Die Antwort auf diese Frage hat Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer:
Wenn im Mai die Rapsfelder blühen, macht ein Mythos in ländlichen Regionen oft die Runde, wonach ein Nickerchen im Rapsfeld zu einem endlosen Schlaf führen kann.. Bei diesem Klassiker der modernen Schauergeschichten kommt es zu einer Kombination aus Aberglaube und einem Hauch Biologie, die besagt, dass in einem dichten, hochgewachsenen Rapsfeld infolge von mangelnder Luftzirkulation eine hohe Konzentration von Gasen entsteht, die zunächst zu Bewusstlosigkeit mit anschließendem Dauerschlaf führt. Aber kann diese so schön gelb blühende Feldfrucht tatsächlich eine tödliche Wirkung auf den Menschen entfalten, wenn er in ihrer unmittelbaren Nähe einnickt? Nein, kann sie nicht. Diese Behauptung entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Raps kann allenfalls die Atemwege reizen und Kopfschmerzen auslösen, weil die Pflanze flüchtige organische Verbindungen wie Senfölclycoside und Schwefelverbindungen abgibt. Von Raps geht stattdessen eine ganz andere Gefahr aus, allerdings nicht für Menschen, sondern für Wiederkäuer. Wenn sie die Ölfrucht fressen, kann die Kohlpflanze in deren Pansen eine schädliche Wirkung entfalten und zur ‚Kohl-Anämie‘ führen, einer lebensbedrohenden Blutarmut. Deshalb rühren Wiederkäuer den gewöhnlichen Raps auch nicht an.