Gesunde Nieren sind lebenswichtig, denn sie reinigen das Blut. Das fatale ist, dass eine chronische Nierenerkrankung über lange Zeit unentdeckt bleiben kann. Im Jahr 2023 wurde bei 6,6 Prozent der sächsischen Bevölkerung eine chronische Nierenerkrankung festgestellt.
Dresden, 16. Oktober 2025 – Sie kommt oft schleichend und bleibt lange unentdeckt: Die chronische Nierenerkrankung betrifft immer mehr Menschen in Sachsen und bundesweit. Laut einer aktuellen Analyse des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) wurde im Jahr 2023 bei 6,6 Prozent der sächsischen Bevölkerung eine chronische Nierenerkrankung festgestellt – das entspricht fast 271.000 Betroffenen. Im Jahr 2010 lag die Diagnoserate noch bei 2,3 Prozent. Bundesweit leiden inzwischen mehr als 3,4 Millionen Menschen unter dieser Erkrankung.
Nieren – lebenswichtige Filterorgane
Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Sachsen
„Gesunde Nieren sind lebenswichtig, denn sie reinigen das Blut. Das fatale ist, dass eine chronische Nierenerkrankung über lange Zeit unentdeckt bleiben kann, zumal Symptome wie Wasseransammlungen, Konzentrationsstörungen oder Abgeschlagenheit nicht unbedingt mit einer gestörten Nierenfunktion in Verbindung gebracht werden“, sagt Monika Welfens, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen. Eine gezielte Vorsorgeuntersuchung gebe es bislang nicht. Gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren können jedoch im Rahmen des Check-up 35 beim Hausarzt durch einen Urintest Hinweise auf eine mögliche Nierenerkrankung erhalten.
Risikofaktoren: Diabetes, Bluthochdruck und Schmerzmittel
Chronische Nierenerkrankungen entstehen, wenn die Nieren über mindestens drei Monate nicht mehr oder nur eingeschränkt arbeiten. Zu den häufigsten Risikofaktoren zählen Diabetes, Bluthochdruck und die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln. „Mit zunehmendem Alter lässt die Nierenfunktion nach – das ist normal. Doch durch Diabetes oder Bluthochdruck wird sie oft schon deutlich früher geschwächt“, erklärt Welfens. Besonders kritisch sei der Einsatz von Schmerzmitteln bei bestehender Niereninsuffizienz. Laut Barmer Arzneimittelreport 2023 erhielten Patientinnen und Patienten häufig nicht die für sie geeigneten Schmerzmittel. Wirkstoffe wie Ibuprofen, Diclofenac oder Metamizol seien noch zu häufig, trotz Vorerkrankungen verordnet worden – teils entgegen medizinischen Leitlinien. Hinzu kämen freiverkäufliche Schmerzmittel aus der Apotheke, deren Einsatz nicht vollständig erfasst werden könne.
Zahlen steigen – besonders bei älteren Menschen
Die chronische Nierenerkrankung betrifft vor allem ältere Menschen. Laut bifg erhielten im Jahr 2023 in Sachsen rund 175.000 Personen zwischen 70 und 89 Jahren die Diagnose Niereninsuffizienz, bundesweit seien es mehr als zwei Millionen. Welfens warnt: „Unsere Gesellschaft altert und wir müssen davon ausgehen, dass die Zahl der chronisch Nierenkranken weiter zunimmt. Deshalb ist es wichtig, dass die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung gesteigert wird. Denn dadurch könnte das Risiko für Krankheiten gesenkt werden, die nicht erblich bedingt sind.“
Dialyse, Transplantation und Todesfälle – die Folgen sind gravierend
Ein Leben mit chronischer Nierenerkrankung ist belastend: Medikamente, angepasste Ernährung und Trinkmengen gehören dann zum Alltag. Bei fortschreitendem Nierenversagen bleibt oft nur die Dialyse oder eine Organtransplantation. Laut Bundesministerium für Gesundheit sind jährlich rund 90.000 Menschen auf Dialyse angewiesen, über 2.000 Spendernieren werden transplantiert – und etwa 10.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen einer chronischen Nierenerkrankung.
Datenbasis
Die Analyse basiert auf Barmer-Daten der Jahre 2010 bis 2023, standardisiert bzw. hochgerechnet auf Basis der Bevölkerungsdaten des Statistischen Bundesamtes. Im Jahr 2023 waren bei der Barmer bundesweit über 8,6 Millionen Menschen versichert, davon knapp 310.000 in Sachsen.