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Herzneurose: Die Angst vor einer Herzerkrankung

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Ein plötzliches Ziehen in der Brust, Herzrasen, Atemnot – eigentlich deutet alles auf einen Herzinfarkt hin. Doch manchmal spielt den Betroffenen die Psyche einen bösen Streich. Sie leiden an einer Herzneurose.

Es beginnt oft mit einem einschneidenden Erlebnis: Nach einer Trennung, dem Verlust des Arbeitsplatzes oder dem Tod eines geliebten Menschen machen sich plötzlich Symptome bemerkbar, die eigentlich typisch für Angina pectoris-Anfälle oder sogar Herzinfarkte sind, etwa Herzstolpern, Brustschmerzen oder ein Ziehen im linken Arm. „Da Herzbeschwerden auf eine lebensbedrohliche Erkrankung hinweisen können, sollten sie grundsätzlich immer ernst genommen und so schnell wie möglich medizinisch abgeklärt werden. Können nach eingehenden Untersuchungen körperliche Ursachen ausgeschlossen werden, kann der Auslöser eine Herzneurose sein. Dabei dienen die Herzbeschwerden als ein Ventil für unbewusste oder unbewältigte Ängste“, erklärt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer.

Dass es sich dabei um eine sogenannte psychosomatische Störung handelt, zeigt sich häufig auch in der Reaktion der Betroffenen. Statt sich nach der medizinischen Entwarnung besser zu fühlen, glauben sie dem Befund schlichtweg nicht und drängen auf immer weitere Untersuchungen. Wenn auch diese keine organische Ursache aufzeigen, wechseln sie meist den Arzt, da sie überzeugt sind, dass der Mediziner etwas übersehen haben muss. „Betroffene durchleben die Herzbeschwerden durchaus als real, da die Angstanfälle und Panikattacken zu spürbaren körperlichen Symptomen führen können, die echten Herzbeschwerden ähneln. Ein Teufelskreis, denn so fühlen Betroffene sich in ihrer Überzeugung bestärkt, tatsächlich herzkrank zu sein, obwohl ihr Herz gesund ist“, so Marschall.

Mit Fingerspitzengefühl überzeugen

Die Tatsache, dass die körperlich deutlich spürbaren Beschwerden seelisch bedingt sind, wollen viele Patienten mit einer Herzneurose nicht akzeptieren. Stattdessen lassen sie die Krankheit mehr und mehr ihren Alltag bestimmen. Um das vermeintlich kranke Herz zu schonen, versuchen sie jede körperliche Anstrengung so weit wie möglich zu vermeiden. Das wiederum führt dazu, dass die körperliche Belastbarkeit immer weiter abnimmt und die Beschwerden bei immer geringerer Belastung auftreten. Am Ende dieser Spirale steht bei manchen Patienten sogar die soziale Isolation, da sie sich nur noch in ihrem eigenen Zuhause sicher fühlen. Damit es nicht so weit kommt, brauchen Patienten mit einer Herzneurose einen Kardiologen und Angehörige mit sehr viel Fingerspitzengefühl, um sie von einer psychotherapeutischen Behandlung zu überzeugen, mit der sie ihre Angststörung verarbeiten können.