STANDORTinfo Schleswig-Holstein – Ausgabe Dezember 2025

Dietmar Katzer aus Nortorf, stellvertretender Vorsitzender

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Porträt Dietmar Katzer

Über mich

46 Jahre Berufserfahrung haben mich geprägt. Als Gewerkschaftssekretär und später als Leiter eines Krankenkassenverbands, beides in Schleswig-Holstein, habe ich die Krankenversicherung aus zwei Perspektiven kennengelernt: als beitragszahlender Versicherter und Patient sowie als Mitarbeiter eines Krankenkassenverbandes, auf Seiten der sogenannten Kostenträger. Ich verstehe daher den Wunsch nach besseren Leistungen, sehe aber auch die Zwänge einer durch den Leistungskatalog sowie staatlichen Strangulierungen geprägten Krankenkassenlandschaft. Diese Entwicklung bedroht zunehmend unsere solidarische und selbstverwaltete Krankenversicherung. Um diesem Trend entgegenzuwirken, engagiere ich mich seit 1993 im Verwaltungsrat – heute als stellvertretender Vorsitzender.

Was sind Ihre Aufgaben im Verwaltungsrat der Barmer?

Als stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats gehöre ich dem Präsidium an und nehme an allen Ausschusssitzungen teil. Mein besonderes Interesse gilt dem Ausschuss für Versorgung, Verträge und Pflege – unserem Leistungsausschuss. Im Präsidium betreue ich die 90 ordentlichen und stellvertretenden Mitglieder der Verwaltungsräte der 15 Medizinischen Diensten (MD) in den Ländern und des MD Bund. Für unsere Selbstverwalter im MD organisiere und leite ich die jährliche Fachtagung. Da die Amtszeit der MD-Verwaltungsräte 2027 endet, suche ich derzeit geeignete Barmer-Kandidatinnen und -Kandidaten.

Welche Rolle spielt die Selbstverwaltung insbesondere in der gesetzlichen Krankenversicherung?

Der Staat kann nicht alles besser. Deshalb gibt es die selbstverwaltete Krankenversicherung, die alle sechs Jahre durch Urwahlen von den Versicherten legitimiert wird. Damit tragen wir eine große Verantwortung: für die Versorgungsqualität im Land und für einen bezahlbaren Zusatzbeitrag. Im März dieses Jahres hat die Barmer an die über 70-jährige Tradition der Selbstverwaltung erinnert und die Politik aufgefordert, bestehende Einschränkungen in der Selbstverwaltung zurückzunehmen. Krankenkassen, die sich selbst verwalten – was könnte besser sein?

Was ist aktuell die größte Herausforderung für die gesetzliche Krankenversicherung?

Im kommenden Jahr wird es entscheidend sein, die Arbeit der GKV-Reformkommission genau zu verfolgen und zu kommentieren. Mitte 2026 soll die Politik daraus Konsequenzen ziehen. Dann kommt die GKV-Selbstverwaltung ins Spiel, denn einfache Antworten reichen nicht. Unser System basiert auf Grundwerten wie Solidarität und Selbstverwaltung. Kassenfusionen lehne ich nicht grundsätzlich ab, aber sie lösen keine grundlegenden Probleme. Wir müssen uns auch gegen den politischen Trend wehren, Versicherte durch Zuzahlungen und Leistungskürzungen alleine zur Kasse zu bitten. Die Ausgaben für Leistungserbringer sind einfach zu hoch. Eine weitere Herausforderung ist die Pflegeversicherung, die wir zukunftsfähig machen müssen. Die Barmer ist sehr gut aufgestellt und wird mit ihrer Größe erheblichen Einfluss nehmen. Das ist auch unsere Aufgabe in der Selbstverwaltung.