Auf den Verpackungen von Lebensmitteln finden sich Datumsangaben, die darüber Auskunft geben bis wann das Produkt haltbar sein soll. Aber was heißt das eigentlich? Muss alles weggeworfen werden, was das sogenannte Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) auch nur um einen Tag überschreitet? Alles Wichtige zu diesem Begriff und zum Thema Haltbarkeit von Lebensmitteln erfahren Leserinnen und Leser in diesem Ratgeber.
Oft unscheinbar und klein gedruckt, findet sich der Hinweis „Mindestens haltbar bis“ auf vielen Lebensmittelverpackungen, etwa auf Käse, Brot oder Konservendosen. „Doch ein überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum bedeutet keineswegs, dass ein Produkt automatisch ungenießbar ist. Vielmehr handelt es sich um eine gesetzlich vorgeschriebene Angabe, die gemäß EU-Recht auf allen verpackten Lebensmitteln stehen muss“, erläutert Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der BARMER. Es markiere den Zeitpunkt, bis zu dem der Hersteller unter optimalen Lagerbedingungen volle Qualität in Geschmack, Geruch, Farbe, Konsistenz und Aussehen garantiere.
„Wichtig ist, dass das Produkt ungeöffnet ist und sachgerecht gelagert wird.“ Nach Ablauf des MHD sei das Lebensmittel nicht automatisch verdorben. „Es sollte lediglich sorgfältig geprüft werden, bevor es verzehrt wird. Das MHD ist somit ein Richtwert, kein Verfallsdatum“, sagt Marschall. Wer aber wisse, wie lange Wurst, Käse oder Reste von Mahlzeiten tatsächlich haltbar sind, könne bares Geld sparen, Abfall vermeiden und insgesamt sicherer essen, da gesundheitliche Risiken vermieden werden können.
Mindesthaltbarkeitsdatum vs. Verbrauchsdatum – ein entscheidender Unterschied
Neben dem MHD tragen bestimmte leicht verderbliche Lebensmittel wie Hackfleisch, Geflügel oder frische Keimlinge ein Verbrauchsdatum. Dieses ist zwingend zu beachten. „Lebensmittel, deren Verbrauchsdatum überschritten ist, dürfen keinesfalls mehr verzehrt werden, können sie doch ernsthafte Gesundheitsgefahren bergen“, warnt Marschall. Im Gegensatz zum MHD, das vor allem die garantierte Qualität betrifft, signalisiert das Verbrauchsdatum eine echte Sicherheitsgrenze. Nach Ablauf besteht ein erhöhtes Risiko mikrobieller Belastung. Diese Produkte gehören dann in den Müll, nicht auf den Teller.
Lebensmittel prüfen und dabei den Sinnen vertrauen
Ob ein Lebensmittel noch genießbar ist, lässt sich meist ganz einfach feststellen, nämlich mit den eigenen Sinnen. „Ein prüfender Blick, ein Geruchs- oder Geschmackstest reichen meist aus, um zu erkennen, ob ein Produkt noch verzehrbar ist“, erklärt Marschall. Verdorbene Lebensmittel lassen sich in der Regel leicht erkennen. Milch zum Beispiel riecht sauer, schmeckt bitter und flockt aus. Solche Signale sind unübersehbar. Gerade bei Milchprodukten gilt, dass sie häufig noch lange nach Ablauf des MHD einwandfrei sind. Gesundheitliche Risiken bestehen meist nicht, solange Aussehen, Geruch und Geschmack unauffällig bleiben. Viele Verbraucher verlassen sich aber auf das MHD, doch es gilt eben meist lediglich für originalverpackte Produkte. „Im Kühlschrank beginnt ohnehin ein neues Haltbarkeitskapitel, abhängig von Temperatur, Verpackung und Lebensmitteltyp“, sagt die Medizinerin.
Die richtige Kühlschranktemperatur ist der Schlüssel zur Frische
Der Kühlschrank sollte idealerweise zwischen einem und fünf Grad Celsius kühl sein. „Je kälter, desto länger bleiben Lebensmittel frisch. Aber Vorsicht, das Gerät darf nicht unter null Grad Celsius abgekühlt werden, sonst können empfindliche Produkte wie Salat oder Eier gefrieren“, sagt Marschall. „Im unteren Fach ist es am kältesten. Das ist perfekt für Fleisch und Fisch. Oben ist es in der Regel wärmer, also ideal für gekochte Speisen oder Marmelade.“
Fleisch, Wurst und Fisch sind nur kurz haltbar
Diese Produkte sind besonders empfindlich:
Rohes Fleisch: Hackfleisch hält maximal 1 Tag, anderes frisches Fleisch dagegen zwei bis drei Tage.
Gekochtes Fleisch oder Bratenreste sind drei bis vier Tage haltbar.
Geöffneter Wurstaufschnitt kann im Kühlschrank zwei bis vier Tage aufbewahrt werden.
Räucherwurst wie etwa Salami hält sich bis zu sieben Tage
Roher Fisch ist lediglich einen Tag haltbar, geräuchert oder gekocht hingegen zwei bis drei Tage.
Fleisch und Fisch sollten daher am besten im Kühlschrank im kältesten Fach unten lagern, gut verpackt in Glas- oder Frischhalteboxen.
Milchprodukte sind oft länger haltbar als gedacht
Milchprodukte halten im Kühlschrank meist länger als das MHD suggeriert.
Geöffnete Frischmilch hält drei bis fünf Tage, geöffnete H-Milch hingegen fünf bis sieben Tage.
Joghurt kann nach Öffnung bis zu sieben Tagen halten, häufig aber auch länger.
Quark und Frischkäse sind fünf bis sieben Tage haltbar.
Hartkäse wie zum Beispiel Parmesan überdauert im Kühlschrank bis zu drei Wochen. Weichkäse wie etwa Camembert lässt sich fünf bis sieben Tage im Kühlschrank lagern.
„Riechen, sehen und schmecken hilft. Schimmel oder saurer Geruch sind klare Wegweiser zum Wegwerfen eines Lebensmittels“, erläutert Marschall.
Obst und Gemüse gehören nicht immer in den Kühlschrank
Nicht jedes Obst und Gemüse mag es kühl:
Im Kühlschrank gelagert werden können Beeren (zwei bis drei Tage), Brokkoli (drei bis fünf Tage), Karotten (bis zu zwei Wochen) und Salat (zwei bis vier Tage).
Nicht in den Kühlschrank gehören hingegen Tomaten, Bananen, Zitrusfrüchte und Avocados. Sie verlieren dort Aroma oder bekommen Kälteschäden.
„Gemüse sollte am besten im Gemüsefach aufbewahrt werden, idealerweise unverpackt oder in gelochten Beuteln“ rät Marschall.
Gekochte Speisen und Reste richtig lagern und schnell verbrauchen
Gekochte Gerichte sollten nach Angaben von Marschall rasch abkühlen und innerhalb von zwei Stunden in den Kühlschrank gelegt werden. „Am besten ist es, diese Speisen immer luftdicht zu verpacken, idealerweise in Glasbehältern mit Deckel.“
So bleiben Lebensmittel länger frisch
Der Kühlschrank sollte nach Möglichkeit regelmäßig gereinigt werden, am besten alle vier Wochen.
Lebensmittel, die bald ablaufen, sollten im Kühlschrank nach vorne gestellt werden
Reste sollten in ihrem Behältnis mit Datum beschriftet werden.
Warme Speisen sollten nicht direkt in den Kühlschrank gestellt werden.
Angaben auf Verpackungen sollten beachtet werden, also etwa der explizite Hinweis „Nach Öffnen kühl lagern und bald verbrauchen“.