Klaus Möhlendick, Diplom-Sportwissenschaftler bei der Barmer:
Er ist im Körper ziemlich versteckt, und außer Ärzten, Physiotherapeuten und gut ausgebildeten Trainern kennt den Iliopsoas, den Lenden-Darmbein-Muskel, kaum jemand. In jüngster Vergangenheit ist sein Name häufiger in den Medien aufgetaucht. Und das ist auch gut so, denn sein bisheriges Schattendasein ist absolut unberechtigt, schließlich hat er im Körper eine enorm wichtige Funktion. Ist der Muskel verspannt, können die Schmerzen bis in den Rücken ausstrahlen, Beweglichkeit von Hüfte und Knie werden zudem eingeschränkt. Ohne den Musculus Iliopsoas l läuft nichts, weder beim Sprinten noch beim Fußballspielen. Um seine Bedeutung zu verstehen, muss man einen Blick auf die Anatomie sowie Physiologie werfen. Die Bestandteile des Iliopsoas – der große und kleine Lendenmuskel (Musculus psoas maior und minor) sowie der Darmbeinmuskel (Musculus iliacus) – verbinden die Wirbelsäule und das Becken mit den Oberschenkelknochen. Er bildet somit das Bindeglied zwischen Ober- und Unterkörper. Das macht ihn auch so wichtig: Der Musculus Iliopsoas ist der stärkste Beuger des Hüftgelenks. Er ist ebenfalls an der Aufrichtung des Rumpfes aus der Rückenlage beteiligt, da diese durch eine Beugung im Hüftgelenk erfolgt. Ist er auf beiden Seiten gelähmt, ist die Aufrichtung nicht mehr möglich. Zudem kann er den Oberschenkel nach außen rotieren. Er unterstützt auch die Durchblutung und steuert die Zwerchfellatmung. Grund genug also, dem Muskel mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Bewegungsmangel, vieles Sitzen, ungünstiges Schuhwerk führen zu einer Verkürzung des Muskels. Aber es gibt Abhilfe. Man kann ihn zum Beispiel mit regelmäßigen Dehnübungen oder Yoga- und Pilates-Einheiten trainieren.