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Gesund arbeiten

Die Zukunft des BGM – Wie sich die Gesundheitsförderung im Betrieb entwickelt

Lesedauer weniger als 5 Min

Redaktion:

Stefanie Winkler

Qualitätssicherung:

Prof. Dr. Mustapha Sayed (Professor für Gesundheitsmanagement an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management und Leiter Corporate Health, Barmer)

Die wichtigsten Fakten der Studie

Chancen für KMU

Kleine und mittelständische Unternehmen haben Nachholbedarf beim BGM, während große Betriebe schon in Gesundheit investieren.

Branche oft entscheidend

Im verarbeitenden Gewerbe sind vor allem medizinische Vorsorgeangebote üblich, während die öffentliche Verwaltung stärker auf ergonomische Maßnahmen setzt.

Chefs sind gefragt

Mitarbeitende wünschen sich eine stärkere Gesundheitsorientierung bei ihren Führungskräften und erwarten mehr sinnvolle Angebote für den Arbeitsalltag.

Unsere Arbeitswelt ist in Bewegung. Die zunehmende Digitalisierung birgt aber auch neue Risiken für die Gesundheit der Mitarbeitenden. Deswegen spielt das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) für Unternehmen eine immer wichtigere Rolle. Welche Trends gibt es aktuell im BGM? Und welche Faktoren werden künftig für Unternehmen relevant? Die neue Studie „BGM in Krisenzeiten“ bietet wertvolle Ansätze für die Praxis.

Unsere Art zu arbeiten wandelt sich rasant. Mobiles Arbeiten lässt die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben immer mehr verschwimmen. Gesundheitliche Belastungen und Fehlzeiten, insbesondere durch psychische Erkrankungen, nehmen zu. Gleichzeitig verändert sich unser Arbeitsmarkt grundlegend. Der Mangel an Arbeits-, Fach- und Führungskräften zählt mittlerweile zu den größten Herausforderungen für die Wirtschaft. Umso wichtiger ist es daher für Unternehmen, die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu fördern und ihre Leistungsfähigkeit sowie Motivation langfristig zu sichern.

Wie steht es aktuell um das Thema BGM?

Ein Professorenteam der FOM Hochschule hat jetzt untersucht, wie sich BGM und BGF in den letzten Jahren entwickelt haben. Hierzu wurden über 1.700 Personen aus der deutschen Erwerbsbevölkerung befragt – darunter Beschäftigte, Führungskräfte und interne BGM-Expertinnen und -Experten. Die Studie "BGM in Krisenzeiten" liefert einen authentischen Einblick in die betriebliche Realität, da sie direkt auf den Erfahrungen und Einschätzungen der Betroffenen basiert. Sie beleuchtet nicht nur die Folgen der Coronapandemie und den aktuellen Stand von BGM-Angeboten, sondern auch den Einfluss von Führung sowie die künftige Bedeutung des BGM für die Arbeitswelt.

Eine wesentliche Erkenntnis der Studie ist: Obwohl nahezu jeder Zweite der Aussage zustimmt, dass sich durch die Pandemie der Wert „Gesundheit“ im Unternehmen erhöht hat, setzen gerade einmal 49 Prozent der Unternehmen aktuell Maßnahmen zur Sicherung und Stärkung der Mitarbeitendengesundheit um oder ist derzeit im Aufbau.

Allerdings unterscheidet sich der Umsetzung von BGM stark je nach Unternehmensgröße. Es sind insbesondere größere Betriebe, die den Wert von BGM stärker erkannt haben, während kleinere und mittelständische Unternehmen noch Nachholbedarf zeigen.

Grafik - Umsetzung BGM nach MA-Größenklassen

Besteht in Ihrem Unternehmen ein Betriebliches Gesundheitsmanagement? Ergebnisse in Prozent nach Unternehmensgröße bzw. Anzahl Mitarbeitenden.

Dafür nutzen Unternehmen BGM bisher

Die Analyse der in Unternehmen angebotenen Gesundheitsleistungen macht ein breites Spektrum mit unterschiedlichen Schwerpunkten deutlich – mit einem klaren Fokus auf die physische Gesundheit. Vor allem präventive Maßnahmen sind weit verbreitet, um die Gesundheit der Mitarbeitenden langfristig zu fördern. Deutlich wird jedoch auch eine Lücke: Angebote zur mentalen Gesundheit sind bislang selten und damit trotz steigender Belastungen durch Stress und psychische Herausforderungen unterrepräsentiert.

Grafik - BGF-Maßnahmen_Übersicht

Verteilung der BGF-Angebote in Unternehmen in Prozent

Auch zwischen den Branchen zeigen sich klare Unterschiede. So sind medizinische Vorsorgeangebote vor allem im verarbeitenden Gewerbe üblich, während die öffentliche Verwaltung stärker auf ergonomische Maßnahmen setzt.

So zufrieden sind Mitarbeitende mit ihrem BGM

Nur rund 43 Prozent der Befragten stimmen zu, dass ihre Führungskraft das BGM als wichtiges Instrument sieht und Arbeit gesundheitsgerecht gestaltet. Auch den Sinn und Nutzen der angebotenen BGF-Maßnahmen bestätigt lediglich etwa jede zweite Person. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede nach Unternehmensgröße: In größeren Organisationen werden Führungskräfte und BGF-Angebote häufiger positiv bewertet, während Beschäftigte kleinerer Betriebe eher skeptisch bleiben.

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Die Analyse zeigt gleichzeitig, dass nur ein Teil der Mitarbeitenden eine gesundheitsorientierte Führung und ein sinnvoll gestaltetes BGM/BGF erlebt. Unternehmen sollten daher Angebote entwickeln, die den Bedürfnissen der Beschäftigten entsprechen, positiv wahrgenommen werden und zugleich zur eigenen Nachhaltigkeitsstrategie beitragen. Führungskräfte spielen dabei eine Schlüsselrolle: Sie beeinflussen Motivation, Bindung ans Unternehmen, wahrgenommene Belastung sowie Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden maßgeblich.

Außerdem erkennen die Befragten deutlich die wachsende Bedeutung von BGM im Kontext der Corporate Social Responsibility (CSR) – auch in kleineren Unternehmen, selbst wenn diese nicht unter die CSRD-Berichtspflicht fallen.

Was Unternehmen aus der Studie lernen können

  1. BGM strategisch verankern und nachhaltig gestalten
    Das Gesundheitsmanagement darf kein Add-on sein. Im besten Fall sollte das BGM in die Unternehmensstrategie eingebettet werden, mit klaren Verantwortlichkeiten, Ressourcen (Zeit, Budget, Personal) und verbindlichen Zielen. Nur so lassen sich langfristige Wirkungen erzielen und gesundheitsförderliche Strukturen stabil halten. Aber es gilt: Starten Sie einfach. Das BGM-Expertenteam der Barmer unterstützt Sie gern bei der Planung und Durchführung passgenauer Maßnahmen.
  2. Gesundheitsorientierte Führung fördern
    Damit BGM wirkt, braucht es Führungskräfte, die Gesundheit als Teil ihrer Führungsaufgabe verstehen und Ihrer Rolle als Vorbild gerecht werden. Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen für Führungskräfte sollten eingeführt werden, damit sie Mitarbeitende aktiv unterstützen, Belastungen reduzieren und gesunde Arbeitsbedingungen gestalten. Die Studie zeigt, dass nur 43 % der Beschäftigten das aktuell so erleben.
  3. Bedarfsgerechte und partizipative Angebote entwickeln
    Gesundheitsangebote wirken am besten, wenn sie den tatsächlichen Bedürfnissen der Mitarbeitenden entsprechen und diese mit einbezogen werden. Bedarfserhebungen (z. B. Befragungen), Feedbackrunden und Gesundheitszirkel können helfen, passgenaue Angebote zu entwickeln.
  4. Angebote für mentale Gesundheit ausbauen
    Physische Maßnahmen sind häufig etabliert, doch der Bereich mentale Gesundheit bleibt laut Studie deutlich unterversorgt. Unternehmen sollten die Auswirkungen der Arbeitsabläufe in den Blick nehmen und entsprechende Programme für Mitarbeitende – wie Stressmanagement und Resilienztraining – systematisch in die Gesundheitsstrategie integrieren.
  5. Evaluation und Anpassung sicherstellen
    Um zu wissen, was wirkt, müssen Gesundheitsmaßnahmen regelmäßig überprüft werden. Daten über die Nutzung und Wirkung sowie Mitarbeitendenzufriedenheit und -Wohlbefinden sollten systematisch erhoben und analysiert werden. Auf dieser Basis lassen sich Angebote verbessern, Prioritäten setzen und Ressourcen effizient nutzen.

Studie "BGM in Krisenzeiten" kostenlos lesen

Die gesamte Studie von Gerald Lux, Thomas Olbrecht, Natalie Pomorin, Mustapha Sayed und Arnd Schaff können Sie hier herunterladen.

Studie downloaden

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