Das Varizella-Zoster-Virus ist als Auslöser der Gürtelrose, lateinisch Herpes Zoster oder nur Zoster, bekannt. Dass diese Infektion auch das Gesicht und die Augen betreffen kann, wissen hingegen nur wenige Menschen. Unser Ratgeber benennt Symptome und Risikofaktoren, erklärt die Gefahr für das Sehen und sagt, was man tun kann.
(Herpes) Zoster wird durch die sogenannten Varizellen-Viren verursacht. Die erwirbt man sich, sofern nicht geimpft, zumeist schon in Kindertagen, sichtbar an den Windpocken. Wenn die Windpocken abheilen, bleibt das Virus im Körper und zieht sich in die Nervenknotenpunkte zurück, die sogenannten Ganglien. (Herpes) Zoster bricht aus, wenn die Viren reaktiviert werden, zum Teil erst Jahrzehnte nach den Windpocken. Das kann auch Gesicht und die Augen betreffen, ausgehend vom Ganglion des Gesichtsnervs. Betroffen sind überwiegend ältere Menschen. Auch Patientinnen und Patienten mit einem durch Krankheiten oder Medikamente geschwächten Immunsystem sind stark gefährdet. Zu den typischen Risiken gehört körperlicher und psychischer Stress. „Zoster hat typische Anzeichen wie stark juckende Bläschen und Pusteln auf der Haut. Vorher treten oft starke, meist einschießende Schmerzen auf. In den meisten Fällen tritt Zoster nur auf einer Körperseite auf. Wenn der obere Gesichtsnerv betroffen ist, kann in manchen Fällen auch das Auge Schaden nehmen, bis hin zum Verlust der Sehkraft“, sagt Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der BARMER. Wichtig sei deshalb, dass Betroffene interdisziplinär behandelt werden. Bei einer Gürtelrose der oberen Gesichtshälfte gehöre daher immer auch eine augenärztliche Untersuchung dazu.
Warum ist die Sehkraft in Gefahr?
Gefahr für die Sehkraft besteht aus verschiedenen Gründen. Vor allem, weil die Viren zu Entzündungen des vorderen und, in seltenen Fällen, auch des hinteren Augenabschnitts führen können. „Am häufigsten ist die Vorderseite des Auges betroffen. Dann entstehen Entzündungen am Augenlid, der Bindehaut oder der Hornhaut. Werden Bereiche im Inneren des Auges befallen, können sich auch dort Entzündungen ausbreiten“, so Petzold. Unbehandelt oder bei komplizierten Verläufen können sie Strukturen des Auges so stark schädigen, dass die Sehfähigkeit bedroht ist. Ein Beispiel dafür ist eine Entzündung des Sehnervs, was die Sehkraft direkt bedroht. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass sich auf einer entzündeten Hornhaut Narben bilden, die das Sehvermögen schwächen oder verzerren. Nicht zuletzt kann es auch zu einem Glaukom kommen, das durch erhöhten Augeninnendruck Gefahr für den Sehnerv schafft. Betroffene spüren ihre Erkrankung zum Beispiel an einer Scheu, ins Licht zu schauen, oder geröteten und geschwollenen, stark tränenden Augen. Hinzu kommen die für (Herpes) Zoster typischen Anzeichen auf der Haut und starke Schmerzen. Die Therapie baut vor allem auf antivirale und entzündungshemmende Medikamente und eine Linderung der Schmerzen. Dadurch sollen langwierige Komplikationen verhindert werden.
Schutzimpfung überlegen
Gegen (Herpes) Zoster gibt es eine Schutzimpfung, die durch die Ständige Impfkommission beim Robert Koch-Institut empfohlen wird. Die Empfehlung beginnt bei chronisch kranken Personen ab 50 Jahren, die wegen ihrer relativen Abwehrschwäche ein erhöhtes Risiko für eine (Herpes-)Zoster-Erkrankung haben. Für gesunde Menschen wird die Impfung ab 60 Jahren empfohlen. Ob die Impfung für jemanden individuell sinnvoll ist, kann man gut mit Hausarzt oder Hausärztin besprechen. Die zwei Impfungen im Abstand von zwei bis sechs Monaten werden von der Krankenkasse übernommen.
Was Patienten selber tun können
Das Wichtigste bei (Herpes) Zoster ophthalmicus, wie diese Erkrankung am Auge in der medizinischen Fachsprache genannt wird, ist die ärztliche Behandlung. Patientinnen und Patienten können aber dabei helfen, dass die Behandlung Erfolg hat und Langzeitkomplikationen vermieden werden. Dazu gehört, beim ersten Auftreten der Beschwerden schnell ärztlichen Rat zu holen. Wenn Medikamente verschrieben werden, müssen diese exakt nach der Verordnung angewendet werden, damit sie ihre antivirale und schmerzstillende Wirkung entfalten können. Wichtig ist es außerdem, auf eine gute Hygiene zu achten. Betroffene sollten daher häufig die Hände waschen, vor allem bevor sie Augensalben oder -tropfen anwenden wollen oder angewendet haben. Und nicht ins Auge fassen, auch wenn es noch so stark juckt und schmerzt, denn der Bläscheninhalt ist hochansteckend. Kühlung kann Linderung verschaffen, feuchte Umschläge können allerdings die Haut schnell austrocknen. Bei nässenden Bläschen ist das hilfreich, später nicht mehr. „Nicht zuletzt sollte man Stress vermeiden und ausreichend ruhen, weil das dem Organismus bei der Heilung hilft“, empfiehlt Petzold abschließend.