Zu sehen sind Medikamente in einer Apotheke

Medikamente: Was tun bei Lieferengpässen?

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In letzter Zeit werden Meldungen immer häufiger, in denen von Lieferengpässen für Medikamente berichtet wird. Was Patientinnen und Patienten tun können.

Die Situation kennen viele Menschen. Man kommt in die Apotheke, um ein Rezept einzulösen, doch das Arzneimittel ist aktuell nicht lieferbar. Egal ob Fiebersaft, Blutdrucksenker, Antibiotika oder Krebsmedikament, für die Betroffenen ist das allemal Grund zur Sorge.

Was können Patientinnen und Patienten tun?

Es gibt verschiedene Tipps, was Patientinnen und Patienten tun können, wenn sie ihr Medikament nicht direkt in der Apotheke bekommen können. „Es ist für die Betroffenen natürlich ärgerlich, wen die Apotheke ein Arzneimittel nicht vorrätig hat. Man will ja schließlich sichergehen, dass dringend benötigte oder gar unverzichtbare Medikamente verfügbar sind“, sagt Heidi Günther, Apothekerin bei der BARMER. In den meisten Fällen gibt es jedoch gute Möglichkeiten, sich zu helfen. Die wichtigsten Tipps: 

  • Rezepte früh einreichen: Vor allem bei chronisch Kranken empfiehlt es sich, Folgerezepte so früh wie möglich einzureichen. Das vermeidet, dass Medikamente zu Ende gehen, ohne dass Ersatz da ist, und gibt mehr Zeit, nach Alternativen zu suchen.
  • Apotheken abtelefonieren: Medikamente, die in der einen Apotheke nicht verfügbar sind, sind vielleicht in anderen noch vorhanden. Daher lohnt es sich, Apotheken im Umkreis abzutelefonieren.
  • Nur Bedarf verordnen lassen: Die Europäische Arzneimittelagentur EMA wirbt dafür, dass Patientinnen und Patienten bei der Ärztin oder beim Arzt nicht darauf drängen sollten, Medikamente „auf Vorrat“ verordnet zu bekommen. Sollte ein Medikament einmal nicht lieferbar sein ist es sinnvoll, in der Apotheke nach möglichen Alternativen zu fragen. Denn die gibt es in den meisten Fällen, etwa als wirkstoffgleiche Alternativen anderer Hersteller, in anderen Wirkstärken oder Packungsgrößen.
  • Situation vor Ort: Die Ärztinnen und Ärzte sowie Apotheken kennen oft sehr gut die aktuelle Versorgungssituation am Ort. Daher lohnt es sich, in der Arztpraxis oder in der Apotheke nach solchen Informationen zu fragen. Zusätzlich informiert die BARMER auch Apotheken auf ihrer Website über wichtige Versorgungsengpässe und Lösungswege (Apotheken | BARMER).
  • Rezeptfreie Alternativen: Die Hausapotheke sollten Patientinnen und Patienten mit nützlichen rezeptfreien Medikamenten ausstatten, etwa gegen Schmerzen, Fieber, Durchfall oder auch zur Desinfektion von Wunden. Das hilft in vielen Fällen, akuten Bedarf zu stillen.
  • Fiebersaft ersetzen: Zu den Mitteln, die in der jüngsten Vergangenheit am häufigsten vermisst wurden, gehören Fiebersäfte für Kinder. Sind sie nicht verfügbar, sind eventuell Zäpfchen mit Ibuprofen oder Paracetamol eine Alternative. Ältere Kinder können zudem auch teilbare Tabletten mit diesen Wirkstoffen nutzen. Bei Paracetamol geht das ab vier, bei Ibuprofen ab sechs Jahren. Dabei sollten allerdings immer die Dosierungshinweise der Packungsbeilage beachtet werden. Schließlich können gerade bei Fieber bewährte Hausmittel helfen, etwa Wadenwickel.

„Patientinnen und Patienten können also mit Hilfe ihrer Ärztinnen, Ärzte und Apotheken einiges versuchen, um auf Lieferengpässe zu reagieren“, so Günther. Dennoch bleibt das wohl ein Thema, das uns noch eine Weile begleiten wird. Die von der Bundesregierung ins Auge gefassten Maßnahmen, etwa die Rückverlagerung von Produktionsstandorten nach Deutschland oder Europa können das Problem zumindest langfristig grundlegend angehen. Zusätzlich sind aber auch weitere Regelungen notwendig, um den Lieferengpässen umfassend zu begegnen. Welche der geplanten Maßnahmen wie die Einrichtung eines Frühwarnsystems sich bewähren, wird sich mittelfristig zeigen.

Ursachen für Lieferengpässe: Es gibt eine ganze Reihe möglicher Ursachen für Schwierigkeiten bei der Lieferung von Arzneimitteln. Denkbar sind zum Beispiel Probleme bei der Herstellung, wodurch die Produktion sich verzögert oder unterbrochen werden muss. Aber auch ein Mangel an Rohstoffen, eine unerwartet hohe Nachfrage an Arzneimitteln (wie aktuell bei einzelnen Diabetesmedikamenten) und selbst Naturkatastrophen können Ursache von Schwierigkeiten sein. Die oft kritisierten Rabattverträge der Krankenkassen sieht die BARMER hingegen nicht als Ursache von Lieferproblemen, sondern als Teil der Lösung. Denn Rabattverträge werden von der BARMER praktisch immer mit mehreren Lieferanten geschlossen, sodass es bei Engpässen Alternativen gibt.