Es gibt Menschen, die glauben, man dürfe Wasser nicht zweimal oder gar mehrfach aufkochen. Angeblich bilde sich dann „totes Wasser“, das weniger Mineralstoffe enthält oder sogar ungesund sei. Doch was ist dran an dieser weit verbreiteten Küchenweisheit? Beim Erhitzen von Wasser passiert zunächst etwas unspektakulär Physikalisches: Es verdampft. Wird es erneut gekocht, verdampft es ebenfalls, und die im Leitungswasser enthaltenen Mineralstoffe bleiben zurück. Das heißt, je häufiger Wasser aufgekocht wird, desto stärker steigt die Konzentration der Mineralstoffe an. Das betrifft beispielsweise Calcium, Magnesium oder auch Nitrat. Für gesunde Erwachsene ist diese leichte Anreicherung aber in der Regel völlig unproblematisch. Schließlich handelt es sich nicht um neue Stoffe, die plötzlich im Wasser entstehen, sondern schlicht um die natürliche Zusammensetzung des Leitungswassers in etwas höherer Konzentration.Dennoch gibt es Situationen, in denen Vorsicht angebracht ist. In Regionen mit besonders hartem Wasser kann sich durch wiederholtes Aufkochen vermehrt Kalk bilden, sichtbar als weiße Ablagerungen im Wasserkocher. Das ist zwar nicht gesundheitsschädlich, beeinträchtigt aber Geschmack und Funktion des Geräts. Auch wenn das Wasser längere Zeit im Kocher gestanden hat, können sich Stoffe wie Nitrat oder bei alten Hausleitungen geringe Mengen Schwermetalle anreichern. Das ist in der Regel noch immer kein Grund zur Panik, aber für empfindliche Gruppen wie Säuglinge sollte frisches Wasser verwendet werden.Mythen über angeblich „abgestorbenes Wasser“ oder gefährliche chemische Reaktionen durch erneutes Aufkochen halten wissenschaftlicher Prüfung nicht stand. Es entstehen weder Giftstoffe noch verliert Wasser durch das Wiederaufkochen seine Reinheit. Wichtig ist eher, den Wasserkocher regelmäßig zu entkalken und Wasser nicht tagelang stehen zu lassen. Denn abgestandenes Wasser kann geschmacklich beeinträchtigt sein und im Extremfall Keime enthalten, vor allem, wenn es zuvor nicht ausreichend erhitzt wurde.