Zu sehen ist eine dünne Frau, die sich mit einem Maßband die Taille misst
Presse-Newsletter – Gesundheit im Blick

Ungesunde Vorbilder – Magermodels wieder auf dem Vormarsch

Lesedauer unter 3 Minuten

Auf den Laufstegen der Welt sind die super dünnen Models, sogenannte „Magermodels“, zurück. Ihre schmale Figur nehmen sich vor allem Jugendliche zum Vorbild, mit häufig negativen Auswirkungen auf ihr Selbstwertgefühl und ihre körperliche Gesundheit. Wir gehen der Frage nach, welches Gewicht gesund ist.

Nachdem die Modewelt im Jahr 2016 „Plus-Size-Models“ mit Konfektionsgrößen zwischen 40 und 52 für sich entdeckte, fällt sie nun in alte Muster zurück. Das US-Magazin „Vogue Business“ hat Modenschauen in London, Mailand und Paris ausgewertet. Mehr als 90 Prozent der dort auflaufenden Models trugen sehr kleine Kleidergrößen zwischen 30 und 34. Nur noch unter ein Prozent von ihnen ließen sich Plus Size zuordnen. Zum Vergleich: In Deutschland tragen die meisten Frauen Kleidergrößen zwischen 38 und 44, also Maße fernab des in der Modewelt zelebrierten Standards.

Rückkehr der Magermodels

Natürlich liegt Schönheit im Auge des Betrachters. Dennoch zeugt die jüngste Entwicklung auf den Laufstegen von einem nachhaltigen Siegeszug des Untergewichts in der Modeindustrie, wenn es um ein gefälliges Äußeres geht. „Die vermeintliche Attraktivität sehr dünner Körper ist psychologisch wenig erforscht. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass sich dem Hunger oder Appetit zu widersetzen mit Willensstärke und dadurch erfolgreicher Lebensführung assoziiert wird“, sagt Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der Barmer. Auch der von der Werbeindustrie geförderte Jugendwahn könnte das aktuelle Schönheitsideal beflügeln, da Jugend und geringes Körpergewicht oft miteinander einhergingen. Und den Designern gehe es darum, dass ihre Kleidungsstücke zur Geltung kämen. Menschliche Kurven störten da nur.

Der Preis des Schmalseins

Die Jagd nach Schönheit kann die Gesundheit auf verschiedene Weise beeinträchtigen. „Die beispielsweise auf Instagram und Tiktok ausgespielten Inhalte vermeintlich schöner dünner Models und modelhafter Influencerinnen üben einen immensen sozialen Druck aus. Hinzu kommt, dass sie häufig digital nachbearbeitet werden. Die dadurch verursachten Auswirkungen an der Psyche junger Frauen und Männer müssen kritisch gesehen werden. Phänomene wie Essstörungen und medizinisch nicht notwendige Schönheitsoperationen könnten auch deshalb weiter um sich greifen“, sagt Jakob-Pannier. Es sei daher wichtig, verantwortungsvoll und kritisch mit den oftmals manipulierten Inhalten auf Instagram und Tiktok umzugehen. Wenn die Beschäftigung mit bestimmten Influencern nicht guttue, sei es ratsam, ihnen konsequent zu entfolgen. Auch der zumindest zeitweilige Verzicht auf Social Media, das sogenannte Digital Detox, könne beitragen, das eigene Wohlbefinden zu steigern. Mahlzeiten sollten achtsam eingenommen werden, also bewusst, mit allen Sinnen, ohne zu bewerten, zu verurteilen oder zu kommentieren. Und Eltern sollten das Gespräch mit ihrem Kind suchen und durch dosiertes, ehrliches Lob immer wieder versuchen, sein Selbstvertrauen zu stärken.

Body-Mass-Index ist nicht alles

Ein Mittel zur Einordnung des eigenen Körpergewichts ist der Body-Mass-Index (BMI). Um ihn zu errechnen, wird das eigene Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch das Quadrat der Körpergröße. Ein Gewicht von 80 Kilogramm und eine Größe von 1,80 Metern ergibt also die Rechnung 80 geteilt durch 1,80 mal 1,80. Das ergibt 80 durch 3,24 und im Endergebnis 24,69. Ab einem BMI von 18,5 und weniger spricht man von Untergewicht, ein BMI von 18,5 bis 25 entspricht dem Normalgewicht. Bei einem Wert von 25 bis 30 spricht man von Übergewicht, darüber von krankhaftem Übergewicht (Adipositas). Bei Erwachsenen gilt ein BMI von 17,5 und weniger als Kriterium für eine Magersucht. Bei Kindern und Jugendlichen sagt der BMI als solcher dagegen nichts aus. Er ist nur in Verbindung mit altersabhängigen Wachstumskurven aussagekräftig. „Obwohl der BMI ein erster Richtwert ist, sollten auch Alter, Geschlecht, die Erbanlagen, der Körperbau, chronische Erkrankungen und ein hoher Stresslevel bei der Beurteilung des Gewichts berücksichtigt werden. Eine Gesamtbewertung sollte der Hausarzt vornehmen. Er berücksichtigt noch weitere Parameter wie den Körperfettanteil und die Körperfettverteilung. Wer ein paar Pfund vom Normalgewicht abweicht und sich wohlfühlt, braucht daran in der Regel nichts zu verändern“, so Jakob-Pannier.