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Kindliche Skoliose: Wenn die Wirbelsäule aus den Fugen gerät

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Häufig ist es nur ein Zufallsbefund, wenn bei Kindern und Jugendlichen eine verformte Wirbelsäule, die sogenannte Skoliose, festgestellt wird. Die dreidimensional verformte Wirbelsäule kann unbehandelt zu weitreichenden gesundheitlichen Problemen führen. Je früher die Skoliose erkannt wird, desto besser sind die Chancen, entgegenzusteuern und Schlimmeres zu verhindern.

Eine beginnende Skoliose verursacht zunächst keine Schmerzen und ist im Anfangsstadium oft nur schwer zu erkennen. Ist sie nicht besonders stark ausgeprägt, verursacht sie nur geringe Beeinträchtigungen. Je nach Schweregrad können später allerdings Rücken- und Nackenschmerzen, Muskelverspannungen und Kopfschmerzen, aber auch Probleme mit Knien und Fußgelenken auftreten. Im Alter werden die Schmerzen häufig schlimmer, die Beweglichkeit ist zunehmend beeinträchtigt. „Bei einer Skoliose ist die Wirbelsäule nicht nur nach rechts oder links verbogen, sondern zusätzlich sind die Wirbelkörper um ihre eigene Achse verdreht“, erklärt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer. Woher diese Verformung genau kommt, ist bei mehr als 80 Prozent der Betroffenen nicht eindeutig.

Vermutet werden verschiedene Ursachen. Neben einer genetischen Veranlagung kann auch ein ungleichmäßiges Wachstum der Rückenmuskulatur ein möglicher Skoliose-Auslöser sein. „Die Wirbelkörper verdrehen sich, wenn eine Seite der Rückenmuskeln schneller wächst als die andere. Besonders stark ist diese Verdrehung in der Pubertät, wenn die Kinder immer wieder einem Wachstumsschub unterworfen sind. Auch die hormonelle Veränderung in dieser Zeit wird als Auslöser diskutiert“, so Marschall.

Ein Fortschreiten möglichst verhindern

Bei Mädchen tritt die Skoliose etwa drei Mal häufiger auf als bei Jungen. Festgestellt wird die Erkrankung häufig erst im Alter von zehn bis 12 Jahren, wenn die Verformung schon weiter fortgeschritten ist. Besteht der Verdacht, nimmt der Orthopäde eine umfassende Untersuchung vor, in der er die Stellung des Beckens, die Höhe der Schulterblätter, die Kopfhaltung und die Beinlängen überprüft. Ein wichtiger Hinweis ist auch der sichtbare Rippenbuckel oder eine Lendenwulst beim Vorbeugen. Das Röntgenbild liefert letzte Gewissheit und lässt die genaue Vermessung der Wirbelsäule zu, anhand derer der Schweregrad der Skoliose festgestellt wird. „Das wichtigste Ziel bei Kindern und Jugendlichen mit einer Skoliose ist es, das Fortschreiten während der Wachstumsphase möglichst zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, schon beim ersten Verdacht einen Arzt aufzusuchen, und in regelmäßigen Abständen zur Kontrolle zu gehen“, so Marschall.

Die Therapieart- und Dauer richtet sich sehr nach dem Grad der Skoliose. Ist der Patient noch sehr jung und noch lange nicht ausgewachsen, ist die Gefahr besonders groß, dass sich die Skoliose verschlechtert. Allerdings besteht, wenn die vorliegende Krümmung noch nicht zu weit fortgeschritten ist, mit regelmäßiger Krankengymnastik eine gute Chance, die Erkrankung in den Griff zu bekommen. „Das A und O bei der Therapie einer Skoliose ist die Mitarbeit des Patienten. Regelmäßige physiotherapeutische Übungen, um die Muskulatur zu stärken, oder beispielsweise auch das Training im Schwimmverein sind erfolgversprechende Maßnahmen, um einem Fortschreiten der Krümmung entgegenzuwirken“, weiß Marschall. Eine weitere Maßnahme ist die Orthesentherapie, das sogenannte Korsett. Dieses muss fast den gesamten Tag und die ganze Nacht getragen werden, und bedeutet für die Betroffenen erhebliche körperliche Einschränkungen und oft sehr große seelische Belastungen. „Gerade in der Pubertät leiden die Teenies darunter, wenn sie deutlich sichtbar ein Korsett tragen müssen und ‚anders’ sind als Gleichaltrige“, so Marschall. Im schlimmsten Fall muss eine Wirbelsäulenoperation vorgenommen werden. Diese wird aber in der Regel so weit wie möglich herausgezögert, weil in dem operierten Bereich anschließend kein Wachstum mehr möglich ist.