In der Weihnachtszeit sorgen Kerzen am Adventskranz, der frisch gebrühte Tee oder eine heiße Wärmflasche für Behaglichkeit. Sie können aber auch eine Gefahrenquelle sein, nicht zuletzt für Kinder. Denn Verbrennungen und Verbrühungen zählen zu den häufigsten Verletzungen der Kleinsten, oft mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit. Gerade bei Kleinkindern ist die Haut noch sehr dünn und kann leicht geschädigt werden. In diesem Ratgeber werden verschiedene Arten von Verbrennungen und Verbrühungen erläutert, präventive Maßnahmen vorgestellt und grundlegende Erste-Hilfe-Maßnahmen beschrieben
Verbrennungen und Verbrühungen können auch in der Weihnachtszeit jederzeit vorkommen. Unterschieden wird bei ihnen zunächst nach drei Verbrennungsgraden, deren Symptome sich langsam entwickeln, so dass das tatsächliche Ausmaß der Verletzung anfangs nicht immer eindeutig erkennbar ist. „Der erste Grad betrifft die Epidermis, also die oberste Hautschicht und äußert sich vor allem durch Rötungen, wie sie etwa bei Sonnenbränden vorkommen“, sagt Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der Barmer. Bereits dieser Schweregrad ist vorübergehend sehr schmerzhaft. Verbrennungen zweiten Grades betreffen schon die Dermis, die darunterliegende Hautschicht. „Es kann dann zu Blasenbildung, starken Schmerzen und Schwellungen kommen“, erläutert Petzold. Der dritte Grad ist die nächstschwere Form einer Verbrennung und betrifft alle Hautschichten. „Das Gewebe wird dabei tief geschädigt. Betroffene Stelle erscheinen weiß, braun oder gar schwarz.“ Solche gravierenden Verletzungen führen laut Petzold zu einem Verlust des Schmerzempfindens, weil die für die Schmerzleitung zuständige Hautschicht bei dieser Schwere zerstört wird. Bei Verbrennungen vierten Grades können neben dem tiefer liegenden Gewebe auch Muskeln und Knochen betroffen sein. Es kommt zur Verkohlung und zum Verlust der betroffenen Strukturen.
Lebensbedrohliche Verbrennungen
„Verbrennungen ab Schweregrad zwei sind möglicherweise lebensbedrohlich, wenn mehr als zehn Prozent der Körperoberfläche verbrannt oder verbrüht ist und ein Kreislaufschock eintritt“, sagt Petzold. Ein Prozent der Körperoberfläche entspreche etwa der Handfläche des Körpers. Ein Arm mache neun Prozent der Hautfläche eines Kindes aus, ein Bein je nach Alter zwischen etwa 13 und 18 Prozent, die Vorderseite des Rumpfes etwa 18 Prozent. „Bei größeren Verbrennungen muss sofort eine Notärztin oder ein Notarzt zur akuten Hilfe gerufen werden, weil es zu lebensbedrohlichen Kreislaufreaktionen kommen kann.“ Verbrühungen sind Verbrennungen, die durch heiße Flüssigkeiten oder Dampf entstehen.
Besondere Risikofaktoren bei Kindern
Kinder zwischen zwei und vier Jahren sind aufgrund ihrer Neugier und Bewegungsfreude besonders gefährdet, Verbrennungen oder Verbrühungen zu erleiden. Entsprechende Unfälle treten oft beim Spielen auf und haben laut Petzold nicht selten ähnliche Ursachen. „Heißgetränke, aber auch dampfende Speisen können erhebliche Verletzungen hervorrufen. Das Ziehen an der herunterhängenden Tischdecke hat schnell schwere Verbrühungen mit Flüssigkeiten oder Verbrennungen mit Kerzen zur Folge.“ Auch Kochstellen bergen Risiken. „Kinder ziehen am überstehenden Pfannenstiel oder erreichen oft schon die Herdplatten mit den Händen, insbesondere dann, wenn sie Stühle oder andere Möbel als Hilfen nutzen.“
Präventionsmaßnahmen
Die beste Strategie gegen Verbrennungen und Verbrühungen ist Prävention. Eine sichere Alltagsumgebung trägt dazu bei, Risiken zu minimieren. Heißgetränke und Speisen sollten deshalb möglichst immer außer Reichweite von Kindern angerichtet werden. Auch sollten Becher verwendet werden, die schwer umzukippen sind. „Heiße Tassen oder Kannen sollten möglichst weit entfernt vom Tischrand platziert und auf herunterhängende Tischdecken oder Tischläufer verzichtet werden“, sagt Petzold. Bei Tauchsiedern oder Wasserkochern hätten herabhängende Kabel Gefahrenpotential.
„Eltern sollten auch nichts Heißes essen oder trinken, wenn das Kind auf dem Schoß sitzt und danach greifen könnte. In der Küche können am Herd Schutzgitter angebracht werden, die die Herdplatten umgeben und sichern“, schlägt die Expertin vor. Griffe von heißen Töpfen und Pfannen sollten immer zur Mitte zeigen, um zu vermeiden, dass Kinder daran ziehen und die Behältnisse umkippen können.
Dr. Utta Petzold warnt: „Fläschchen und Brei aus der Mikrowelle fühlen sich oft lauwarm an, obwohl der Inhalt kochend heiß ist. Daher immer gut umrühren und vor dem Füttern an die eigene Lippe halten“. Mit offenem Feuer dürften Kinder zudem nie allein gelassen werden. „Eltern sollten Streichhölzer und Feuerzeuge konsequent wegschließen und die Reichweite des Kindes nicht unterschätzen. Diese erhöht sich fast täglich!“, sagt Petzold. Auch sollte nie ohne Aufsicht heißes Wasser in die Badewanne einlaufen. Vor dem Baden sollte die Badetemperatur von einem Erwachsenen geprüft werden.
Eltern können Erste-Hilfe-am-Kind-Kurse besuchen und ihre Kenntnisse regelmäßig auffrischen. „Des Weiteren sollte nicht nur mit Kindern im Haushalt für den Fall der Fälle die Rufnummer der Rettungsleitstelle bereitgehalten werden.“
Aktive Aufklärung sei ansonsten eine weitere wichtige Maßnahme um zu vermeiden, dass Verbrennungen und Verbrühungen Gesundheitsschäden anrichten. „Indem Eltern mit älteren Kindern über die Gefahren von Feuer und heißen Gegenständen sprechen, leisten sie einen wichtigen Beitrag, um Verletzungen durch Hitzeeinwirkung zu verhindern.“
Erste Hilfe bei Verbrennungen und Verbrühungen
Falls trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eine Verletzung durch Verbrennung oder Verbrühung eintritt, sind schnelle und richtige Erste-Hilfe-Maßnahmen entscheidend. So ist laut Petzold das Kühlen der betroffenen Körperpartie angezeigt. „Die verbrannte oder verbrühte Stelle sollte für einige Minuten unter fließendes, kühles Wasser gehalten werden, das nicht eisig ist. Dies hilft meist schon, den Schmerz zu lindern und das Gewebe zu kühlen.“ Allerdings dürfe die Verbrennung gerade bei kleinen Kindern nicht zu lange und zu großflächig gekühlt werden, um einen zu starken Wärmeverlust mit der Gefahr der Unterkühlung zu vermeiden.
Verletzungen können nach Angaben der Dermatologin dann mit einem sauberen, trockenen und möglichst fusselfreien Tuch oder einer sterilen Brandwundenauflage abgedeckt werden. Nach einer Verbrühung sollte die durchnässte Kleidung rasch, zugleich aber vorsichtig entfernt werden. Vermieden werden sollten Eis, Kühlpads und Hausmittel wie Mehl, Öl oder ähnliches auf der Wunde.
„Auch das Öffnen von Blasen oder die Behandlung von Wunden mit Cremes oder Salben ist zu unterlassen, da Infektionsgefahr besteht. Bei größeren Verbrennungen ab zweiten Grades oder wenn die verletzte Stelle Gesicht, Hände oder Genitalien betrifft, muss umgehend eine Praxis oder Notaufnahme aufgesucht werden. „Das richtige Schmerzmanagement gehört ebenfalls zur richtigen Versorgung von Verbrennungen und Verbrühungen.“ Eltern können bei Bedarf ihren Kindern altersgerechte Schmerzmittel geben, sofern das ärztlich abgesprochen wurde. In Abhängigkeit von der Schwere der Verletzung muss bei Kindern unter Umständen der Transport im Rettungswagen in eine Kinderklinik oder in eine Klinik organisiert werden, die auf die Behandlung von brandverletzten Kindern spezialisiert ist.