniert werden, um Zeit für mehrere aufeinanderfolgende Praxisbesuche zu sparen: „Etliche Impfungen können zusammen verabreicht werden. Patientinnen und Patienten sollten ihre Ärztin oder ihren Arzt gezielt danach fragen“, sagt Marschall. Manche Impfungen müssen nach ihren Angaben regelmäßig aufgefrischt werden. „Das betrifft zum Beispiel Schutzimpfungen gegen Tetanus oder Diphtherie, die alle zehn Jahre erneut gegeben werden müssen.“
Wichtig sei zudem, sich rechtzeitig vor der Saison einer Krankheit wie etwa Grippe, in der Praxis einen wirksamen Impfschutz zu holen. „Grippe- und COVID-19-Impfungen wirken dann am besten, wenn sie im Herbst erfolgen. Damit ist der Impfschutz zur Hauptinfektionszeit am höchsten“, erläutert Marschall.

Impfungen sind Schutz, nicht Risiko

Besonders für Menschen mit erhöhtem Krankheitsrisiko sind Impfungen also eine einfache und effektive Möglichkeit, die eigene Gesundheit wirksam zu schützen. Viele Erkrankungen, die früher große Gefahren oder sogar den Tod bedeuteten, lassen sich durch gezielte Immunisierung vermeiden oder zumindest abmildern. Das ermöglicht auch Risikogruppen ein gesundes und sicheres Leben in jedem Alter und in jeder Lebenslage.