Klimaangst, auch als „Eco-Anxiety“ bekannt, beschreibt die wahrgenommene Sorge um die Zukunft des Planeten angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise. Das Phänomen kann sich in Form von Ohnmachtsgefühlen, Traurigkeit, Schuld, Wut oder eben auch lähmender Angst äußern. Besonders junge Menschen sind davon betroffen, aber auch Erwachsene spüren zunehmend psychischen Druck angesichts globaler Umweltveränderungen und damit verbundener Herausforderungen. Dieser Ratgeber liefert einen Überblick über das Phänomen Klimaangst und gibt Betroffenen praktische Tipps für eine Bewältigungsstrategie.

Klimaangst ist keine psychische Störung im klassischen Sinne, sondern eine nachvollziehbare emotionale Reaktion auf reale Bedrohungen. „Diese Form der Angst zeigt, dass wir die Umweltkrise ernst nehmen. Doch wenn die Angst überhandnimmt, kann sie unsere Lebensqualität massiv beeinträchtigen und uns sogar daran hindern, aktiv gegen den Klimawandel zu werden“, sagt Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der BARMER.
Warum die Klimakrise alle Menschen betrifft
Die Klimakrise ist längst keine abstrakte Zukunftsvision mehr. Sie ist real, spürbar und betrifft alle Menschen. „Waldbrände, Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen zeigen immer deutlicher die Folgen eines sich wandelnden Klimas. Inmitten dieser Entwicklungen fragen sich viele Betroffene, was sie allein schon tun können oder ob sich überhaupt noch etwas ändern lässt“, erläutert Jakob-Pannier.
Diese und ähnliche Fragen verstärken aus Sicht der Expertin dann das Gefühl der Hilflosigkeit. „Wer permanent mit Katastrophenmeldungen konfrontiert ist, kann das Gefühl entwickeln, dem Geschehen schutzlos ausgeliefert zu sein. Medien und soziale Netzwerke tragen das ihre dazu bei, das Ohnmachtsgefühl noch zu verstärken, indem sie häufig mehr Probleme als Lösungen beschreiben.“ Medienkonsumentinnen und Konsumenten fänden sich in einer regelrechten Blase gefangen, die bestehende Ängste immer wieder bestätige und verstärke.
Klimaangst ernst nehmen und nicht verdrängen
Aus Sicht von Jakob-Pannier ist es wichtig, Klimaangst nicht kleinzureden oder als übertrieben abzutun. „Gefühle wie Angst, Trauer oder Wut sind verständlich. Sie können sogar Motor für Veränderung sein. Doch es braucht gesundheitsfördernde und präventive Strategien, um mit diesen Emotionen umzugehen. Sonst drohen Erschöpfung, Rückzug oder emotionale Abstumpfung.“ Wer seine Gefühle erkenne und akzeptiere, könne besser mit ihnen leben und arbeiten. „Der erste Schritt ist daher, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein und Klimaangst als legitime Reaktion zu begreifen“, sagt Jakob-Pannier.
Der Klimawandel als Herausforderung und Chance zugleich
Der Klimawandel ist eine kollektive Herausforderung, aber zugleich auch eine kollektive Chance. „Indem wir Klimaangst als Warnsignal verstehen und in konstruktives Handeln umwandeln, lässt sich nicht nur die psychische Gesundheit stärken, sondern Betroffene auch Teil der Lösung werden“, erläutert Jakob-Pannier. Klimaangst sei eine verständliche Reaktion auf eine ernste Krise. Sie verdiene volle Aufmerksamkeit. „Indem wir Gefühle ernstnehmen, aktiv werden und uns vernetzen, können sich daraus Zuversicht und Stärke entwickeln. Die Zukunft ist offen und wir haben Einfluss darauf, wie sie aussieht“, so das Fazit der Psychologin.
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