Die Barmer liefert mit dem 10-Punkte-Papier 2.0 zur sektorenübergreifenden Versorgung einen wichtigen Impuls für die Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung in Sachsen-Anhalt. In unserem Sondernewsletter kommentieren wichtige Stimmen der Gesundheitsbranche Sachsen-Anhalts die einzelnen Vorschläge der Barmer.
Barmer-Vorschlag: Krankenhausstrukturreform umsetzen – Anreize für strukturellen Wandel schaffen
Grundlage für die Schaffung neuer, sektorenübergreifender Versorgungsstrukturen ist eine umfassende Krankenhausstrukturreform. Zur Verbesserung der Versorgungsqualität werden Krankenhäuser nach dem Grad ihrer Spezialisierung in drei Versorgungsstufen gegliedert. Details dazu finden Sie hier.
Dr. Gösta Heelemann, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt, zum Barmer-Vorschlag
"Gleich vorab: Auch wir sehen die Notwendigkeit einer Krankenhausstrukturreform. Wer aber nach mehr als zwei Jahren Pandemie immer noch von Überkapazitäten und Überversorgung spricht, ist entweder zynisch oder lebt an der Realität vorbei. Die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser ist schlechter als je zuvor. Das Vergütungssystem stößt erkennbar an seine Grenzen. Die unzureichende Investitionsfinanzierung durch das Land verschärft die Situation zusätzlich. Der Fachkräftemangel stellt die Kliniken vor immer größere Herausforderungen. Die Bürokratiebelastung der Beschäftigten ist kaum noch zu bewältigen. Da muss sich was tun. Politische Rahmenbedingungen für nachhaltige Krankenhausstrukturen müssen so gestaltet werden, dass die Krankenhäuser ihre volle Leistungsfähigkeit entfalten können. Ordnungspolitisch müssen endlich die Weichen gestellt werden für eine moderne medizinische Versorgung. Das heißt: föderale Verantwortung stärken, Zentralismus entgegenwirken, Krankenhausplanung aktiv gestalten, Versorgungsplanung sektorenübergreifend ausrichten, regionale Versorgungsnetzwerke fördern und ausbauen.
Sachsen-Anhalt verfügt über ein gut gestuftes Krankenhausversorgungssystem. Die Einteilung in Grund-, Spezial-, Schwerpunkt- und universitäre Versorgung ist krankenhausplanerischer Bestandteil des Landes und hat sich gerade unter Pandemiebedingungen bewährt. Die strukturierte Verteilung der Lasten auf viele Krankenhäuser und eine gute Erreichbarkeit sind Grundvoraussetzungen für erfolgreiche Krisenbewältigung und Sicherstellung der alltäglichen Versorgung. Es hat sich gezeigt, dass Netzwerke und Kooperationen sowohl innerhalb der Versorgungsstufen als auch darüber hinaus möglich sind. Eine gestufte Versorgung kann eben auch mit Hilfe regionaler Leistungsabstimmung gewährleistet werden. Die positiven Kooperationserfahrungen während der Corona-Pandemie sind hier ein wichtiger Ratgeber.
Krankenhäuser spielen nicht nur bei der Etablierung regionaler krankenhauszentrierter Versorgungsnetzwerke eine zentrale Rolle sondern auch als ambulante Leistungserbringer und integrierte Dienstleistungszentren in Kooperation und Koordination mit anderen Leistungsanbietern. Hier sehen wir den entscheidenden reformpolitischen Ansatz für eine umfassende sektorenübergreifende Gesundheitsversorgung. Dabei dürfen zu kleinteilige Vorgaben einem flexiblen Personaleinsatz in den Kliniken nicht im Wege stehen. Zudem müssen die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen seitens des Bundesgesetzgebers den Weg ebnen. Vorschläge hierzu hat unser Dachverband, die Deutsche Krankenhausgesellschaft, bereits auf den Tisch gelegt.
Das von der Landesregierung Sachsen-Anhalt in Auftrag gegebene Gutachten, das die zukünftigen regionalen Versorgungsbedarfe bis zum Jahr 2035 ausloten soll, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Planung der Krankenhausstrukturen ist originäre Aufgabe des Landes und sollte es bleiben."