Das Bild zeigt einen Mann mit Hexenschuss, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Rücken fasst.
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Hätten Sie's gewusst? Warum heißt der Hexenschuss „Hexenschuss“?

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Dr. med. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer:

Eine einzige falsche Bewegung bei der Hausarbeit, beim Niesen oder beim Anziehen der Socke und schon ist er blitzartig da – der Hexenschuss. Der meist plötzlich auftretende Schmerz im Bereich der Lendenwirbelsäule wird in der Fachsprache als akute Lumbalgie, Lumbago oder Lumbalsyndrom beschrieben. Die Bezeichnung Hexenschuss stammt ursprünglich aus dem Volksmund des Mittelalters. Da man damals noch keine wissenschaftliche Erklärung für den ohne Vorwarnung auftretenden akuten Schmerz hatte und die von Betroffenen oftmals eingenommene Schonhaltung der gekrümmten Haltung einer Hexe ähnelt, schrieb man das Phänomen dem Einfluss einer Hexe und deren finsteren Zauberwerk zu. Nach heutigem Stand der Wissenschaft können die Ursachen für den meist plötzlich einschießenden, stechend und ziehenden Schmerz jedoch sehr vielfältig sein. Mit der Zauberkraft von Hexen haben sie allerdings nichts zu tun. Vielmehr kann eine durch Bewegungsmangel geschwächte Rückenmuskulatur mit verkürzten oder verhärteten Muskeln langfristig zu einer erhöhten Anfälligkeit der schmerzhaften Blockade führen. Auch ungewohnte Bewegungen sowie das lange Verharren in einer Körperhaltung, zum Beispiel das Sitzen am Schreibtisch, kann einen Hexenschuss begünstigen. Feuchte Kälte und kühle externe Temperaturen führen ebenfalls zu Muskelverspannungen, die dem Hexenschuss Vorschub leisten. Zu beobachten ist, dass Betroffene oftmals eine zur Seite oder nach vorne gebeugte Schonhaltung einnehmen, da der Schmerz bei bestimmten Bewegungen oder Stellungen verstärkt scheint. Aus dieser Schonhaltung sollten Betroffene jedoch schnellstmöglich herauskommen und können dies durch Alltagsbewegungen, kurze Spaziergänge und nach Bedarf durch die Einnahme von rezeptfreien Schmerzmitteln unterstützen. Zudem können auch kurzzeitige Wärmeanwendungen durch ein Körnerkissen zur Entspannung sinnvoll sein. Massageanwendungen in der akuten Situation sind wenig hilfreich, denn sie verstärken den Schmerz. Um die Entstehung eines Hexenschusses vorzubeugen, bietet sich gezieltes Rückentraining oder einer Rückenschule unter professioneller Anleitung an. Ebenso stärken Sportarten wie Schwimmen oder Yoga die Muskulatur präventiv. Sollte es doch zu einem Hexenschuss kommen, besteht in der Regel kein Grund zur Panik. Der Zustand bessert sich meist bereits nach kurzer Zeit und sollte spätestens innerhalb von einer Woche vollständig ausheilen. Bleiben die Schmerzen länger, ist es in jedem Fall ratsam, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen um schwerwiegende Schäden wie einen Bandscheibenvorfall ausschließen zu können.