Das Bild zeigt eine Frau, die eine Hand an ihr Ohr hält.
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Hätten Sie’s gewusst? – Wie entsteht im Ohr ein Tinnitus?

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Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer:

Wenn das Ohr rauscht oder pfeift, leiden Menschen meist unter einem sogenannten Tinnitus aurium, kurz Tinnitus. Insbesondere nach dem Besuch eines lauten Konzertes oder Sportereignisses haben die meisten Menschen bereits einmal unter diesem Phänomen gelitten, waren es jedoch nach kurzer Zeit wieder los. Allerdings kann ein Tinnitus auch zu einem anhaltenden Geräusch im Ohr führen und somit den Alltag stark beeinträchtigen. Die chronische Form, die länger als drei Monate andauert, geht oftmals mit anhaltenden Stresssituationen sowie Schlaf- und Konzentrationsstörungen einher.

Betroffen sind vor allem Menschen, die sich häufig in einer sehr lauten Umgebung aufhalten oder ein akustisches Trauma (Knalltrauma) erleben. Dies wird beispielsweise durch eine Explosion oder einen Schuss hervorgerufen. Hierbei werden direkt die Sinneszellen in der Hörschnecke im Innenohr durch die Schallwellen geschädigt. Besonders häufig tritt ein Tinnitus ab dem 50. Lebensjahr auf, kann jedoch auch bereits im Kindesalter auftreten.

Generell ist das Hören ein sehr komplexer Prozess. Der Schall wird wie durch einen Trichter durch die Ohrmuschel aufgefangen und durch den Gehörgang zum Trommelfell geleitet. Dort erfolgt die Umwandlung der Schallwellen in Schwingungen, die durch die Gehörknöchelchen bis zum flüssigkeitsgefüllten Innenohr weitergeleitet werden. In der Flüssigkeit des Innenohrs befinden sich wiederum spezielle Haarsinneszellen. Die Schwingungsbewegungen reizen die Haarsinneszellen. Dieser Sinnesreiz wird als elektrischer Impuls über den Hörnerv bis zum Gehirn weitergeleitet und dort weiterverarbeitet.

Werden beispielsweise die Hörsinneszellen beschädigt, kann die vielschichtige Verarbeitung gestört werden. Äußere Reize werden dann fehlerhaft oder intensiviert weitergereicht, sodass ein Störgeräusch entsteht. Auch ein mit Ohrenschmalz verstopfter Gehörgang, eine chronische Mittelohrentzündung oder ein geplatztes Trommelfell sowie Probleme mit den Kiefermuskeln oder dem Kiefergelenk können einen Tinnitus verursachen oder verstärken.

Um sich bestmöglich zu schützen, sollte man möglichst lange Aufenthalte in der Nähe sehr lauter Geräusche vermeiden oder dabei zumindest einen Gehörschutz tragen. Sollte das andauernde Geräusch nicht von selbst verschwinden, kann es hilfreich sein, eine HNO-Ärztin oder einen HNO-Arzt aufzusuchen.