Eine junge Frau verabschiedet sich lächelnd und winkend von einer Kollegin im Büro.
Unternehmenskultur & Verantwortung

Offboarding: Wie Sie den Austritt von Mitarbeitenden erfolgreich und fair gestalten

Lesedauer weniger als 5 Min

Redaktion:

Internetredaktion Barmer

Das Wichtigste in Kürze: 3 Fakten zum Offboarding

Wertvolles Wissen bewahren

Ein professionelles Offboarding sichert Wissen, schützt vor Risiken und sorgt für einen positiven letzten Eindruck – intern und extern.

Alle Aufgaben sicher erledigen

Arbeitszeugnisse, Rückgaben und Meldepflichten sind wichtig – ebenso der wertschätzende Umgang. Eine Checkliste hilft, den Überblick zu behalten.

Chance zur Verbesserung nutzen

Austrittsgespräche liefern wertvolle Einblicke, da ausscheidende Mitarbeitende offener über Probleme und Verbesserungspotentiale sprechen.

Ein reibungsloser Start im Unternehmen ist wichtig – aber auch der Abschied sollte strukturiert und wertschätzend sein. Ein professionelles Offboarding zahlt sich langfristig für Arbeitgeber und Mitarbeitende aus. Hier erfahren Sie, worauf es ankommt und wie Sie alle wichtigen Schritte im Blick behalten.

Was ist Offboarding?

Offboarding, auch Exit-Management genannt, beschreibt den Prozess, den Mitarbeitende beim Verlassen des Unternehmens durchlaufen. Die Dauer des Offboardings kann von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen variieren. Dies hängt von den individuellen Anforderungen und Prozessen im Unternehmen ab.

Das primäre Ziel von Offboarding-Maßnahmen ist, den Abschied in möglichst positiver Atmosphäre zu begleiten. Denn nicht nur der erste, sondern auch der letzte Eindruck zählt.

Inhaltlich unterscheidet man zwei Bereiche des Offboardings: den technischen bzw. systematischen Prozess und den sozio-emotionalen Prozess.

  • Technisches Offboarding: umfasst alle Formalitäten wie die Erstellung des Arbeitszeugnisses oder die Rückgabe der Hardware.
  • Sozio-emotionales Offboarding: meint die soziale Komponente eines Unternehmensaustritts. Denn dieser kann Auswirkungen auf das Team haben oder auch die Beziehung zum Kunden verändern.

Beide Aspekte sollten Sie gut organisieren und wertschätzend gestalten.

Warum ist ein Offboarding genauso wichtig wie das Onboarding?

Häufig kommt das Offboarding zu kurz – entweder aus Zeitmangel oder weil es als unangenehme Aufgabe empfunden wird. Der Austritt von Angestellten bedeutet nicht nur den Verlust einer wichtigen Arbeitskraft, sondern hat auch viele weitere Aufgaben zur Folge. 

Ein gut organisierter Austritt sorgt für einen positiven letzten Eindruck. Er stärkt die Unternehmenskultur und schützt vor rechtlichen sowie organisatorischen Stolperfallen.

Sollte ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin das Unternehmen unfreiwillig verlassen, besteht ein hohes Konfliktpotenzial. In diesem Fall kann professionelles Offboarding dazu beitragen, eine juristische Auseinandersetzung zu vermeiden.

Wie profitieren Unternehmen von einem strukturierten Offboarding?

  • Wissenssicherung: Ein strukturierter Wissenstransfer schützt vor Informationsverlust und reduziert Risiken. Fachwissen, Projekte und Zuständigkeiten können dokumentiert und übergeben werden.
  • Employer Branding: Wertschätzende Abschiede hinterlassen ein positives Image. Sie zeigen, dass Mitarbeitende auch nach dem Austritt und bis zum Schluss respektvoll behandelt werden. Das wirkt sich positiv auf aktuelle Teams und das Employee Engagement sowie potentielle neue Talente aus.
  • Feedback als Verbesserungschance: Austrittsgespräche geben oft wertvolle Einblicke in bestehende Strukturen, Prozesse oder das Führungsverhalten. So können interne Schwächen erkannt und gezielt angegangen werden.
  • Rechtssicherheit: Ein klarer Ablauf stellt sicher, dass alle Arbeitgeberpflichten erfüllt sind.
  • Langfristige Netzwerke: Ehemalige Mitarbeitende können als Kunden, Geschäftspartner oder Rückkehrende (sogenannte Boomerang-Mitarbeitende) wertvoll bleiben.

Wie gestalten Sie ein professionelles Offboarding?

Gutes Offboarding ist kein Zufallsprodukt – es basiert auf klaren Abläufen, Kommunikation auf Augenhöhe und rechtlicher Sorgfalt. Die Barmer steht Ihnen nicht nur beim Onboarding, sondern auch beim Austritt Ihrer Mitarbeitenden zur Seite. Lassen Sie sich beraten, unter anderem bei Fragen zur Abmeldung und wichtigen Meldepflichten.

Ehrliche und offene Kommunikation

Beim Offboarding sind Transparenz und Kommunikation besonders wichtig. Arbeitgeber sollten frühzeitig das Gespräch suchen – unabhängig davon, ob der Austritt freiwillig oder unfreiwillig erfolgt. Wichtig ist, dass der oder die Mitarbeitende sich ernst genommen und respektvoll behandelt fühlt. Austrittsgespräche bieten zudem die Chance, ehrliches Feedback zu erhalten. Diese Rückmeldungen sind wertvoll für die Weiterentwicklung des Unternehmens.

Struktur statt Spontanität

Offboarding braucht einen klaren Plan, denn spontane Abschiede bergen Risiken wie Informationsverluste oder rechtliche Versäumnisse. Eine Checkliste mit den wesentlichen Aufgaben kann Unternehmen effektiv dabei unterstützen und den Grundstein für einen etablierten Austrittsprozess legen.

Rechtliche und formale Pflichten

Neben emotionalen und organisatorischen Themen sind auch gesetzliche Vorgaben zu beachten. Arbeitgeber müssen ihre Mitarbeitenden fristgerecht bei der Krankenkasse abmelden und alle sozialversicherungsrechtlichen Meldepflichten erfüllen. Auch das Ausstellen von Arbeitszeugnissen und -bescheinigungen gehört dazu.

Netzwerke pflegen

Wer den Austritt einer Arbeitskraft positiv gestaltet, sendet ein starkes Signal – auch an das verbleibende Team. Ehemalige Mitarbeitende bleiben oft in Kontakt, empfehlen das Unternehmen weiter oder kehren sogar zurück. Ein gutes Offboarding wird so zum Teil einer starken Arbeitgebermarke.

Plattformen wie Kununu, Glassdoor oder Google geben Mitarbeitenden zudem die Möglichkeit, ihre Erfahrungen im Unternehmen mit anderen zu teilen. Besonders kritisch sind Bewertungen von ausscheidenden Mitarbeitenden, da diese meist offener über interne Probleme sprechen.

Wann ist es besonders wichtig, ein individuelles Offboarding zu gestalten?

Der Offboarding-Prozess sollte sich an den jeweiligen Umständen des Austritts orientieren. Eine Arbeitskraft, die nach vielen Jahren in den Ruhestand geht, verdient einen anderen Abschied als jemand, dem wegen schwerer Pflichtverletzungen gekündigt wurde. Unternehmen sollten den Ablauf daher an die Situation anpassen. So bleibt der Prozess angemessen und fair.

Steht ein Renteneintritt an, ist der Austrittstermin meist lange im Voraus bekannt. Nutzen Sie diese Möglichkeit, frühzeitig mit der Nachfolgeplanung zu beginnen und eine sorgfältige Einarbeitung zu ermöglichen. Beim Offboarding liegt in diesem Fall der Fokus darauf, wertvolles Fachwissen zu sichern und einen Abschied zu gestalten, der die langjährige Leistung angemessen würdigt.
Wird einem Mitarbeitenden aufgrund eines Pflichtverstoßes gekündigt, ist in der Regel schnelles Handeln gefragt. Wichtige Schritte sind die umgehende Sperrung von IT-Zugängen sowie die Rückgabe von Schlüsseln und Zutrittskarten. Zudem gilt es, mögliche Rechtskonflikte und Reputationsrisiken frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden.
Kündigt eine Arbeitskraft, weil er oder sie sich im Unternehmen nicht wohlgefühlt, sollte das Austrittsgespräch für offenes Feedback genutzt werden. Die genannten Gründe können wichtige Hinweise auf Verbesserungsbedarfe in Ihrem Unternehmen geben.
Führen z. B. Umstrukturierungen zu Kündigungen, ist besondere Sensibilität gefragt.
Sie sollten in dieser Situation den betroffenen Mitarbeitenden mit besonders viel Respekt und Verständnis begegnen. Im Mittelpunkt des Offboarding-Prozesses steht in diesem Fall die aktive Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung. Dies kann beispielsweise durch Hinweise auf Stellenangebote, Qualifizierungsmaßnahmen oder externe Beratungsangebote geschehen.
Hinterfragen Sie im Fall einer frühzeitigen Kündigung einer Arbeitskraft die Gründe für den Austritt genau: Warum verlässt die Person das Unternehmen? Gab es Missverständnisse in der Kommunikation vorab? Eventuell spiegelt auch Ihre Stellenausschreibung und die bei der Bewerbung geweckten Erwartungen nicht den Arbeitsalltag wider. Die ehrliche Analyse hilft, Fehlbesetzungen künftig zu vermeiden – und Ihre Arbeitgebermarke zu stärken.