Wie oft, wie lange und aus welchem Grund sind Beschäftigte krankgeschrieben? Der aktuelle Gesundheitsreport der Barmer liefert hierzu einen detaillierten Überblick. Dabei zeigt sich: Im Vergleich zum Vorjahr sind die erkrankungsbedingten Fehlzeiten erneut zurückgegangen. Außerdem analysiert die Studie die unterschiedlichen Gründe für Arbeitsunfähigkeit bei Männern und Frauen. Als Unternehmen können Sie die Ergebnisse nutzen, um Arbeitsausfälle durch gezielte BGM-Maßnahmen zu reduzieren.
Der Barmer Gesundheitsreport wertet Jahr für Jahr die Krankmeldungen der Erwerbstätigen aus, die bei der Barmer versichert waren. Er gibt Aufschluss über häufige Gründe für Arbeitsunfähigkeiten, informiert über die durchschnittliche Erkrankungsdauer und den Krankenstand nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Berufsgruppen.
Schwerpunkt der diesjährigen Auswertung sind die genderspezifischen Unterschiede im Hinblick auf gesundheitliche Probleme und Erkrankungen. Hierbei geht die Studie der Frage nach, inwieweit sich beobachtete geschlechtsabhängige Unterschiede durch andere Faktoren, insbesondere durch das Berufsspektrum erklären lassen.
Männer und Frauen sind aus unterschiedlichen Gründen krankgeschrieben
Das Schwerpunktkapitel des diesjährigen Reports befasst sich mit der Gesundheit von Frauen und Männern und betrachtet dabei drei unterschiedliche Erwerbsaltersgruppen: Berufstätige zwischen 15 und 29, zwischen 30 und 49 sowie zwischen 50 und 64 Jahren. Mit durchschnittlich 12 AU-Tagen je Versicherungsjahr (VJ) fallen jüngere Beschäftigte vergleichsweise selten aus, wobei der Anteil bei den Frauen rund einen Tag höher liegt als bei den Männern.
Außerdem zeigt sich, dass Männer der jüngeren Altersgruppe häufiger wegen Verletzungen krankgeschrieben sind, Frauen dagegen häufiger wegen psychischer Störungen. Dabei fällt auf, dass Arbeitsausfälle aufgrund von psychischen Störungen im Vergleich zu 2014 um 32 Prozent zugenommen haben – unabhängig von den leicht rückläufigen Fehlzeiten im ersten Jahr der Corona-Pandemie. Dagegen lässt sich seit 2019 ein Rückgang bei den Verletzungen beobachten, der durch die Veränderungen der Arbeits- und Lebensumstände im Zuge der Pandemie noch verstärkt worden sein könnte.

Krankschreibungen aufgrund von Rückenbeschwerden haben bei Beschäftigten mittleren Alters in den letzten Jahren tendenziell abgenommen.
Insgesamt wurden bei Beschäftigten mittleren Alters mit 1.528 AU-Tagen je 100 VJ deutlich mehr Fehltage als bei jüngeren Beschäftigten erfasst. Eine Erwerbsperson fehlte demnach pro Jahr rund 15 Tage. Bei Frauen lagen die Fehltage um drei Tage höher als bei Männern. Die geschlechtsabhängigen Differenzen der durchschnittlichen Fehlzeiten fallen im mittleren Alter demnach deutlicher als in den jüngeren Altersgruppen aus.
Psychische Störungen und insbesondere Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems verursachen im mittleren Alter deutlich mehr Fehltage als im jüngeren Alter. Männer sind zudem merklich mehr Tage als Frauen aufgrund von Rückenschmerzen krankgeschrieben.
Die tiefergehende Analyse zeigt, dass sich das berufliche Risiko für Rückenschmerzen sehr deutlich auswirkt. Würden Frauen in denselben Berufen wie Männer arbeiten, müssten sie mit einem viel höheren Risiko für längere Arbeitsunfähigkeiten aufgrund von Rückenschmerzen rechnen.
Beschäftigte zwischen 50 und 64 Jahren fehlten pro Jahr durchschnittlich 25 Tage. Bei Frauen lagen die Fehltage mit 2.649 je 100 VJ um 184 Tage höher als bei Männern mit 2.464. Die geschlechtsabhängigen Differenzen fallen im höheren Alter jedoch merklich geringer aus als im mittleren Alter.
Ursachen hierfür könnten sein, dass Frauen in diesem Alter in der Regel keine Kinder mehr gebären und insofern geburts- und schwangerschaftsbedingte Fehlzeiten wegfallen. Zudem dürfte in diesem Alter auch der Anteil Frauen, der sich um die Erziehung der eigenen Kinder kümmern muss, sehr viel geringer als in der mittleren Altersgruppe sein.
Unterschiede nach Berufsgruppen: Im interaktiven Berufsatlas zum Report können Sie über verschiedene Filterfunktionen gezielt nach Gesundheitsdaten recherchieren und beispielsweise auswerten, welche Berufsgruppen von welchen Erkrankungen betroffen sind. Der Gesundheitsreport ist somit ein gutes Instrument, um Ableitungen für gezielte Präventionsmaßnahmen in Ihrem Unternehmen zu treffen. Die Barmer unterstützt Sie mit speziellen Angeboten, mit denen Sie dann die Gesundheit Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch betriebliches Gesundheitsmanagement verbessern können.
Fehlzeiten und AU-Tage im letzten Jahr erneut zurückgegangen
Insgesamt sind die erkrankungsbedingten Fehlzeiten 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent gesunken. Der Krankenstand lag damit bei 4,79 Prozent (im Vorjahr: 4,92 Prozent). Eine einzelne gemeldete Arbeitsunfähigkeit dauerte 2020 im Durchschnitt 16,2 Tage und damit rund 3,2 Prozent kürzer als 2020, womit 2021, trotz einer leicht gestiegenen Zahl an AU-Fällen, dann insgesamt geringere Fehlzeiten als 2020 resultierten.
Ein weit überwiegender Anteil der Arbeitsunfähigkeitsmeldungen resultiert aus leichteren Erkrankungen. So sind beispielsweise verhältnismäßig viele Menschen innerhalb eines Jahres von einer Erkältungskrankheit betroffen und mit entsprechenden Diagnosen in der Regel dann nur kurzzeitig krankgeschrieben. Relativ wenige AU-Fälle resultieren bei Personen im Erwerbsalter aus schwerwiegenden Erkrankungen. Da entsprechende Arbeitsunfähigkeiten im Einzelfall jedoch extrem lang andauern können, entfällt auf diese eher seltenen Fälle dennoch ein wesentlicher Anteil der insgesamt in den Daten der Barmer erfassten Fehlzeiten.
Nach den Auswertungen bundesweit erhobener Daten der Barmer dauerten 2021 gut 60 Prozent der erfassten Arbeitsunfähigkeitsfälle maximal eine Woche. 34,8 Prozent der Fälle erstreckten sich dabei über ein bis drei Tage, 28,1 Prozent dauerten zwischen vier und sieben Tage. Auf diese große Zahl eher kurzzeitiger Arbeitsunfähigkeiten entfiel jedoch mit einem Anteil von 13,1 Prozent lediglich etwa ein Achtel aller erfassten Arbeitsunfähigkeitstage.
Alle Ergebnisse aus dem Gesundheitsreport nachlesen und detaillierte Zahlen zu den einzelnen Berufen und Branchen recherchieren.
Zum Gesundheitsreport 2022
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Der Gesundheitsreport zeigt ganz praktisch auf, wo Ansatzpunkte für das betriebliche Gesundheitsmanagement für Sie als Unternehmen liegen. Wir zeigen Ihnen, wie sich BGM kosteneffizient implementieren lässt und langfristig zur Wirtschaftlichkeit und Kostenreduzierung im Unternehmen beiträgt.
Gezielte Maßnahmen können bereits in der Ausbildung oder bei der berufsbegleitenden Fortbildung angeboten werden. Ein Arbeitsleben mit mehr Bewegung und Entspannung verringert so beispielsweise gesundheitliche Beschwerden, steigert die Arbeitsproduktivität und sorgt ganz nebenbei für ein besseres Betriebsklima. Je mehr Unterstützung Ihre Beschäftigten erhalten, desto größer wiederum die Mitarbeiterzufriedenheit und Attraktivität Ihres Unternehmens. Lassen Sie sich von uns beraten.