Berlin, 11. September 2025 – In Brandenburg erkranken überdurchschnittlich viele Menschen an einer Sepsis. So erlitten 396 von 100.000 Versicherten im Jahr 2023 eine sogenannte Blutvergiftung. Das sind 41 Prozent über dem Bundesdurchschnitt, der bei 280 Erkrankungen je 100.000 lag. Behandlungserfolg und Überlebenschance von Sepsis-Patientinnen und -Patienten sind umso besser, je früher und zuverlässiger der auslösende Erreger ermittelt wird. Vor diesem Hintergrund hat sich die Barmer an dem bundesweiten Innovationsfonds-Projekt „DigiSep“ beteiligt. Untersucht wurde, ob die Diagnostik mit digital gestützten Methoden präziser und zuverlässiger werden kann. Die bisherigen Erkenntnisse zeigen, dass im Unterschied zu herkömmlichen Verfahren die digitalen Methoden den Erreger bereits zu Sepsis-Beginn vier Mal häufiger ermitteln. Drei Tage nach Eintritt einer Sepsis findet das neue Verfahren den richtigen Erreger sogar zehnmal häufiger. „Bei einer Blutvergiftung entscheidet der Faktor Zeit häufig über Leben und Tod. Dank der schnellen digital gestützten Identifikation des Erregers können Leben gerettet werden. Wenn sich das Verfahren weiterhin bewährt, sollte es zügig in die Regelversorgung kommen“, fordert Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg anlässlich des Welt-Sepis-Tages am 13. September.
Sepsis vor allem bei älteren Menschen
Welches Potenzial die Ergebnisse der „DigiSep“-Studie einmal haben könnten, unterstreichen die Daten des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) zur Häufigkeit von Sepsis-Erkrankungen. Diese ist regional sehr unterschiedlich. Außer in Brandenburg erlitten Menschen in Thüringen und Sachsen mit 476 beziehungsweise 445 Betroffene je 100.000 Versicherte besonders häufig eine Blutvergiftung. In Hamburg war die Betroffenheit mit 195 je 100.000 im Jahr 2023 am geringsten. „Eine Sepsis kommt vor allem bei älteren Menschen vor. Deshalb kann sie in Bundesländern mit einem höheren Altersdurchschnitt häufiger auftreten. Gerade bei älteren, mehrfach erkrankten Patientinnen und Patienten ist eine schnelle Behandlung besonders wichtig. Hier kann die neue molekulargenetische Technologie zu einem zentralen Bestandteil der Diagnostik werden“, sagt Leyh.
Herkömmliche Ermittlung der Erreger zeitaufwendig
Bei einer Sepsis kann die körpereigene Abwehrreaktion auf eine Infektion mit durch Bakterien oder Viren so heftig ausfallen, dass Organe und Gewebe massiv geschädigt werden oder gar ganz versagen. Das macht die Erkrankung lebensbedrohlich. In Deutschland erleiden jährlich bis zu 300.000 Menschen eine Sepsis. Mindestens 85.000 sterben an oder mit der „Blutvergiftung“. In herkömmlichen Verfahren erfolgt die Ermittlung der Erreger durch Anlegen einer Blutkultur. Da die Identifizierung auf diese Art Tage dauern kann, erfolgt die Behandlung bis zum Ergebnis mit einem Breitbandantibiotikum.
An dem Innovationsfondsprojekt „DigiSep“ nehmen bundesweit 24 Kliniken teil. In der Region Berlin/Brandenburg sind es die Charité und das Evangelische Krankenhaus Luckau. Mehr Informationen unter www.digisep.de
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