Pressemitteilungen aus Hessen

Drohende Infektionswelle bei Kinderkrankheiten

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Frankfurt, 17. Mai 2023 – Klassische Kinderkrankheiten, wie zum Beispiel Scharlach, sind während der Corona-Pandemie erheblich seltener aufgetreten. Nun können Nachholeffekte die Zahl der Erkrankungen bei älteren Kindern stark verdichten, so ein zentrales Ergebnis aus dem aktuellen Arztreport der Barmer. Demnach sind während der Corona-Pandemie die Scharlach-Wellen, die üblicherweise im ersten Jahresviertel auftreten, nahezu ausgeblieben. „Üblicherweise erkranken viele Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren an Scharlach, nicht jedoch während der Pandemie. Der erwartbare Nachholeffekt kann nun intensiv die bereits etwas älteren Kinder im Schulalter treffen, die noch nicht mit Scharlach infiziert waren. In diesem etwas höheren Alter sind zudem schwerere Krankheitsverläufe möglich als in jüngeren Jahren“, erklärt Martin Till, Landeschef der Barmer in Hessen. Im Jahr 2019 hätten sich noch rund 20.300 Kinder in Hessen mit Scharlach infiziert, die meisten im Alter von vier Jahren. Im Jahr 2021 seien es nur noch rund 1.600 gewesen, was einem Rückgang von über 92 Prozent entspreche. Es sei deshalb gerade jetzt wichtig die Gesundheit der Kinder angemessen zu schützen. Notwendige Besuche in Arztpraxen, die wichtigen Vorsorgeuntersuchungen und die verfügbaren Impfungen gegen Kinderkrankheiten seien hierfür wichtige Bausteine.

Starker Anstieg bei Hand-Fuß-Mund-Krankheit und RSV-Infektionen

Laut Barmer Arztreport sind neben Scharlach auch weitere klassische
Kinderkrankheiten während der Pandemie seltener aufgetreten als 
zuvor. So gingen in Hessen zwischen den Jahren 2019 und 2021 die Infektionen mit Ringelröteln um mehr als 80 Prozent auf rund 470 betroffene Kinder zurück. Auch die Zahl der Kinder, die am Drei-Tage-Fieber erkrankten sank im gleichen Zeitraum um fast 20 Prozent. „Gegen Ende des Jahres 2021 zeigen manche Kinderkrankheiten aber bereits wieder erhebliche höhere Infektionszahlen. Bereits im vierten Quartal 2021 waren mit 1.130 Infizierten mehr Kinder in Hessen vom RS-Virus betroffen, als im gesamten Zeitraum seit dem Jahr 2005“, sagt Martin Till. Auch eine saisonal übliche Infektionswelle mit der Hand-Fuß-Mund-Krankheit sei im Jahr 2020 zunächst ausgeblieben. Im vierten Quartal 2021 seien auch hier die Infektionszahlen stark angestiegen und hätten mit mehr als 7.500 betroffenen Kindern in Hessen nur knapp fünf Prozent unter dem Niveau von 2019 gelegen. „Die Entwicklung der Fallzahlen sollte im Blick behalten werden“, so Till. Es sei nicht auszuschließen, dass auch jetzt die verschobene Saisonalität und neue Infektionsbedingungen unerwartet dynamische Entwicklungen bei Kinderkrankheiten bringen.

Pandemiemaßnahmen bremsen Windpocken zusätzlich aus 

Die seit 2005 rückläufige Zahl der Windpockenerkrankungen sank im Jahr 2021 in Hessen rund 55 Prozent unter das Niveau von 2019 und erreichte einen bisherigen Tiefstand. Bereits vor der Pandemie sorgten vor allem Schutzimpfungen dafür, dass die Diagnoserate der Windpocken sich rückläufig entwickelte. Eine Empfehlung für die Schutzimpfung gegen Windpocken gibt es in Deutschland seit dem Jahr 2004. „Vor der Einführung der Schutzimpfung haben sich mehr als 90 Prozent aller Kinder mit dem für die Windpocken verantwortlichen Varizella-Zoster-Virus infiziert. Von 2005 bis 2019 sank die Diagnoserate bei Kindern bis 14 Jahren in Hessen aber um fast 96 Prozent“, so Till. Landesweit sei im Jahr 2021 nur noch 716 Kindern die Diagnose Windpocken gestellt worden. „Der Rückgang der Fallzahlen ist auch deswegen eine gute Nachricht, da Kinder, die eine Windpocken-Infektion durchgemacht haben, als Erwachsene an einer Gürtelrose erkranken können. So wird auch diese mögliche Folgeerkrankung durch die Impfung ausgebremst“, führt Till weiter aus. 

Keine Versorgungslücken bei Kindern in Hessen

Der Barmer Arztreport zeigt außerdem, dass Kinder in Hessen während der Pandemie ähnlich häufig versorgt wurden wie vor der Corona-Pandemie. So haben im Jahr 2021 rund 93,7 Prozent der Kinder bis 14 Jahre in Hessen mindestens einmal eine ambulante ärztliche Behandlung erhalten. Vor der Pandemie lag die Behandlungsrate mit 95,0 Prozent etwas höher. Bei den Säuglingen und Kleinkindern bis vier Jahre wurden im Jahr 2019 rund 99,4 Prozent in einer Arztpraxis behandelt. 2021 waren es 98,8 Prozent. „Es ist ein wichtiges Ergebnis, dass nahezu alle Babys und Kleinkinder in Hessen während den ersten beiden Jahren der Pandemie wenigstens einmal jährlich bei einer Ärztin oder einem Arzt waren“, so Till. Die häufigsten Gründe für den Arztbesuch seien bei Kindern in Hessen die Behandlung von Atemwegserkrankungen und Virusinfekten sowie die Abklärung von unspezifischen Symptomen durch Laborbefunde gewesen. Für Eltern und Erziehende sei es weiterhin wichtig, mit regelmäßigen Arztkontakten, Vorsorgeuntersuchungen und empfohlenen Schutzimpfungen gegen die Nebeneffekte der ersten Pandemiejahre zu wirken. Dies gelte sowohl für die Gesundheit der Kinder, wie auch die der Erwachsenen.

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