Pressemitteilung aus Hamburg

Ambulant vor stationär beim Operieren: Barmer sieht großes Potenzial

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Hamburg, 20. September 2022 – Die Barmer sieht für die Stadt ein enormes Potenzial beim Thema ambulante Operationen. Studien zufolge könnte mindestens jede zehnte Krankenhaus-OP auch ambulant erfolgen. Die Krankenkassen könnten dadurch die knapper werdenden Finanzmittel im Gesundheitswesen effizienter einsetzen. „Ambulant vor stationär – an diesem Grundsatz wollen wir unser Handeln stärker ausrichten. Das ist auch der Wunsch der Patientinnen und Patienten. Deshalb möchten wir im Dialog mit stationären und ambulanten Versorgern den Bedarf in Hamburg ermitteln und werden dabei natürlich die Strahlkraft der Metropole auf das Umland im Blick behalten. Wichtig ist eine gute Verknüpfung ambulanter und stationärer Versorgung“, sagte Dr. Susanne Klein, Langdesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg im Rahmen einer Fachveranstaltung der Krankenkasse. Der medizinische Fortschritt ermögliche es, kleinere Eingriffe verstärkt in Praxen niedergelassener Ärztinnen und Ärzte vorzunehmen, anstatt dass die Patienten dafür im Krankenhaus aufgenommen werden.

Krankenhäuser durch mehr ambulante Eingriffe entlasten

Ambulante Eingriffe erfolgten qualitativ auf vergleichbar hohem Niveau wie im Krankenhaus. Zudem seien sie oftmals schneller und schonender. Mehr ambulante Operationen könnten außerdem die Krankenhäuser in ihrer personell angespannten Lage entlasten, wenn sich Kliniken auf schwere und komplexe Fälle konzentrierten. Auch die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, Caroline Roos, unterstrich, ein Systemwechsel hin zu mehr ambulanten Operationen sei eine Investition in die Zukunftsfähigkeit des Gesundheitssystems. Über die Notwendigkeit der Ambulantisierung herrsche grundsätzlich Einigkeit, diese dürfe in weiteren Verhandlungsrunden auf Bundesebene nicht zerredet werden. Als Bedingungen für einen gelingenden Strukturwandel nannte sie jedoch gleiches Geld für gleiche ärztliche Leistungen, gleiche Bedingungen für Krankenhäuser und Niedergelassene sowie – in einer Initialisierungsphase von drei bis fünf Jahren – Anreize für mehr ambulante Operationen, damit die Kosten des notwendigen Strukturwandels verlässlich refinanziert werden.

Versorgungsbedarf stärker am Patienten ausrichten

Handlungsbedarf sieht auch die Hamburgische Krankenhausgesellschaft. Der zweite Vorsitzende Jörn Wessel betonte, die Positionen lägen nicht weit auseinander. Allerdings sieht er noch ungeklärte Fragen insbesondere bei der Nachsorge von ambulant operierten Patienten. Beim Thema Vergütung erachte er eine Honorierung als sinnvoll, die einen Anreiz zum ambulanten Operieren biete und in den Folgejahren sukzessive abgesenkt werden könne. Barmer-Landesgeschäftsführerin Klein forderte, stärker vom Patienten her zu denken. Es brauche sektorenübergreifende und bedarfsgerecht geplante Versorgungsstrukturen, um finanzielle und personelle Ressourcen zu bündeln. „Wir wünschen uns für stationäre und ambulante Leistungen eine einheitliche und angemessene pauschale Vergütung. Damit erzeugen wir Anreize, mehr Eingriffe ambulant statt stationär erfolgen zu lassen. Jede weitere medizinisch notwendige Leistung wird darüber hinaus entsprechend vergütet“, so Klein. 

Potenzial für rund 1,9 Millionen Ambulantisierungen

Als ambulante Operation gilt ein Eingriff, der am gleichen Tag wie die Aufnahme und Entlassung des Patienten erfolgt. Nach einer Analyse des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) liegt das Potenzial für Ambulantisierungen bei mindestens zehn bis zwölf Prozent der vollstationären Fälle des Jahres 2019. Hochgerechnet auf alle gesetzlichen Krankenkassen entspricht dies rund 1,9 Millionen Eingriffen mit einer durchschnittlichen Verweildauer von etwa zweieinhalb Tagen und vergleichsweise geringen Fallkosten.

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Mareike Rehberg-Sossidi
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