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Unternehmenskultur

Employee Engagement: So messen & steigern Sie es

Lesedauer unter 8 Minuten

Redaktion

  • Internetredaktion Barmer

Oftmals spielt das Thema Mitarbeiterbindung noch eine untergeordnete Rolle im Arbeitsalltag. Dabei gibt es viele Gründe und effektive Methoden, dies zu ändern. Wissen Sie wie stark das Mitarbeiterengagement in Ihrem Unternehmen ist? Hier erfahren Sie, warum engagierte Beschäftigte zu Ihrem Unternehmenserfolg beitragen und wie Sie das Employee Engagement messen und steigern können.

Was bedeutet Employee Engagement?

Ins Deutsche übersetzt bedeutet Employee Engagement in etwa Mitarbeiterbindung oder Mitarbeiterengagement. Es geht also um die Verbundenheit und Zugehörigkeit von Mitarbeitenden mit ihrem Arbeitgeber. Das Employee Engagement gibt Auskunft darüber, wie stark sich die Beschäftigten mit den Zielen und Werten eines Unternehmens identifizieren und wie engagiert sie bei der Arbeit sind.

Gut zu wissen:

Employee Engagement ist nicht zu verwechseln mit dem Begriff der Mitarbeiterzufriedenheit. Der Unterschied: Angestellte, die mit ihrem Job zufrieden sind, zeichnen sich nicht automatisch durch ein hohes Engagement aus. Vielmehr ist Mitarbeiterzufriedenheit eine Voraussetzung für ausgeprägtes Employee Engagement.

Wie zeigt sich hohes Mitarbeiterengagement?

Ob sich Angestellte für ihren Job begeistern und hinter ihrem Unternehmen stehen, zeigt sich auf vielfältige Weise:

  • Hohe Motivation und Produktivität: Engagierte Mitarbeitende sind motiviert, zeigen eine hohe Leistungsbereitschaft und arbeiten effizient. Sie übernehmen gern Verantwortung, beteiligen sich aktiv an Projekten und leisten qualitativ hochwertige Arbeit.
  • Loyalität und positive Einstellung: Sie identifizieren sich mit dem Unternehmen und seinen Zielen, fühlen sich dem Unternehmen verbunden und sprechen positiv darüber. Ihre Loyalität zeigt sich in geringer Fluktuation und häufiger Anwesenheit.
  • Proaktive Kommunikation und Feedback: Engagierte Mitarbeitende kommunizieren offen, geben konstruktives Feedback und bringen Verbesserungsvorschläge ein. Sie suchen aktiv nach Möglichkeiten, das Unternehmen weiterzuentwickeln.
  • Starke Teamarbeit und Unterstützung: Sie arbeiten gut im Team, teilen ihr Wissen und unterstützen ihre Kollegen. Engagierte Beschäftigte tragen zu einem positiven Arbeitsklima bei und helfen, Konflikte konstruktiv zu lösen.
  • Eigeninitiative und Innovationsgeist: Engagierte Mitarbeitende handeln selbstständig, zeigen Eigeninitiative und suchen ständig nach neuen Wegen, ihre Arbeit zu verbessern. Sie sind innovationsfreudig und setzen sich für Veränderungen ein.

Warum ist Employee Engagement wichtig?

Das Engagement der Angestellten ist vergleichbar mit dem Motor eines Unternehmens. Sind die Mitarbeitenden motiviert und stehen hinter den Zielen ihres Arbeitgebers, sind sie bereit, ihr Bestes zu geben. Das Geschäft läuft – und zwar besser als in Unternehmen mit einem niedrigen Employee Engagement.

Produktivität, Umsatz und Ergebnis steigen

Dass eine gute Mitarbeiterbindung nicht zu unterschätzen ist, belegen zahlreiche Studien. Demnach sind engagierte Angestellte motivierter, produktiver und loyaler als solche, die Dienst nach Vorschrift machen. Die Fehltage reduzieren sich, die Kundenbindung steigt und die Fluktuation sinkt. Und nicht nur das: Unternehmen mit einem ausgeprägtem Employee Engagement können ihre Produktivität um bis zu 23 Prozent steigern.

Mitarbeiterbindung in deutschen Unternehmen gering

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist Employee Engagement wichtiger denn je. Wer im Wettbewerb bestehen will, ist auf motivierte und loyale Mitarbeitende angewiesen.

Doch viele Beschäftigte in Deutschland fühlen sich emotional nicht an ihren Arbeitgeber gebunden. Dies zeigt der Gallup Engagement Index Deutschland 2023. Demnach ist mit 67 Prozent ein Großteil der Arbeitnehmenden nur gering gebunden und macht Dienst nach Vorschrift. Die Zahl der Mitarbeitenden, die bereits innerlich gekündigt haben, ist mit 19 Prozent so hoch wie seit 2012 nicht mehr. Gleichzeitig wächst die Gruppe der wechselbereiten Beschäftigten: 45 Prozent sind aktiv auf Jobsuche oder schauen sich um. Nur 14 Prozent der Befragten fühlen sich ihrem Arbeitgeber verbunden.

Um herauszufinden, ob die Stimmung in ihrem Unternehmen ähnlich ist, sollten Sie das Employee Engagement messen.

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Wie wird das Mitarbeiterengagement gemessen?

Zur Erhebung des Employee Engagement eignen sich Befragungen, beispielsweise per E-Mail, mit Hilfe von Online-Befragungstools oder in Einzelgesprächen.

Diese Themen können in der Befragung angesprochen werden:

  • Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Unternehmen und Ihrem Arbeitsumfeld?
  • Wird Ihre Arbeit angemessen gewürdigt?
  • Haben Sie ausreichende Entwicklungsmöglichkeiten?
  • Wie ist Ihr Verhältnis zu Vorgesetzten und Kollegen?
  • Fühlen Sie sich durch Ihre Arbeit gestresst?
  • Wie gut können Sie sich mit den Werten des Unternehmens identifizieren?

Der Employee Net Promoter Score (eNPS)

Ein im Personalmanagement weit verbreitetes und einfaches Instrument zur Messung der Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung ist der Employee Net Promoter Score (eNPS). Die Ermittlung des eNPS erfolgt durch eine Mitarbeiterbefragung.

Dabei wird nur eine Frage gestellt: “Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie Ihren Arbeitgeber weiterempfehlen?” Die Beantwortung erfolgt auf einer Skala von 0 bis 10. Dabei steht 0 für „sehr unwahrscheinlich“ und 10 für „sehr wahrscheinlich”. Anhand der Antworten werden die Befragten in drei Gruppen eingeteilt:

  • 0-6: Kritiker (Detractors) sind unzufrieden mit ihrem Arbeitgeber und empfehlen ihn nicht weiter.
  • 7-8: Passive sind zufrieden, aber nicht sehr engagiert. Sie würden ihren Arbeitgeber eher nicht weiterempfehlen.
  • 9-10: Unterstützer (Promoter) sind loyal und begeistert von ihrem Unternehmen und empfehlen es aktiv weiter.

Infografik_Employee Net Promoter Score (eNPS)

Für die Ermittlung des Employee Net Promoter Score (eNPS) werden die Befragten anhand ihrer Antworten in Kritiker, Passive und Unterstützer eingeteilt. Um den eNPS zu berechnen, subtrahiert man den Prozentsatz der Kritiker von den Unterstützern.

Um den eNPS zu ermitteln wird der Prozentsatz der Kritiker von dem der Unterstützer abgezogen. Die Passiven bleiben unberücksichtigt. Das Ergebnis kann zwischen -100 und +100 liegen und wird als Zahl, nicht in Prozent, angegeben. Werte im Minusbereich sind negativ zu bewerten und sprechen dafür, dass ein Großteil der Belegschaft unzufrieden ist. Ergebnisse zwischen 20 und 30 gelten als normal und Werte von 50 und mehr sind sehr gut oder außergewöhnlich.

Die Formel lautet: eNPS = Prozentsatz Unterstützer - Prozentsatz Kritiker.

eNPS berechnen: Ein Rechenbeispiel

An der Befragung nehmen 100 Mitarbeitende teil. Davon sind:

•    40 Kritiker = 40 Prozent 
•    27 Passive = 27 Prozent
•    67 Unterstützer = 67 Prozent

eNPS = 67 - 40 
eNPS = 27

Bei diesem Beispiel liegt der Employee Net Promoter Score mit 27 Punkten im normalen positiven Bereich.

Fazit: 
Die Berechnung des ePNS Score ist eine beliebte und schnelle Methode, um die allgemeine Stimmung im Unternehmen zu messen. Der Score sagt jedoch nichts über die Gründe für ein schlechtes Ergebnis aus. Diese müssen durch ergänzende Befragungen ermittelt werden. Wenn Sie die Gründe kennen, können Sie geeignete Strategien zur Verbesserung des Mitarbeiterengagements ableiten.

Mit welchen Maßnahmen können Unternehmen das Employee Engagement fördern?

Es gibt zahlreiche Instrumente, um das Mitarbeiterengagement zu steigern. Einige der wichtigsten Maßnahmen stellen wir Ihnen hier vor: 

Eine offene und starke Kommunikation ist der Schlüssel zu einem ausgeprägten Mitarbeiterengagement. Sie schafft Vertrauen und beugt Missverständnissen vor. Dabei sollte auf allen Ebenen transparent kommuniziert werden: auf der Führungsebene, innerhalb von Teams, zwischen Führungskräften und einzelnen Mitarbeitenden.

Auch außerhalb des Büros oder Betriebsgeländes sollte die Kommunikation nicht abreißen. Geeignete Teambuilding-Maßnahmen können helfen, sich besser kennen zu lernen und als Team zusammenzuwachsen. Ein starkes Team ist motivierter und leistungsfähiger.

Karriereperspektiven spielen eine wichtige Rolle bei der Entscheidung, ob Mitarbeitende ihrem Arbeitgeber treu bleiben. Dabei beschränkt sich die Karriere in der modernen Arbeitswelt nicht nur auf hierarchische Aufstiegsmöglichkeiten.

Gerade jüngere Mitarbeitende wollen lernen und sich im Job weiterentwickeln. Das fördert die Zufriedenheit und erhöht die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber. Umgekehrt führt fehlender Raum für Wachstum und Entwicklung zu Unzufriedenheit.

Arbeitgeber sollten daher regelmäßig Schulungen und Weiterbildungen für ihre Angestellten organisieren, um dem Wunsch nach Wissenserweiterung und beruflichen Perspektiven gerecht zu werden.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist ein Thema, an dem heute kaum ein Unternehmen vorbeikommt. Wer die Motivation innerhalb der Belegschaft steigern oder engagierte Angestellte halten will, sollte auf Work-Life-Balance setzen. Umfragen zeigen, dass sich die Mehrheit der Beschäftigten ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben wünscht.

Unterstützen Sie zum Beispiel flexible Arbeitszeiten mit Gleitzeit oder Homeoffice-Möglichkeiten. So fühlen sich Beschäftigte besser in der Lage, ihre beruflichen und privaten Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen. Davon profitieren auch die Unternehmen: Ausgeglichene Beschäftigte sind konzentrierter und haben weniger Fehlzeiten.

Beschäftigte sind zufriedener mit sich und ihrer Arbeit, wenn sie wissen, dass sie geschätzt werden. Die Erkenntnis, dass sie mit ihrer Leistung zum Erfolg des Unternehmens beitragen, macht sie stolz. Führungskräfte sollten daher gute Leistungen stets anerkennen und mit positivem Feedback belohnen.

Gleichzeitig stärkt Wertschätzung die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber. Eine Kultur der Wertschätzung und Anerkennung sollte Teil jeder modernen Unternehmenskultur sein. Sie ist eine wichtige Grundvoraussetzung für ein hohes Mitarbeiterengagement.

Die Unternehmenskultur spielt für die Mitarbeiterbindung eine immer wichtigere Rolle.

Ob Nachhaltigkeit, Diversität, Familienfreundlichkeit oder Inklusion – die gemeinsamen Werte, Normen, Überzeugungen und Verhaltensweisen, die im Unternehmen gelebt werden, prägen das Betriebsklima. Sie bestimmen auch, wie ein Unternehmen von außen wahrgenommen wird.

All diese Faktoren tragen dazu bei, inwieweit sich Beschäftigte mit ihrem Unternehmen identifizieren. Stehen sie hinter diesen Werten, sind sie motivierter, engagierter und haben weniger Wechselabsichten.

Führungskräfte haben einen großen Einfluss auf die Mitarbeiterbindung. Durch ihren engen Kontakt zu den Mitarbeitenden spielen sie eine entscheidende Rolle für deren Identifikation mit dem Unternehmen.

Um dieser verantwortungsvollen Aufgabe gerecht zu werden, sollten Unternehmen in das Coaching von Führungskräften investieren. Gute Führungskräfte kennen die Stärken der einzelnen Teammitglieder und wissen, wie sie diese unterstützen und motivieren können. Regelmäßiges Feedback, Wertschätzung, offene Kommunikation und eine positive Fehlerkultur im Sinne von Digital Leadership tragen täglich dazu bei, das Engagement der Mitarbeitenden zu stärken.

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